Skip to main content

Unterwegs in Namibia – Tag 2: Wissensaustausch

Potsdamer Forschende in der afrikanischen Savanne

Der zweite Tag unseres Feldkurses beginnt pünktlich um 9 Uhr mit einem aufschlussreichen Vortrag von Dr. Stefan Liehr zum Thema „Sozioökologische Systeme (SÖS) verstehen“. Er führt uns in das Konzept der Kipppunkte der Wüstenbildung ein und beleuchtet die Dynamik von SÖS genauer. Wir diskutieren, wie scheinbar kleine ökologische oder soziale Veränderungen schnelle und oft irreversible Veränderungen in Ökosystemen auslösen können – diese besser zu verstehen, ist eine entscheidende Voraussetzung für eine nachhaltige Landbewirtschaftung.

Im Anschluss an den Vortrag nehmen wir an einer anspruchsvollen, aber unterhaltsamen Gruppenübung teil, die sich mit der Bewirtschaftung von Weideland als SÖS befasst. Jede Gruppe identifiziert und diskutiert wichtige Einflussfaktoren wie Überweidung, finanzieller Druck auf Landwirte, Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen, Verbuschung und Entwicklung der Vegetationsbedeckung. Anschließend arbeiten wir daran, Feedback-Schleifen und Managementstrategien zu erarbeiten, die Kipppunkte entweder auslösen oder verhindern können. Die Übung verdeutlicht, wie komplex und vernetzt ökologische und soziale Prozesse letztlich sind, und betont, dass Weideland als integriertes Sozioökologisches Systeme verstanden und bewirtschaftet werden muss.

Nach dem Mittagessen leitet Dr. Clara Nesongano eine interaktive Sitzung zum Thema Biodiversitätsbewertung. Gemeinsam diskutieren wir das Konzept der Biodiversität, Methoden zu ihrer Bewertung und ihre entscheidende Rolle für die Aufrechterhaltung von Ökosystemleistungen – insbesondere unter sich ändernden klimatischen Bedingungen. Die Sitzung regt uns dazu an, kritisch darüber nachzudenken, wie Biodiversität die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Ökosystemen unterstützt.

Anschließend hält Dr. Mark Bilton, lokaler Koordinator von NamTip, einen spannenden Vortrag über Forschungsdesign, wobei er sich besonders der Frage widmet, wie wissenschaftliche Forschung effektiv durchgeführt werden kann. Er betont, wie wichtig es ist, die Forschungsfrage klar zu definieren, das untersuchte System zu verstehen und geeignete Maßstäbe und Methoden auszuwählen. Seine Kernbotschaft ist klar: „Versuchen Sie nicht, alles zu beantworten – beantworten Sie eine gute Frage gut.“ Doktorandin Lisa-Maricia Schwarz von der Universität Potsdam schließt mit einer Sitzung zur Bewertung des Degradationszustands der Grasnarbe. Sie stellt uns wichtige Indikatoren für den Zustand von Weideland vor, darunter Bodenverlust und -degradation, Bodenbedeckung, Produktivität, Bestand an mehrjährigen Gräsern, exotische und invasive Arten sowie Indikatoren auf Parzellenebene. Diese messbaren Kriterien liefern einen Überblick über den Zustand des Weidelands und dienen als Grundlage für Bewirtschaftungsmaßnahmen.

Zum Abschluss des Tages hält Katrin Zimmer einen Vortrag über die Bewertung des Degradationszustands der Bodenschicht. Sie betont die entscheidende Rolle des Bodens für das Funktionieren von Ökosystemen, insbesondere die Bedeutung der organischen Kohlenstoffvorräte im Boden als Schlüsselindikator für die Bodengesundheit. Außerdem stellt sie die Weltreferenzbasis für Bodenressourcen (WRB) vor, ein internationales Bodensystem, das einen standardisierten Rahmen für die Beschreibung und den Vergleich von Böden weltweit bietet.

Link zur NamTip-Website: https://www.uni-potsdam.de/en/namtip