Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich ein Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt für einen Erasmus-Platz beworben (im Januar). Ich studiere Linguistik im Kontext an der Uni Potsdam und konnte daher zwischen den Angeboten der Sprach-Fachbereiche wählen. Ich habe mich sowohl bei der Romanistik als auch bei der Anglistik beworben und im Februar Zusagen aus beiden Bereichen bekommen. Innerhalb kürzester Zeit musste ich mich dann entscheiden, welchen Platz ich annehmen wollte und die anderen Absagen. Ich habe mich für die University of Eastern Finland bzw. die Itä-Suomen yliopisto in Joensuu, Finnland entschieden.
Studium an der Gastuniversität
In der ersten Uniwoche finden einige Infoveranstaltungen statt, in denen man alles wichtige über die Uni und das Leben in Finnland erfährt. Es sind zwar viele Infos auf einmal, aber man kann sich die Präsentationen jederzeit später online nochmal anschauen, wenn man eine bestimmte Info sucht.
Das Studium in Finnland ist ganz anders aufgebaut, als ich es aus Deutschland kannte. Das Semester beginnt Anfang Januar und endet Ende Mai. Die Kurse finden jedoch in der Regel nicht über den gesamten Zeitraum statt. Stattdessen gibt es Kurse, die nur ein bis zwei Monate andauern. Außerdem gibt es Self-Study-Kurse für die man nie einen Kurs besuchen muss, sondern sich selbst einteilt, wann man die Hausarbeit oder die Klausur (je nach Vorgabe) schreibt.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
In meinen Kursen waren hauptsächlich internationale Studierende, die ihren gesamten Master an der UEF machen, daher hatte ich nicht die Möglichkeit Kontakte mit finnischen Studierenden zu knüpfen. Man bekommt aber bereits vor Beginn des Aufenthalts einen Tutor von der Uni zugeteilt, der einen bei Fragen und Problemen unterstützen kann. Mein Tutor hat beispielsweise meinen Wohnheimschlüssel für mich abgeholt und mich nach meiner Ankunft vom Bahnhof zum Wohnheim begleitet.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt angefangen einen Finnisch A1 Kurs zu besuchen und vor Ort noch einen von der Uni belegt. Die Sprache ist sehr anspruchsvoll und man hat nicht wirklich viele Gelegenheiten sie zu nutzen, aber ich bin trotzdem ein paar Grundlagen für mich gelernt zu haben.
In Finnland können viele Menschen Englisch sprechen, sodass man fast nie auf die Landessprache angewiesen ist. Und wenn ich doch mal Menschen begegnet bin, die kein Englisch konnten, hat man sich trotzdem irgendwie verständigen können.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich bei Joensuun Elli auf ein Wohnheimzimmer beworben, sobald ich meine Zusage und Studienbestätigung von der UEF erhalten habe. Es gibt zwei Wohnheime in der Stadt in denen die allermeisten Erasmus-Studierenden untergebracht werden. Das schöne daran ist, dass man seine Freunde zum Teil direkt nebenan hat. In der Regel gibt es in den Wohnheimen Dreier-WGs, die nach Geschlechtern getrennt sind. Ich war in Latolankatu untergebracht. Von dort fährt der Bus 1 in die Innenstadt, seltener auch die 11 und mit ein bisschen Fußweg die 2 oder 12, die bis zur Uni fahren. Ich habe mir für die erste Zeit Monatstickets für den Bus geholt, weil bis April Schnee lag. Spätestens ab Mai sind dann die meisten auf Fahrräder umgestiegen. Bei Kansalaistalo kann man zu fairen Konditionen Fahrräder tage-, wochen- oder monatsweise mieten. Über den folgenden Link findest du dazu mehr Informationen: https://www.kansalaistalo.fi/en/bike-rental/.
Obwohl die Stadt nicht besonders groß ist, gibt es genügend Freizeitangebote. Du kannst Kurse des Hochschulsports besuchen: https://xn--sykett-gua.fi/joensuu. JEIS, der Club für internationale Studierende, bietet verschiedenste Veranstaltungen an: Karaoke, Trivia Nights, Partys, Sitsits (ein typisch Finnisches Event) und vieles mehr. Ich habe mich selbst bei JEIS als Active Member engagiert und dadurch einige Vorteile gehabt. Das kann ich dir nur empfehlen.
Das schönste an Joensuu ist aber definitiv die Natur drumherum. Geh einfach mal raus und spaziere drauf los oder suche dir einen Wanderweg in der Umgebung aus. Von Latolankatu ist es nicht weit zum Fluss und von dort erreichst du schnell einen meiner Lieblingsorte: Utransaari. Das ist eine Insel auf dem Fluss, die sich im Winter für Spaziergänge und im Frühlings wie Sommer für BBQs anbietet. Das gleiche gilt für Kuhasalo, eine Halbinsel am See. Ein weiteres Highlight ist ein Ausflug in den Koli Nationalpark. Im Winter kannst du mit einem Bus bis zum Skigebiet oder dem Besucherzentrum fahren oder dir ein Auto mieten, um dorthin zu kommen. Nach dem Ende der Skisaison fährt der Bus, soweit ich weiß, leider nicht mehr. Im Koli stehen dir dann viele Möglichkeiten für Wanderungen offen. Aber Vorsicht: Im Winter sind hier Spikes für die Schuhe dringend zu empfehlen, da die Wege sehr vereist sind.
Studienfach: Linguistik
Aufenthaltsdauer: 01/2025 - 06/2025
Gastuniversität: University of Eastern Finland
Gastland: Finnland
Rückblick
Ich habe meine Zeit in Joensuu sehr genossen und würde mich jedes Mal wieder für diesen Ort entscheiden. Für mich waren es vor allem die Leute, die meinen Aufenthalt so besonders gemacht haben, weshalb ich einfach jedem ein Auslandssemester empfehlen kann, egal für welchen Ort man sich entscheidet.
Joensuu kann ich jedem empfehlen, der nicht gerne in einer Großstadt lebt. Hier ist es angenehm ruhig und man kommt schnell raus in die Natur. Man muss sich allerdings darauf einstellen, dass die Jahreszeiten hier etwas anders ablaufen, als man es gewöhnt ist. Der Winter ist lang und zum Teil sehr kalt. Die niedrigste Temperatur, an die ich mich erinnern kann, waren -22 Grad. Wir hatten sehr lange Schnee, aber leider nie besonders hoch. Wenn du im tiefen Schnee einsinken möchtest, musst du in den Koli fahren. Im Mai wird es dann frühlingshaft mit bis zu 20 Grad, aber darauf sollte man sich besser nicht verlassen.
Ich kann es sehr empfehlen auch mal die Stadt zu verlassen und zu reisen. Ich kann sowohl die angebotenen Reisen von Jeis x Timetravels nach Lappland und die Lofoten empfehlen als auch auf eigene Faust etwas zu organisieren. Viele von uns sind z. B. nach Helsinki, Tallinn, Tampere oder Turku gefahren.
Sonstige Hinweise
Denk daran dich nach deiner Ankunft beim DVV zu registrieren, damit du deinen Finish Identity Code bekommst. Dadurch wird auch deine Adresse registriert und du musst den Code bei der Uni einreichen. Den ID-Code musst du außerdem vorzeigen, wenn du mal zum Arzt oder ins Krankenhaus musst. Ich spreche da leider aus Erfahrung und war froh, mich rechtzeitig registriert zu haben.