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Von schwindenden Gletschern und nassen Füßen - Bericht vom Landschaftspraktikum 2023 (Master Geoökologie)

Auf dem Weg von der Hohen Muth zum Gaisbergferner
Foto: A. Bronstert

Studieren muss nicht immer in überfüllten Hörsälen stattfinden, manchmal hat man auch die Möglichkeit aus erster Hand von der Natur selbst zu lernen. Mitte September hatten die Masterstudierenden der Geoökologie diese Gelegenheit und besuchten das Ötztal in Tirol.


Heute mal ein anderer Hörsaal: Themenvortrag Gletscher am Kesselwandferner
Foto: A. Herzog
Heute mal ein anderer Hörsaal: Themenvortrag Gletscher am Kesselwandferner

Zwei Wochen lang wurden verschiedene Themenkomplexe aus dem Studiengang behandelt und an konkreten Beispielen erklärt und untersucht. Dazu gehörten die Bereiche Klimatologie, Hydrologie, Glaziologie, Landschaftsökologie und Geomorphologie. Aber auch der Einfluss des Tourismus auf die Landschaft und die Naturgefahren im Hochgebirge wurden thematisiert.

 

Heute mal ein anderer Hörsaal: Themenvortrag Gletscher am Kesselwandferner
Foto: A. Herzog
Heute mal ein anderer Hörsaal: Themenvortrag Gletscher am Kesselwandferner

Am Proviantdepot, im Schatten des Hintereisferners, konnten die Studierdenden aktuelle Forschung hautnah erleben.
Foto: A. Herzog
Am Proviantdepot, im Schatten des Hintereisferners, konnten die Studierdenden aktuelle Forschung hautnah erleben.

Knapp zwei Wochen zuvor wurden das Ötztal und der Tiroler Raum von schweren Unwettern heimgesucht. Zahlreiche Überschwemmungen beschädigten große Teile der Infrastruktur, doch dank der erstaunlichen Effizienz der österreichischen Straßenbauunternehmen stand der Exkursion glücklicherweise nichts im Wege. So konnten sich die Studierenden selbst ein Bild davon machen, welche Auswirkungen Hochwasserereignisse im Alpenraum haben und wie es zu solchen Ereignissen kommen kann. 

Das Programm war dicht gepackt und beinhaltete neben vielen Fachvorträgen von eingeladenen Experten auch themenbezogene Vorträge der Studierenden selbst. Begleitet wurde das Ganze von zahlreichen Wanderungen und Aufstiegen, nach denen auch die fittesten Teilnehmer am Abend ihre Beine spürten. Doch wenn am nächsten Tag wieder Vorträge vor imposanter Kulisse und beeindruckenden Naturschauplätzen gehalten wurden, stieg auch die Aufnahmefähigkeit des schläfrigsten Studenten wieder an.

Am Proviantdepot, im Schatten des Hintereisferners, konnten die Studierdenden aktuelle Forschung hautnah erleben.
Foto: A. Herzog
Am Proviantdepot, im Schatten des Hintereisferners, konnten die Studierdenden aktuelle Forschung hautnah erleben.

Ein besonderer Schwerpunkt lag in diesen Wochen auf den schwindenden Gletschern der Region. Bereits am ersten Tag wurde bei strahlendem Sonnenschein das Gletschertor am Gaisbergferner erkundet, bevor es am nächsten Tag mit aufgewärmten Beinen gleich weiter zu einem deutlich weniger bekannten Blockgletscher ging. Ein Naturphänomen, das selbst die erfahrensten Naturliebhaber unter den Studierenden so noch nicht gesehen hatten.  Gekrönt wurden die Gletschererkundungen durch eine dreitägige Exkursion ins Venter Tal mit Übernachtung im Hochjoch Hospiz. Gemeinsam mit Dr. Rainer Prinz vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck ging es inmitten der Ötztaler Gletscher zum und auf den Kesselwandferner.


Auch im Tal selbst wurde die Gruppe von Experten begleitet. Gemeinsam mit Dr. Gertraud Meißl, ebenfalls von der Universität Innsbruck, ging es einmal quer durch das vordere Ötztal, um die reiche geomorphologische Geschichte der Region zu studieren. Verschiedene Bergstürze waren hier das Thema des Tages. Hydrologie und Ökologie standen ebenfalls auf dem Programm. Im Obergurgler Zirbenwald wurden die verschiedenen Vegetationszonen betrachtet und im Rotmoostal konnten die Studierenden Feldforschungsflächen aus erster Hand kennenlernen.  


Sedimentmessungen im Fischbach
Foto: A. Herzog
Sedimentmessungen im Fischbach

Selbst aktiv wurden die Teilnehmenden vor allem bei hydrologischen Fragestellungen. Passend zum Thema Wasser konnten die Teilnehmer bei Regen und Schnee eigene Messungen durchführen. Mutige wagten sich in den eiskalten Fischbach, um Sedimentmessungen durchzuführen. Und auch im zunächst verregneten und schließlich sogar verschneiten Fundustal wurde den widrigen Bedingungen getrotzt und der Abfluss gemessen. Nasse Füße sind für Hydrologen im Gelände wohl unvermeidlich.

Sedimentmessungen im Fischbach
Foto: A. Herzog
Sedimentmessungen im Fischbach

Im Lechtal konnten nur wenige Teilnehmer der Verlockung des glasklaren Wassers wiederstehen.
Foto: A. Herzog
Im Lechtal konnten nur wenige Teilnehmer der Verlockung des glasklaren Wassers wiederstehen.

Auch beim Besuch des Lechs blieben trotz strahlendem Sonnenschein nur wenige Füße trocken. Nachdem mit Hilfe des Naturpark-Lechauen Teams dieser einzigartige Lebensraum in all seinen Facetten studiert wurde, konnten sich die Teilnehmer anschließend bei einem Sprung ins kühle Nass selbst von der Vielfalt der Region überzeugen.

Im Ötztal selbst war nicht nur die landschaftliche Vielfalt ein Thema, sondern auch die Vielfalt der Nutzungsinteressen. Gemeinsam mit dem Naturparkhaus Ötztal und dem Tourismusverband wurden die verschiedenen Standpunkte betrachtet und das Zusammenspiel von Natur und Mensch näher untersucht. Besonders eindrucksvoll war in diesem Zusammenhang auch ein Besuch der Baustelle am Wasserkraftwerk Kühtai. 

Im Lechtal konnten nur wenige Teilnehmer der Verlockung des glasklaren Wassers wiederstehen.
Foto: A. Herzog
Im Lechtal konnten nur wenige Teilnehmer der Verlockung des glasklaren Wassers wiederstehen.

Alles in allem waren es zwei erlebnisreiche Wochen, in denen die Studierenden neben spannenden Fachvorträgen auch durch eigenes Erleben viel gelernt haben. Durch das aktive Erfahren der Natur konnten viele Zusammenhänge vermittelt werden, die im Hörsaal oft nur schwer nachzuvollziehen sind.

(Autorin: A. Herzog)