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Praktikum am Institut für Biomedizin der Universität São Paulo

Mir hat das Auslandspraktikum geholfen mich beruflich zu orientieren. Um einen Mehrwert aus so einem Praktikum zu ziehen, sollte man sich vorher im Klaren sein, was man erwartet. Ob einem der kulturelle Aus-tausch reicht oder ob man großen Wert darauf legt sich fachlich weiterzuentwickeln. Man sollte man sich gut über den Praktikumsgeber informieren und direkt danach fragen, was man tun haben wird. Das würde ich rückblickend auch anders machen.


Studienfach: Ernährungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 06/2013 – 11/2013

Praktikumsgeber: Universität Sao Paulo

Gastland:Brasilien

Vorbereitung & Finanzierung

Auf der Suche nach einem Auslandspraktikum im naturwissenschaftlichen Bereich empfiehlt es sich meiner Meinung nach, immer auch bei den Professoren anzufragen. Denn viele Professoren unterhalten Koopera-tionen mit Arbeitsgruppen im Ausland. In meinem Fall war dies die Kooperation zwischen meinem Profes-sor der Biochemie Prof. Dr. Gerhard Püschel der Universität Potsdam und Prof. Dr. Marilia Seelaender des Departments für Zellbiologie und Histologie am Institut der Biomedizin der Universität Sao Paulo. Mein Professor stellte mich direkt einem Post Doc aus Brasilien vor, der gerade selbst für einen Auslandsauf-enthalt in Potsdam war. So erfuhr ich aus erster Hand, was die Forschungsziele der brasilianischen Arbeits-gruppe waren und hatte Hilfe bei organisatorischen Fragen.

Die Bewerbung war unproblematisch, ich habe lediglich ein nettes Anschreiben, mit einem kurzen Lebenslauf und einer aktuellen Leistungsübersicht per Email verschickt und bekam darauf direkt eine positive Rückmeldung. Die Kommunikation per Email verlief überraschend gut, die Professorin antwortete schnell und schickte die erforderlichen Dokumente für das Visum rechtzeitig. Da das Praktikum nicht vergütet wurde, gab es lediglich eine uni-interne Praktikumsver-einbarung, die hauptsächlich dazu diente mir die Vorzüge eines regulären Studenten zu ermöglichen, wie günstiges Mensaessen oder die kostenlose Nutzung der Sportangebote der Universität. Finanzierung des Auslandspraktikums.

Um das Praktikum zu finanzieren habe ich mich für das PROMOS Stipendium der Universität Potsdam be-worben. Dazu habe ich die auf der Homepage angegebenen Unterlagen zusammengestellt und eingereicht. Ich bekam ein Teilstipendium über 1000 Euro mit denen ich meine Unterkunft finanzieren konnte. Meinen Lebensunterhalt musste ich allerdings aus eigenen finanziellen Mitteln bestreiten. Da ich mich relativ spon-tan, mitten im Abgabestress der Masterarbeit, für ein Auslandspraktikum entschieden habe, hatte ich kaum Zeit ausreichend Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten zu sammeln. Es empfiehlt sich aber dafür mehr Zeit zu investieren.

Allen, die Bafög beziehen, rate ich zum Auslands-Bafög. Eine Auslandsversiche-rung die man für das Visum braucht ist relativ kostspielig, beim ADAC habe ich für 6 Monate 250€ bezahlt. Für meine erneute Reise nach Brasilien habe ich mich für die „sta-travel“ Reiseversicherung der HanseMer-kur entschieden, der Beitrag für ein Jahr beträgt 522€. Anders als bei der ADAC-Versicherung gibt es bei der Hansemerkur jedoch keinen Selbstbehalt. Studenten der Universität Sao Paulo werden am Uniklinikum sogar kostenlos behandelt, wenn man etwas Geduld hat. Zum Teil sind auch viele Medikamente kostenlos.

Aufenthalt im Gastland

Die Wohnungssuche verlief einfach, da ich sie komplett einem Bekannten in Sao Paulo anvertrauen konnte. Diesen hatte ich im Studentenkeller kennengelernt. Kontakte zu Landsleuten knüpfen bevor man in ein Fremdes Land reist halte ich immer für sinnvoll. Vermutlich kann man auch bei den hiesigen Praktikumsportalen (PROMOS, IAESTE) Hilfe zur Kontaktfindung bekommen. In Sao Paulo ist es ohne Portugiesisch-Kenntnisse und Kontakte eher schwer günstige Wohnungen zu finden. Es gibt ein Internationales Portal in dem man privat untervermietete Zimmer finden kann, die zwar gut ausgestattet, aber sehr teuer sind (z.B. 600 Euro für 2 Wochen). Die Studentenwohnheime der Unis sind voll und die Wartelisten lang. Studenten und Berufsstarter leben in Sao Paulo oft in sogenannten Republikas. Das sind Wohnanlagen in denen einzelne Zimmer vermietet werden. Die Preise variieren stark. Haupt-sächlich zählt die Lage. In Sao Paulo ist es wegen der hohen Kriminalitätsrate wichtig darauf achten. Meine Republika war ziemlich teuer (190 Euro monatlich für 6 qm (!)), aber die Gegend war auch abends sicher, ich konnte die Uni in 40 Minuten zu Fuß erreichen oder war in 6 Minuten bei Bus und U-Bahn. Auch in Uni-Nähe aber weit ab vom U-Bahn-Netz konnte man für 100 Euro ein Zimmer bekommen. Aber das war für mich keine Option, da ich mich am Wochenende oft der City verabredet hatte.


Man merkt schon, Sao Paulo ist ein teures Pflaster. Auch Lebensmittel sind relativ teuer. Bei Milcherzeugnissen muss man mit bis zu 50% mehr rechnen und auch Wurst ist teuer. Allerdings ist Fleisch für die gute Qualität sehr günstig. Obst ist auch günstig. Etwas sparen kann man beim Essengehen. Gerichte sind etwa 30-40% billiger und es gibt sogenannte „Portionen zum teilen''. Kino ist so teuer wie in Deutschland und Club-Eintritte sind meistens relativ happich (bis zu 15 Euro). Als Frau hat man allerdings gute Karten und bezahlt nichts bzw. weniger als Männer. Getränke in Clubs sind leider auch selten billiger als in Deutschland.

Bei kulturellen Angeboten (Museen, Konzerte, Theater) bekommen Studenten immer 50% Rabatt. Hostels in Brasilien sind günstig, ein Zimmer in Rio in der Nähe der Copacabana gibt es schon für 10 Euro/Nacht. Es sei denn, es ist Feiertag oder eine Großveranstaltung in der Stadt, dann wird man gnadenlos abgezogen.


Der öffentliche Nahverkehr könnten in Brasilien definitiv ausgebaut werden. Ein Bus- bzw. U-Bahn-Ticket kostet einen Euro. Damit kann man zumindest im U-Bahn-Netz unbegrenzt hin und her fahren. Verlässt man allerdings das U-Bahn-System, werden z.B. für den Anschlussbus wieder 1 Euro fällig. Kauft man eine elektronische aufladbare Fahrkarte, werden bei Umsteigen innerhalb von 2 h nur 60 % für den Anschluss abgebucht. Wenn man sich nicht sicher ist, wo man aussteigen muss, kann man den Bezahlmann im Bus bitten Bescheid zu sagen, dazu sollte man etwas Portugiesisch sprechen oder aufschreiben. Klappt immer, Brasilianer sind sehr hilfsbereit.
Banken gibt es wie in Deutschland an jeder Ecke, aber nicht bei allen, kann man mit der Kreditkarte Geld abheben. Einerseits würde ich nicht dazu raten mit viel Bargeld herum zu laufen andererseits empfehle ich auch nicht überall mit der Kreditkarte zu bezahlen, ich habe erlebt dass bei einem Freund die Kartendaten ausgespäht wurden - 1000 Euro Schaden.


In einer Metropole wie Sao Paulo ist immer was los. Wer gerne weggeht kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. Es gibt viele Konzerte und viele Ausstellungen. Wer abends in Sao Paulo unterwegs ist, sollte nicht allein losziehen. Im Zweifel ist das Taxi immer die sichere Alternative. Taxifahrer warten in der Regel auch bis man sicher in der Haustür verschwunden ist. Wenn man seine Umgebung im Auge behält und ein bisschen gesunden Menschenverstand an den Tag legt, kann man sich auch ohne übertriebene Paranoia in Sao Paulo frei bewegen. Auch für Sportfreunde gibt es genug Möglichkeiten sich auszuleben. Was aber gerne vergessen wird, Sao Paulo ist nicht am Strand, zu schönen Stränden ist man mindestens 3 h mit dem Auto unterwegs. Naturliebhaber laufen Gefahr in den Häuser-schluchten depressiv zu werden. Das Umland von Sao Paulo wartet aber mit schönen Regionen auf, leider ist man da oft auf den PKW angewiesen.

Zufriedenheit mit dem Praktikum & Persönlicher Mehrgewinn

In Deutschland ist man eher strukturiertere Praktika gewohnt. In Brasilien war der Beginn des Praktikums etwas chaotisch. Ohne Portugiesisch war die Kommunikation mit den Kollegen teilweise nicht möglich. Ein portugiesisch-Kurs oder Spanischkenntnisse sind daher auf jeden Fall für eine Tätigkeit in Brasilien von Vorteil. Dennoch waren alle sehr freundlich und es herrschte meistens eine nette Arbeitsatmosphäre. Portugiesisch ist aber nicht allzu schwer und so konnte ich mich nach 3 Monaten ausreichend gut verständigen und war gut in die Gruppe integriert.


Eine direkte Praktikumsbetreuung gab es leider nicht und so brauchte ich etwas mehr Zeit um mich im Labor zurechtzufinden. Anfangs unterstützte ich die Kollegen bei den laufenden Experimenten und der Probensammlung im Krankenhaus. Später arbeitete ich mich gezielt in die für mich relevanten Methoden ein. Die Professorin beauftragte mich außerdem damit, einen 20 seitigen Projektplan auszuarbeiten um damit ein Stipendium zu beantragen. Dieses Projekt wird jetzt meine Doktorarbeit. Ich habe weiterhin einen Portugiesischkurs und einige Biologievorlesungen besucht.

Fachlich habe ich viel gelernt. Besonders der Einblick in die klinische Ernährung war sehr interessant, da ich auch bei der Probennahme im Krankenhaus dabei sein konnte. Durch die Ausarbeitung des Projektantrages habe ich mich in ein neues Thema einarbeiten können. Außerdem kann ich mir das Praktikum vollständig als Spezialisierungsmodul anrechnen lassen. Obwohl ich ohne jegliche Portugiesisch Kenntnisse nach Brasilien gefahren bin, konnte ich mich in relativ kurzer Zeit durch Hilfe von Kollegen, Freunden und dem Sprachkurs im Alltag auf Portugiesisch verständigen.
Das Projekt, das ich während meines Auslandsaufenthaltes geschrieben habe wird das Projekt meiner Doktorarbeit werden, das ich im Februar an der Universität von Sao Paulo beginnen möchte. Die Arbeit in der Forschungsgruppe bietet mir gute Laborbedingungen und die Möglichkeit in vielen internationalen Kooperationen Kontakte zu knüpfen. Durch die Vorlesungen, im Rahmen derer ich viele Vorträge halten muss kann ich meine Präsentationsfähigkeiten ausbauen und ich denke die Konfrontation mit den zahlreichen zukünftigen Herausforderungen wird mich fit für die Arbeitswelt machen.

Studienfach: Ernährungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 06/2013 – 11/2013

Praktikumsgeber: Universität Sao Paulo

Gastland:Brasilien


 

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