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Better World Award 2025

Algen als Proteinquelle

Foto: Sigrid Reede
Kerstin Kosanke (LAND BRANDENBURG LOTT GmbH), Prof. Dr. Dieter Wagner (Universität Potsdam), Preisträgerin Valeriya Denisova und Laudator Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg (Universität Potsdam) v.l.n.r.

Gewonnen hat in diesem Jahr die 31-jährige Ernährungswissenschaftlerin Valeriya Denisova, die seit 2022 im Masterstudiengang an der Universität Potsdam forscht. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit der Makroalge Ulva compressa beschäftigt – ursprünglich von der Nordseeinsel Helgoland bekannt, konnte sie mithilfe des salzhaltigen Grundwassers in Brandenburg in Binnengewässern kultiviert werden. Angesichts der wachsenden Bevölkerung auf der Erde gewinnt Algenbiomasse für eine gesunde und nachhaltige Ernährung weltweit an Bedeutung. Das ressourcenschonende Verfahren, das kaum Fläche und kein Süßwasser braucht, trägt nicht zuletzt mit der Bindung von Kohlendioxid während des schnellen Algenwachstums zum Klimaschutz bei.

Foto: Gelfa Grünbacher
Die Preisträgerin Valeriya Denisova und ihr Selbstgebackenes

Besonders hervorzuheben ist der praxisnahe Ansatz: Nicht nur die Kultivierung, sondern auch die Verwertbarkeit stand im Fokus. Valeriya Denisova demonstrierte dies während der Preisverleihung mit selbstgebackenen Muffins, Quiches, Butter und Brot, in die die Alge integriert war – geschmacklich vergleichbar mit Spinat. 

Die Jury lobte insbesondere den regionalen Bezug und die Umsetzbarkeit der Forschung: „Es geht nicht allein um Laborarbeit, sondern um Transfer in die Praxis“, so Prof. Hans Henning von Grünberg von der Universität Potsdam bei der Laudatio. 

Die Alge überzeugt durch ihr Aminosäureprofil, das dem von Soja sehr ähnlich ist – mit etwas weniger Proteinen, dafür jedoch einem höheren Anteil an Ballaststoffen und Antioxidantien. Zudem benötigt sie wenig Süßwasser und kein Ackerland – ein vielversprechender Ansatz angesichts wachsender Weltbevölkerung und knapper werdender Ressourcen. 

Ein Pilotprojekt des Leibniz‑Institut für Gemüse‑ und Zierpflanzenbau (IGZ) in Bad Saarow soll demnächst starten, in dessen Rahmen Valeriya Denisova ihre Forschung weiter in die Anwendung überführt. 

Insgesamt waren sechs Forschende mit Ihren Masterarbeiten oder Dissertationen nominiert. Die Nominierten zeigen eindrucksvoll, wie Forschung ganz konkret zur Lösung zentraler Zukunftsfragen beitragen kann – von digitalem Energiesparen über Menschenrechte im Klimaschutz bis hin zur globalen Pandemievorsorge. Neben Valeriya Denisova waren dies:

Vincent Beermann

Dissertation:Designing and Evaluating Green Nudging Interventions
Vincent Beermann erforscht, wie digitale Informationssysteme – etwa Apps oder Abrechnungsportale – so gestaltet werden können, dass sie Menschen zu einem nachhaltigeren Verhalten im Alltag motivieren. Seine Studien zeigen, dass bereits durch ansprechende Datenvisualisierungen und gezieltes Feedback deutliche Energieeinsparungen möglich sind – auch ohne finanzielle Anreize.
Transferpotenzial: Anwendung in der Wohnungswirtschaft, Entwicklung von Designrichtlinien sowie Bildungs- und Beteiligungsangebote rund um Energieverbrauch und Nachhaltigkeit.


Nora Jauer

Dissertation:Die UN-Menschenrechtsvertragsorgane und der Klimawandel
Nora Jauer analysiert erstmals umfassend, wie die UN-Menschenrechtsorgane den Klimawandel rechtlich behandeln und welche Verpflichtungen sich daraus für die Vertragsstaaten ergeben. Ihre Arbeit zeigt, wie eng Menschenrechte und Klimaschutz miteinander verbunden sind – und liefert neue Impulse für juristische, politische und gesellschaftliche Diskussionen.
Transferpotenzial: Grundlage für Politikberatung, Klimaklagen und internationale Zusammenarbeit im Bereich „Klima und Recht“.


Tessa Möller

Masterarbeit:Multi-century Global Mean Sea Level Rise under Policy-Relevant Overshoot Scenarios
Tessa Möller untersucht, wie sich der Meeresspiegel bis zum Jahr 2500 entwickelt, wenn die globale Temperatur zeitweise über das 1,5-Grad-Ziel steigt. Ihre Modellierungen zeigen, dass selbst kurzzeitige Überschreitungen langfristige Folgen haben – etwa dauerhafte Meeresspiegelanstiege und häufigere Überschwemmungen in Küstenregionen.
Transferpotenzial: Grundlage für Anpassungsstrategien, politische Kommunikation und nachhaltiges Wasserressourcenmanagement.


Paul Mougeolle

Dissertation:Transnational Climate Due Diligence
Paul Mougeolle befasst sich mit der rechtlichen Verankerung von Klimasorgfaltspflichten im internationalen und nationalen Recht. Anhand aktueller Gerichtsentscheidungen zeigt er, dass Unternehmen und Staaten zunehmend grenzüberschreitend für Klimaverantwortung in die Pflicht genommen werden.
Transferpotenzial: Unterstützung von NGOs und Klimaklagen, Impulse für Gesetzgebung und Unternehmenspraxis sowie Beiträge zu Politikberatung und öffentlicher Aufklärung.


Ayrin-Sophie Piephoh

Masterarbeit:Pandemieversorgung beginnt im Regenwald – warum die Gesundheit von Menschenaffen uns alle betrifft
Ayrin-Sophie Piephoh erforscht, wie Atemwegsviren zwischen Menschen und Bonobos übertragen werden – und welche Bedeutung das für die globale Pandemievorsorge hat. Ihre Arbeit verdeutlicht, dass Artenschutz, Gesundheit und Klimaschutz eng miteinander verbunden sind.
Transferpotenzial: Öffentlichkeitsarbeit, politische Maßnahmen zu Hygiene und Monitoring, lokale Bildungs- und Mentoringprogramme im Sinne von „One Health“.

Die Arbeiten der Nominierten verdeutlichen, dass wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen. Sie zeigen Wege auf, wie Wissen in wirksames Handeln übersetzt werden kann – für eine lebenswerte, gerechte und nachhaltige Welt.

 

Foto: Gelfa Grünbacher
Die Preisträgerin Valeriya Denisova und ihr Selbstgebackenes