Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitung meines Aufenthalts in Australien hat für mich Ende April 2024 begonnen. Nach dem Zusammenstellen und Abschicken meiner Bewerbungsunterlagen zum 01.06.2024 folgte noch ein Interview mit dem International Office, vor dem ich ehrlich gesagt ziemlich aufgeregt war, denn wenn ich mich richtig erinnere, gab es für die Macquarie University nur 4 Plätze. Ich habe mich darauf vorbereitet, indem ich schon einmal herausgearbeitet habe, welche Kurse ich gern besuchen würde und wie diese zeitlich und fachlich in mein Studium passen würden. Ein wenig Vorwissen über Australien, Sydney und die Uni kann auch nicht schaden. Alles in allem war es am Ende tatsächlich viel entspannter als gedacht und Ende Juni habe ich die Zusage bekommen.
Mit der Macquarie University erfolgte die Kontaktaufnahme im Herbst, als sie mir den Offer Letter für das Semester geschickt haben. Man musste ausfüllen, dass man den Offer annimmt und das Dokument zurückschicken, das ging eigentlich alles recht unkompliziert.
Im Vorhinein sollte man sich am besten bei seinem Hausarzt über Impfungen informieren, vor allem wenn man beispielsweise davor oder danach noch in Asien stoppen möchte. Ich war auf dem Weg nach Australien in Singapur und Indonesien, da dadurch auch der Anreiseweg nicht so lang war und dafür habe ich einige Impfungen gebraucht. An der Uni Potsdam habe ich mich für das Semester außerdem beurlauben lassen und darum sollte man sich auch zeitnah kümmern.
Ein großer Kostenfaktor war das Visum, das man für den Auslandsaufenthalt brauchte. An manchen Unis in Australien darf man mit dem Working Holiday Visas der Subclass 417 oder 462 studieren, an der Macquarie University geht das jedoch nicht! Man braucht das Subclass 500 Studentenvisum und das kostet ca. 900€.
Krankenversichert war ich über Medibank. Die haben eine Kooperation mit der Uni und Informationen dazu kann man im Offer Letter finden. Ich habe um die 200€ für das ganze Semester bezahlt, was wirklich günstig ist. Die Versicherung habe ich zum Glück nie in Anspruch nehmen müssen, aber man muss bei der Uni nachweisen, dass man versichert ist, also kann ich nur empfehlen, sie direkt über Medibank abzuschließen.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem ist zumindest in meiner Fachrichtung recht ähnlich gewesen, wie in Deutschland, was aber daran gelegen hat, dass ich mir als International Student meine Kurse frei aussuchen konnte. Meine Freund*innen, die ihr ganzes Degree in Australien machen, hatten einen deutlich vorgegebeneren Studenplan, aber das ist für Internationals nicht relevant. Ich habe mich entschieden, 30 LP zu machen und dazu habe ich mir 3 Units ausgesucht, die zu meinen Studien an der UP passen. Die Macquarie University benutzt eine Website namens eStudent, auf der man seine Kurse finden und sich einschreiben kann. Am Anfang ist es natürlich etwas ungewohnt, aber es gibt gerade in den ersten Wochen ganz viele Hilfsangebote auf dem Campus, falls man dazu Fragen hat. Es ist an der MQ generell so, dass neue Kurse eröffnet werden, wenn die Gelisteten voll sind. Man muss also keine Angst haben, in eine Unit nicht reinzukommen! Generell kann ich jedem, der hier studiert nur ans Herz legen, das Ganze mit Geduld anzugehen. Oft dauert es eine Weile, bis alles freigeschaltet ist und man Zugriff auf seinen eStudent Account hat etc., da darf man nicht ungeduldig werden.
Meine Lehrveranstaltungen waren im Allgemeinen gut organisiert. Eine Unit bestand bei mir immer aus einer Vorlesung und einem dazugehörigen Tutorium. Die Vorlesungen waren fast immer online und man konnte sie in eigenem Tempo durcharbeiten, dann die Texte der jeweiligen Woche lesen und im Tutorium mit seinen Komilliton*innen sprechen und den Stoff vertiefen. Ich hatte das Gefühl, die Anforderungen variieren von Studiengang zu Studiengang stark, denn ich hatte tatsächlich weniger zu tun, als in Deutschland, habe aber von Anderen gehört, dass sie mit dem Workload ganz schön zu kämpfen hatten und kaum Zeit für Freizeit gehabt haben, vorallem gegen Ende des Semesters. Wenn man sich gut organisiert und die Vorlesungen nicht schleifen lässt, kann man aber definitiv gute Leistungen erzielen und ich habe die Bewertungen als sehr fair empfunden.
Einer der größten Unterschiede war, dass man die Lehrenden mit Vornamen ansprechen durfte und das Studienklima etwas entspannter war als in Deutschland. Außerdem gingen meine Präsenztutorien nur 60 Minuten, wodurch ich effektiv nur 3 Zeitstunden die Woche in der Uni war und den Rest online und in Eigenarbeit erledigt habe. Die Lehrenden waren auch immer gut per Mail erreichbar und haben sich immer sehr bemüht, zu helfen, wenn man eine Frage hatte.
Der Campus der MQ University wurde vor ein paar Jahren erst grundlegend saniert und somit war die technische Ausstattung sehr gut. Es gibt viele Computer und Drucker, die Bibliothek und die Unigebäude haben auch am Wochenende offen, manchmal sogar bis 00:00. Es mangelt also definitiv nicht an Infrastruktur zum Arbeiten und Lernen.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Um Kontakte zu knüpfen, sollte man auf jeden Fall die Angebote der Orientation Week vor Semesterbeginn nutzen. Da kommt man schnell ins Gespräch mit Leuten aus aller Welt und da habe ich auch meine besten Freund*innen hier kennengelernt. Die Uni bietet auch viele Clubs und Societies an, ich war beispielsweise Mitglied der Arts & Craft Society und im MQ Women‘s Collective.
Tatsächlich fand ich es aber recht schwierig, gute Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen, was vor allem daran lag, dass viele vorm Studium schon in Sydney und Umgebung gelebt haben und somit oft schon mit Freund*innen an der Uni gestartet sind. Ich habe in meinen Tutorien mit einigen Australier*innen zusammengesessen und viel über Land und Leben hier gelernt, aber jenseits des Klassenraums habe ich meine Zeit zu 90% mit anderen Internationals aus Indonesien, Frankreich und Österreich verbracht. Das fand ich aber gar nicht so schlimm, denn es war super interessant, so viel Neues über verschiedene Kulturkreise und die Herkunftsländer meiner Freund*innen zu lernen.
Man sollte außerdem nicht verunsichert sein, wenn man nicht direkt am ersten Tag gute Kontakte knüpft! Man trifft besonders am Anfang des Semesters so unfassbar viele Leute, mit denen man sich gut versteht, aber es hat in meinem Fall definitiv einige Wochen gedauert, bis sich herauskristallisiert hat, mit wem man sich besonders gut versteht und mit wem man gerne mehr Zeit verbringen will.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Dadurch, dass ich Anglistik studiere, hatte ich schon vor meinem Aufenthalt in Australien ein sehr gutes Englischlevel und war es gewöhnt, auf English zu studieren, aber ich habe gemerkt, dass es sich hier auf jeden Fall noch einmal verbessert hat. Dadurch, dass man auch in seiner Freizeit viel Englisch redet und täglich mit der Sprache konfrontiert ist, hat sich meine Sprachkompetenz vor allem in diesen Bereichen sehr erweitert. Man lernt auch viel Aussie-Slang, was echt lustig ist. Anfangs hatte ich teilweise auch Probleme, den Akzent zu verstehen, aber daran gewöhnt man sich schnell und ich bin dankbar für die Erfahrung, in einem Land gelebt zu haben, in dem ich mich auf einer Zweitsprache verständigen musste.
Wohn- und Lebenssituation
Direkt vorab: der Wohnungsmarkt in Sydney ist nichts für schwache Nerven und die Unterkunft war bei mir und all meinen Freund*innen der größte Kostenfaktor. Dennoch sind alle untergekommen und es gibt definitiv Wege, hier eine Bleibe zu finden.
Ich habe mich im November für das Central Courtyard Accomodation Wohnheim der Uni beworben und einen Platz in einem Twin Room, also einem geteilten Zimmer, bekommen. Das Ganze hat mich im Monat ca. 650€ gekostet und anfangs war ich wirklich skeptisch, denn dafür, dass ich nicht mal einen Raum für mich hatte, kam mir das recht teuer vor. Ich kann das CCA Wohnheim jedoch nach der Zeit hier wärmstens empfehlen, denn man ist direkt auf dem Campus, hat kostenlosen Zugang zum Uni-Gym, alle 2 Wochen kommt ein Cleaning-Service, der Küche und Bad putzt und es werden ganz viele Angebote (Movie Night, Essen, Wanderungen, Basteln) für die Bewohner veranstaltet. Wenn man bereit ist, ein paar Kompromisse zu machen, kommt man definitiv auch in einem geteilten Zimmer zurecht. Ich hatte eine Mitbewohnerin aus Frankreich, mit der ich mich sehr gut verstanden habe und im Rückblick war es sogar gut, den Twin Room zu wählen, denn so hatte man direkt Anschluss und war weniger allein. Ich habe auch sonst von Niemandem gehört, der mit seinen Mitbewohner*innen gar nicht zurechtgekommen ist.
Das CCA bietet auch Einzelzimmer in WGs und Studio Apartments an, aber die starten ab 900€/Monat aufwärts. Die Miete wird hier übrigens oft wöchentlich oder 14-tägig gezahlt.
Einige meiner Freund*innen haben im Student Village North Ryde oder im Iglu Chatswood gelebt, die von der Uni aus auch gut zu erreichen sind. Es sieht da ähnlich aus mit den vielfältigen Angeboten, aber dort zahlt man auch mindestens 250€ bzw. 350€ die Woche für ein Zimmer in einer WG. Alternativ kann man auch auf flatmates.au oder ähnlichen Websites schauen, aber da sollte man im Hinterkopf haben, dass der Wohnungsmarkt in Australien recht spontan ist und sich darauf einstellen, vielleicht erst Last Minute eine Unterkunft zu finden.
Der einzige Nachteil daran, campusnah zu wohnen ist, dass man relativ weit entfernt von Stränden ist. Dadurch, dass ich nur von Montag bis Mittwoch ein paar Stunden Zeit in Präsenz auf dem Campus verbringen musste, hat es mir gar nicht so viel genützt, so nah an der Uni zu wohnen, denn dafür bin ich an allen anderen Tagen immer recht viel unterwegs gewesen. In die Innenstadt kommt man mit der Metro zwar relativ schnell (30 Min.), aber wenn man ans Meer will, ist man schon mindestens eine gute Stunde unterwegs, oft auch länger.
Die Öffis nutzt man hier mit der sogenannten Opal Card, die man auflädt und dann an der Station beim Ein- und Aussteigen an einen Sensor halten muss. Die Karte hat ein maximales Limit von 50$ pro Woche, also wenn man die 50$ abgefahren hat, fährt man quasi kostenlos, aber das summiert sich auch schnell. Ich habe fast jede Woche mein Limit ausgereizt und kam so auf ungefähr 1200$, also um die 700€ nur für Öffentliche Verkehrsmittel.
Es ist ratsam für die Umgebung um Sydney herum ein Auto zu haben, vor allem, wenn man gerne in der Natur ist. Ich habe mich bei GoGet Carsharing registriert und mir ab und an für einen Tag ein Auto ausgeliehen für Ausflüge. Das kann ich jedem empfehlen, der sich für die Zeit kein eigenes Auto holen will. Innerhalb der Stadt macht ein Auto hier auch gar keinen Sinn, denn ich hatte das Gefühl, man steht mehr im Stau als alles andere, deshalb waren Metro und Zug für mich da oft die bessere Alternative.
Ich habe kein australisches Konto eröffnet, da ich nebenbei nicht gearbeitet habe. Wenn man arbeiten möchte, sollte man das aber auf jeden Fall machen und es geht auch unkompliziert. Es ist jedoch relativ schwierig hier einen Job zu finden, vor allem in Uninähe, da natürlich viele Studierende auf der Suche nach Arbeit sind.
Ich habe meine Ausgaben hier immer mit meiner Visacard bezahlt und hatte als Notfallkarte noch eine Mastercard dabei. In Australien geht zumindest in den Städten so gut wie alles mit Karte, ich habe nur 2-3 Mal Bargeld benutzt.
Lebenshaltungskosten
Der größte Unterschied war für mich, wie gesagt, der Wohnungsmarkt. Ich würde auf jeden Fall ca. 1000€ Miete pro Monat einplanen, je nachdem wie viel Komfort man möchte.
Einkaufen war ich immer im Aldi, denn die haben die günstigsten Preise. Wenn man nichts super exotisches oder spezielles Einkaufen möchte, dann sind die Preise in einem ähnlichen Rahmen wie in Deutschland. Coles und Woolworths haben ansonsten auch oft gute Angebot, vor allem, was Obst/Gemüse und Süßigkeiten angeht.
Das Großartige an Sydney ist, dass hier so gut wie alle Kulturen der Welt vertreten sind und man sich somit durch ganz viele Landesküchen probieren kann. Gerade durch die vielen Einwanderer aus Asien gibt es eine riesige Auswahl an verschiedenen Gerichten, die ich in Europa wohl so authentisch nie hätte probieren können. Wenn man ein wenig sucht, findet man auch viele Restaurants, die nicht überteuert sind und das sollte man sich definitiv auch ab und an gönnen.
Ich hatte das Gefühl, dass Freizeitaktivitäten etwas teurer sind, als in Deutschland, aber das kommt auch darauf an, was man gern machen möchte. Der Kostenpunkt für eine Surf-Lesson oder eine Schnorcheltour lag jeweils bei ca. 80€. Es gibt aber auch viele Aktivitäten, die man kostenlos unternehmen kann, wie zum Beispiel so gut wie alle Museen im Zentrum Sydneys, Yoga unter der Harbour Bridge oder Spaziergänge zu tollen Aussichtspunkten, wie in Palm Beach oder Watson’s Bay. Die MQ Buddies veranstalten auch oft Ausflüge, z.B. in die Blue Mountains, den Zoo oder Freizeitparks, bei denen man als Student nur den halben Preis zahlt.
Neben der Miete habe ich für Einkäufe, Essen, Shopping und Aktivitäten pro Woche im Schnitt nochmal 80€-140€ ausgegeben, aber das hängt sehr vom individuellen Konsumverhalten ab.
Studienfach: Kulturwissenschaft / Anglistik
Aufenthaltsdauer: 02/2025 - 07/2025
Gastuniversität: Macquarie University
Gastland: Australien
Rückblick
Sydney ist eine tolle Stadt und mir wurde definitiv nicht langweilig während meines Semesters hier. Es gibt überall etwas Neues zu entdecken und das Studieren hat an der Macquarie University auch Spaß gemacht. Man wird in Sydney sicherlich auch das ein oder andere Mal Freizeitstress spüren, denn gerade als ich die ersten Wochen hier war, wollte ich am liebsten so schnell wie möglich alles erkunden, neue Leute kennenlernen und ganz viel sehen, aber ich habe gemerkt, dass man doch genug Zeit hat, um ganz viele schöne Ecken zu entdecken und Erinnerungen zu schaffen.
Eine Sache, die ich noch empfehlen kann: reist unbedingt auch woanders hin! Es gibt in der Mitte des Semesters eine zweiwöchige Mid-Session-Break und eigentlich soll man diese zum Lernen nutzen, aber ich war unterwegs. Man muss auf jeden Fall für die Uni arbeiten, aber man darf auch nicht vergessen, dass man gerade auf einem ganz anderen Kontinent ist, auf dem überall neue Orte warten. Meine Highlights in der Zeit hier waren mein Tasmanien-Roadtrip und die Reise an die Gold Coast. Vor allem, wenn man die Natur mag und zum ersten Mal in Australien ist, wird man total fasziniert sein und die Möglichkeiten haben abseits der Städte richtig schöne Campingtrips und Wanderungen zu machen.
Obwohl die Planung des Semesters einiges an Organisation und Geduld erfordert hat, würde ich es jederzeit wieder machen und mich auch noch einmal für Sydney entscheiden.