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Gegendiagnose III – Kollektive Krisensitzung und psy-kritische Perspektiven: Buchvorstellung & Diskussion

Corona hat einmal mehr gezeigt, wie soziale Ungleichheit wirkt, und wie unterschiedlich Menschen von Corona betroffen waren. Die Diskussion über psychische Krisen wurde während der Corona-Krise zwar stärker in den öffentlichen Dialog integriert, doch dies bedeutet keine Enttabuisierung von Krisenerfahrungen. Denn medial wurde hauptsächlich auf Depressionen fokussiert, während andere Zustände wie Schizophrenie oder dissoziative Identitätsstrukturen weitgehend tabuisiert blieben.

Die aktuelle Gegendiagnose fragt nicht nur nach der Unterschiedlichkeit von Krisenerfahrungen, sondern vor allem nach alternativen Herangehensweisen an psychische Krisen, nach kollektiven Praxen, die traditionelle „professionelle Hilfe“ nicht als die einzige Option ansehen. Die Gegendiagnose plädiert für einen gesellschaftskritischen Umgang mit den Psy-Disziplinen, während gleichzeitig eine Romantisierung des psychischen Leidens als nonkonformistischer Ausdruck abgelehnt wird.

Kim Wichera und Esto Mader stellen das Buchprojekt „Gegendiagnose“ vor, ein Sammelband mit Beiträgen, die sich kritisch mit Psychiatrie, Psychologie, Therapie und Beratung auseinandersetzen.

Lilian Schwerdtner spricht über die Pathologisierung von Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Sie zeigt in ihrem Vortrag die gesellschaftliche Problematisierung und Pathologisierung der Betroffenen auf. Betroffene bekommen oft den Rat, eine Therapie zu machen. Aus dem Fokus gerät mit solchen Ratschlägen eine Kritik an gesellschaftliche Strukturen, die sexualisierte Gewalt begünstigen. Lilian Schwerdtner analysiert den Zusammenhang von Trauma, Stigma und Therapie.

Stephan Antczack stellt das Berliner Theater der Verrückten (TdV) vor. Das TdV ist ein Ensemble krisenerfahrener Menschen, das sich mit ästhetischen und theatermäßigen Mitteln für gesellschaftliche Veränderung, gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Problemen und die individuelle Genesung einsetzt. Das Theater der Verrückten stellt Macht- und Unterdrückungsverhältnisse in Frage und bietet einen alternativen Raum der Begegnung.

Veranstaltungsart

Vortrag/Vortragsveranstaltung

Sachgebiet

Chancengleichheit und Diversität

Universitäts-/ Fachbereich

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Termin

Beginn
20.12.2023, 18:00 Uhr
Ende
20.12.2023, 20:00 Uhr

Veranstalter

Funktionsstelle Geschlechtersoziologie & Koordinationsbüro für Chancengleichheit

Ort

Universität Potsdam, Campus III - Griebnitzsee, Haus 6, H01
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam
Lageplan

Kontakt

Hannah Weber
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

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