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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Bewerbung für das Erasmus+-Programm lief über die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, an die ich bis Ende Januar meine Bewerbung inklusive von drei Präferenzen für Universitäten in Frankreich schickte. Bereits Mitte Februar erhielt ich die Zusage für die Universität in Paris für den „Spring Term“, der dort von Januar bis Mai geht. Da dies noch circa ein Jahr hin war, musste ich nach der Annahme des Platzes erst einmal eine Weile nichts tun. Im Herbst erhielt ich dann durch das International Office und die Sciences Po eine Einladung, mich formell auf der Plattform von Sciences Po zu bewerben. Hier musste ich einen Lebenslauf, ein Foto, ein Motivationsschreiben und meine Sprachtest hochladen. Kurze Zeit danach folgte dann die Aufnahme an die Sciences Po. Während der Bewerbung konnte ich eine der „Schulen“ innerhalb der Sciences Po auswählen, es gibt zum Beispiel die „Research School“, die Journalism School und die Paris School of International Affairs, die alle unterschiedliche Masterprogramme und Kurse anbieten. Ich habe mich bei der Paris School of International Affairs beworben, die sieben Masterstudiengänge umfasst. Somit hatte ich eine Ansprechpartnerin bei der Paris School of International Affairs, eine Ansprechpartnerin im Austauschbüro der Sciences Po und das International Office in Potsdam.


Studienfach: Politikwissenschaften (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 05/2023

Gastuniversität: Sciences Po Paris

Gastland: Frankreich

Im November erhielt ich die notwendigen Dokumente in der Outgoing-Veranstaltung des International Office. Im Dezember gab es eine Info-Session von der Sciences Po aus, in der erklärt wurde, welche Kurse Austauschstudent*innen wählen dürften, wie das Semester funktioniert und welche Fristen gelten. Darauf basierend habe ich Anfang Januar (es gibt nur einen Tag, an dem es möglich ist) erstmal alle meine Kurse gewählt. In der ersten Woche ist es erlaubt, sich aus Kursen auszutragen oder sie zu tauschen. Dies muss per Email bei der/dem Studiengangskoordinator*in angefragt werden und ist sehr üblich. Über den Verteiler der Sciences Po erhielt ich auch die Einladung, an der Welcome Week teilzunehmen, die eine Woche vor Kursbeginn für alle Austauschstudent*innen gemacht wird (Kosten: 250 Euro). Bei Sciences Po gibt es drei IT-Systeme mit denen gearbeitet wird. Einmal gibt es die Plattform „Scolarité“, über die beispielsweise die Kurse gewählt werden, die administrative Einschreibung gemacht wird und über die die Kursbewertung stattfindet. Dann gibt es Moodle für alle Kursinhalte und Abgaben von Arbeiten (außer sie werden per Mail eingereicht). Zuletzt arbeitet Sciences Po mit Google zusammen und jede*r Student*in bekommt eine Gmail-Adresse als Uni-Emailadresse. Alle Emails der Uni werden an die Gmail-Adresse versandt und auch bei Gruppenarbeiten ist es sehr üblich Google Docs zu nutzen.

Studium an der Gastuniversität

An der Paris School of International Affairs gibt es sieben Master und dementsprechend eine breite Auswahl an Kursen. Jeder Master hat den Common Core Block, in dem spezifische Kurse angeboten werden. Dann gibt es die Concentration Programs, diese sind in thematische und regionale Konzentrationen unterteilt. Ich schätze, dass alleine hier schon 100 Kurse zur Auswahl stehen, da es wirklich sehr viel Auswahl gibt. Außerdem kann auch das special feature belegt werden, dort lassen sich zum Beispiel Projekte umsetzen. Außerdem können auch Methodenkurse über das Segment „Quantitative Skills“ belegt werden. Darüber hinaus lassen sich auch Kurse aus dem Common Core Curriculum wählen, dies sind Einführungskurse, die für Sciences Po Studierende mit 4 ECTS und für Erasmus-Studierende mit 6 ECTS bewertet werden. Es gibt Sprachkurse, die mit 4 ECTS gewertet werden und das Centre für Entrepreneurship & Writing, wo man unterschiedlichste Kurse von Screen Writing bis Public Speaking belegen kann. Für Sport- und Kulturveranstaltungen, z. B. die Teilnahme am Chor oder beim Sport können 2 ECTS angerechnet werden, ebenso für die Welcome Week, in der an einem Methodenkurs teilgenommen wird. Um einen Überblick über die Kurse zu bekommen, würde ich empfehlen auf die Seite eines Masters zu gehen, der einen interessiert. In meinem Falle ist diese hier abrufbar: www.sciencespo.fr/psia/content/master-environmental-policy.html. Dort kann man dann weiter unten auf die Kurse für jedes Semester klicken und die große Übersicht öffnet sich. Die Kursbeschreibung ist in Google Drive hinterlegt, es wird also die Sciences Po Gmail-Adresse gebraucht, um sich den Syllabus anzuschauen. Die Sciences Po bietet eine Vielzahl an Kursen mit externen Expert*innen an. Einige meiner Bekannten hatten Kurse mit Diplomaten, die für Blockseminare angereist sind und einen Blick in die Praxis vermittelt haben. Auch werden Professor*innen eingeladen, die an anderen Universitäten lehren. Einer meiner Kurse wurde von einem Professor aus Bangladesh gemacht, der diesen in der ersten Hälfte über Zoom abhielt. Ein anderer meiner Kurse wurde von zwei Expert*innen der OECD unterrichtet und drehte sich um ihr Arbeitsfeld. Somit ließ sich ein guter Einblick in die Realität gewinnen. Die Anforderungen der Kurse können variieren, in meinen Kursen wurden sehr viele Gruppenarbeiten eingefordert. Bereits während des Semesters gibt es schon viele Abgaben und es gibt im März Midterms, z. B. in Form von Hausarbeiten oder Klausuren. Bisher wurden die Arbeiten, die ich abgegeben habe, sehr großzügig bewertet. Grundsätzlich können bis zu 20 Punkte vergeben werden, in der Realität entsprechen aber 12 Punkte dem Durchschnitt. 14 Punkte sind eine gute Leistung und alles darüber ist außerordentlich gut. So wie an allen Universitäten schwanken die Bewertungen zwischen den Professor*innen. Am Ende der Kurse werden die Studierenden im Vergleich zum Rest der Gruppe eingeordnet, sodass sich die eigene Leistung besser einschätzen lässt. Das Studienklima war meiner Erfahrung nach sehr gut, die anderen Student*innen sind sehr leistungsbereit, was in Gruppenarbeit zu positiven Erfahrungen führen kann. Herausfordernd ist aber zum Beispiel, dass es eine Anwesenheitspflicht in den Kursen gibt und die Terminkalender von fünf Personen schwierig zu vereinen sind. Es gibt zwei recht große und nah beieinanderliegende Campi, die ein ziemliches Campusgefühl erzeugen. Da ich nur Kurse aus einem Master gewählt hatte, traf ich auch regelmäßig Leute in Kursen wieder und konnte so recht einfach Verbindungen aufbauen. Der einzig negative Punkt, den ich anzubringen hätte, ist, dass Sciences Po eher wie eine Ausbildung funktioniert. In allen Kursen mussten wir Policy Recommendations machen, das wissenschaftliche Arbeiten ist eher auf das Zusammenschreiben von Literatur begrenzt und die Arbeiten sind sehr kurz, weswegen eine vertiefte Auseinandersetzung mit vielem gar nicht nötig oder möglich ist. Ich hatte das Gefühl, dass Studierende darauf trainiert werden, später als Berater in Umfeldern zu arbeiten, wo Zeitdruck vorherrscht und lernen, schnell die großen Knackpunkte zu identifizieren, aber nicht tiefgründig Expertise aufbauen. Die technische Ausstattung in Sciences Po ist sehr gut und die grundsätzliche Betreuung auch. Die Verwaltung ist sehr gut ansprechbar und antwortet schnell auf Emails und der Kontakt zu Dozierenden ist eng. Die Student*innen haben grundsätzlich keine Hemmungen Professoren anzuschreiben. Es gibt zwei Bibliotheken auf den zwei Campussen, die aber insgesamt eher wenig Sitzplätze haben. In der Stadt gibt es aber eine Vielzahl an Bibliotheken und es können auch Plätze an der Sciences Po im Voraus reserviert werden.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Die Sciences Po ist eine sehr internationale Universität, bei der mehr als die Hälfte der Studierenden einen internationalen Hintergrund hat. Dies zeigt sich auch in den (englischsprachigen) Kursen, in denen ich mit Studierenden aus allen Ländern zusammen gemischt war. Dies hat die Kurse sehr bereichert und häufig waren die Beiträge der unterschiedlichen Personen genau so interessant wie der Kursinhalt. Kontakte lassen sich recht einfach aufnehmen, da es viele Veranstaltungen und Gruppenarbeiten gibt. Außerdem ist der Campus klein genug, um schnell Menschen wiederzutreffen. Da ich bereits vor dem Auslandsaufenthalt ein Französisch-Sprachniveau von B2/C1 hatte, war es für mich auch kein Problem französischsprachige Studierende kennenzulernen. Außerdem habe ich mich in einer Initiative (außerhalb der Sciences Po) engagiert und dadurch Französ*innen kennengelernt. Es gibt auch ein Sport,- Kultur- und Musikangebot, das Möglichkeiten für Kontakte bietet. In der Welcome Week habe ich die anderen Austauschstudent*innen kennengelernt, der Kontakt war aber nicht so stark, da ich danach keine Kurse mehr mit meinen Bekannten hatte.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor meinem Aufenthalt hatte ich ein Französisch-Sprachniveau von B2/C1, was sich nun auf C1 gesteigert hat. Da ich in der Schulzeit in einer französischen Schule in Montréal war, war das „französische“ Französisch für mich in einigen Situationen neu und ich konnte mein Vokabular erweitern. Außerdem habe ich einen Französisch-Sprachkurs an der Universität belegt, in dem wir uns vertieft mit Satzkonstruktionen und Grammatik auseinandergesetzt haben. Meine Kurse waren auf Englisch, da es nur ein sehr begrenztes französisches Angebot innerhalb des Masters Umweltpolitik gab.

Wohn- und Lebenssituation

In Paris habe ich bei einer älteren Dame gewohnt, die regelmäßig ein Zimmer in ihrer Wohnung an Studierende vermietet. Die Wohnung war im 11. Arrondissement und hatte Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, Küche und Bad. Der Kontakt hat sich zufällig über eine Bekannte ergeben, die dort während ihres Erasmus gewohnt hat. Viele der anderen Erasmusstudierenden haben in der Cité Universitaire gewohnt oder über Internetseiten Zimmer gefunden. Die Mieten sind sehr hoch (600 bis 1000 Euro für ein Zimmer), aber im Vergleich zu Berlin sind die Zimmer nicht so schnell weg/es gibt mehr Auswahl. Es gibt kein Semesterticket, somit kann ein Monatspass gekauft werden (ca. 60 Euro), ich bin allerdings mit dem Fahrrad gefahren. Es gibt ein öffentliches Share-Bike System namens Velib, das sehr günstig ist. Die Fahrradinfrastruktur ist sehr gut ausgebaut und es gibt mehr Platz für Radfahrende als in Berlin. Problematisch war nach meinem Gefühl die Art der Französ*innen im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Viele beachten rote Ampeln konsequent nicht, es ist meistens sehr voll und alle wollen in unterschiedliche Richtungen. Ich habe mich dann aber schnell dran gewöhnt und mich mit Helm sicher gefühlt. Aufgrund der Kürze der Zeit habe ich kein Bankkonto in Frankreich eröffnet und mit meiner DKB-Karte gezahlt, was immer möglich war. Für die Krankenversicherung reicht die europäische Krankenversicherung aus, über die Universität wurde außerdem eine erweiterte Krankenversicherung automatisch abgeschlossen. Ich war mehrfach bei Mediziner*innen und konnte meine Rechnungen im Anschluss direkt bei meiner deutschen Krankenkasse einreichen und habe die Summe erstattet bekommen. Die Lebenshaltungskosten in Paris sind höher als in Berlin, vor allem für Restaurants und Bars. Es gibt allerdings viele Nischen, die es mir ermöglicht haben, vergleichbare Lebenskosten wie in Berlin zu haben. Zum Beispiel kann in Bouillons (traditionelle franz. Küche) gegessen werden, einige Bars bieten Bier für 5 Euro auch außerhalb der Happy Hour an und es gibt viele „solidarische“ Orte, an denen das gezahlt wird, was den eigenen Möglichkeiten entspricht (z. B. Les petites cantines, maison du zéro déchet, la roquette). Es gibt außerdem auch Supermärkte (nous anti gaspi), die Nahrungsmittel nah am Mindesthaltbarkeitsdatum verkaufen, die dadurch günstig sind. Auch Aldi und Lidl lassen sich in Paris finden. Paris bietet eine Vielzahl an Museen, kulturellen Aktivitäten, historischen Orten oder nette Cafés. Auf dieser Website gibt es einen Überblick über alle aktuellen Ausstellungen: programmedesexpos.paris. Es gibt sehr viele Konzerte, die auch häufig kostenlos sind. Außerdem lässt es sich immer spazieren. Oft bin ich einfach losgelaufen und habe dabei historische Orte entdeckt oder eine neue, schöne Gegend.

Studienfach: Politikwissenschaften (M.A.)

Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 05/2023

Gastuniversität: Sciences Po Paris

Gastland: Frankreich


Rückblick

Im Allgemeinen hat mich die Stadt Paris sehr begeistert und für sich eingenommen. Es gibt ein großes Angebot an allen möglichen Aktivitäten, die Leute waren auch sehr interessiert und die Uni sehr gut. Eine weniger gute Erfahrung war für mich die Idee von Männlichkeit, die in Frankreich noch weit verbreitet ist. Regelmäßig habe ich merkwürdige Interaktionen mit Männern gehabt, die teilweise aufdringlich waren, insbesondere auf Partys. Ich habe das Gefühl, dass die Berliner Partyszene sehr viel fortschrittlicher ist.

Frankreich

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