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Sorbisch

Im Rahmen des Studierendenarbeiten im Sommersemester 2025 entstanden unabhängig voneinander zwei Arbeiten: Im Folgenden auf dieser Seite ist die allgemeine Abhandlung zur Sprache und Kultur der Sorben zu finden, unter dem nebenstehenden Link wird die Sprache indes im Kontext Schule beleuchtet. Des weiteren steht dort noch ein Quiz über das Sorbische, für welches jedoch entweder ein Account der Universität Potsdam benötigt wird, oder aber ein Gastaccount erstellt werden muss. Weitere Informationen dazu finden sich auf Account.UP.

Eine Festzug entlang einer Landstraße aus berittenen Männer in schwarzer Tacht und roten Bannern
Foto: Sachsen Magazin - Tipps für Urlaub und Freizeit
Das Osterfest - Sorbische Traditionen in der Lausitz
Tanzende Paare in Katholischer Tracht entlang einer Dorfstraße
Foto: Oberlausitz
Katholische Trachten
Frauen in weißen Trachten in einer Andacht auf einer Wiese
Foto: Oberlausitz
Wallfahrtsgottesdienst in Rosenthal

Die sorbische Sprache – Zwei Varianten, eine lebendige Kultur

Sorbisch ist eine westslawische Sprache, die in zwei standardisierte Varietäten unterschieden wird: das Obersorbische, welches in der sächsischen Oberlausitz gesprochen wird, sowie das Niedersorbische, welches vorrangig in der brandenburgischen Niederlausitz angewendet wird. Beide Sprachformen gehören zur gleichen Sprachfamilie wie Polnisch, Tschechisch oder Slowakisch – und zeigen spannende Besonderheiten wie beispielsweise den Dual, eine eigene grammatische Form für genau zwei Personen oder Dinge (BMI, 2024, S. 17).

Heute sprechen etwa 30.000 Menschen aktiv Sorbisch, wobei das Obersorbische mit bis zu 25.000 Sprecher*innen deutlich verbreiteter ist als das stark gefährdete Niedersorbisch mit nur noch wenigen hundert Menschen, die es fließend beherrschen (BMI, 2024, S. 9, 17–19). Insgesamt identifizieren sich rund 60.000 Menschen in Deutschland als Sorben – viele von ihnen pflegen heute sowohl Sprache als auch Kultur.

In Brandenburg ist Sorbisch nicht nur Teil der kulturellen Identität, sondern auch verfassungsrechtlich geschützt: Artikel 25 der Verfassung garantiert den Sorben (Wenden) das Recht auf Bewahrung und Pflege ihrer Sprache, Kultur sowie Traditionen. Dazu gehört unter anderem zweisprachiger Unterricht, die Nutzung der Sprache in Ämtern und Verwaltung sowie sorbische Beschilderungen im öffentlichen Raum (Verfassung des Landes Brandenburg, 1992, Art. 25).

Sorbisch ist zwar keine Weltsprache, aber eine der vier anerkannten nationalen Minderheitensprachen in Deutschland. Der Schutz und Erhalt dieser Sprache wird von Bund und Ländern aktiv gefördert – durch Bildungsangebote, Medien, Kulturarbeit und gezielte Revitalisierungsprogramme (BMI, 2024, S. 29–34).

Quellen

Sorbisch in Brandenburg - Eine Sprache der Minderheit


Wer sind die Sorben/Wenden?


In Brandenburg ist die offizielle Bezeichnung für die nationale Minderheit der Sorben „Sorben/Wenden“. Historisch und kulturell tief in der Region verwurzelt, leben sie vor allem in der Niederlausitz im Südosten des Landes und machen weniger als ein Prozent der brandenburgischen Bevölkerung aus (BLpB). Als Teil des sorbischen Volkes gilt nach dem brandenburgischen Recht, wer sich selbst dazu bekennt – unabhängig von der aktiven Sprachbeherrschung (BMI, 2024, S. 7).

Sprachliche Situation und Sprecherzahlen

Die Zahl der aktiven Sprecherinnen und Sprecher des Niedersorbischen ist sehr gering und nimmt weiter ab, sodass nicht sicher davon ausgegangen werden kann, dass die Sprache auch in Zukunft aktiv gesprochen werden wird (BMI, 2024, S. 48). Nur wenige Menschen, meist der älteren Generation, haben die Sprache als Muttersprache erlernt. Jüngere Generationen gelangen oft durch schulische oder vorschulische Programme mit der Sprache in Kontakt. Auch viele Menschen, die sich kulturell als sorbisch/wendisch identifizieren, haben oftmals keine ausgeprägten Sprachkenntnisse (Landesregierung Brandenburg, 2024, S. 9).

Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten aktuellen Zahlen, doch Schätzungen gehen davon aus, dass nur einige Tausend Menschen in Brandenburg über aktive oder passive Kenntnisse verfügen (Landesregierung Brandenburg, 2024, S. 9). Eine Studie der Universität Leipzig spricht hingegen von einer noch viel niedrigeren Sprecher*innenzahl. So soll es nur etwa 50 bis 100 kompetente Sprecher*innen des Niedersorbischen geben (Kartschall, 2025). Häufig bestehen bessere mündliche als schriftliche Fähigkeiten. Die UNESCO zählt das Niedersorbische zu den am stärksten bedrohten Sprachen Europas (ebd.).

Sprachräume in Brandenburg

Niedersorbisch wird vor allem in der Niederlausitz gesprochen (BMI, 2024, S. 47), insbesondere in den Landkreisen Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und in der kreisfreien Stadt Cottbus/Chóśebuz. Ein zusammenhängendes Sprachgebiet existiert heute jedoch nicht mehr - der Gebrauch der Sprache hängt stark von der konkreten Kommunikationssituation ab (Landesregierung Brandenburg, 2024, S. 9).

Karte Sachsens, in dessen Nordosten Sorbische Regionen und Städte eingetragen sind
Quelle: Sorbisch na klar
Sorbische Sprachräume

Sprachförderung und Bildungsangebote

Ein zentraler Baustein der Sprachförderung ist das seit 2001 laufende Programm des WITAJ-Sprachzentrum, das Kinder durch immersiven Sprachkontakt in Kindertagesstätten sowie durch bilingualen Unterricht in Schulen fördert. Durch die Teilnahme an diesen Angeboten erwerben die Schüler*innen gute Kommunikationsfähigkeiten in Niedersorbisch und eine positive Haltung zur Sprache (BMI, 2024, S. 8-9).

Institutionelle Anbindung

Ein Logo bestehend aus einem Lindenblatt gefüllt mit der sorbischen Flagge
Quelle: Sorbischer Kulturtourismus e. V.
Das sorbische Lindenblatt

Für Institutionelle Anbindung des Sorbischen/Wendischen sorgen besonders:
Die Domowina (Bund Lausitzer Sorben e.V.), ein Dachverband verschiedener sorbischer Vereinigungen mit Dienststellen in Bautzen/Budyšin (Sachsen) und Cottbus/Chóśebuz (BMI, 2024, S. 43).
Die Stiftung für das sorbische Volk, die mithilfe finanzieller Mittel des Bundes und der Bundesländer Brandenburg und Sachsen verschiedene Projekte, Vereine und Institutionen unterstützt, darunter das WITAJ-Sprachzentrum, Das Wendische Museum Cottbus/Chóśebuz, Die Domowina und den Domowina-Verlag, sowie das Sorbische Institut (ebd, S. 44-45).
Das Sorbische Institut mit Standorten in Bautzen/Budyšin und Cottbus/Chóśebuz, welches sich der wissenschaftlichen Erforschung der sorbischen Sprache, Geschichte, Kultur und Kunst widmet. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation und Erhaltung des kulturellen Erbes der sorbischen Minderheit (ebd., S. 46).
Das WITAJ-Sprachzentrum, welches Bildungsangebote zur Förderung der Sprachen Niedersorbisch und Obersorbisch koordiniert, insbesondere durch immersive Sprachvermittlung in Kitas und bilingualen Unterricht in Schulen. Es spielt eine zentrale Rolle bei der sprachlichen Revitalisierung und Weitergabe des Niedersorbischen an junge Generationen.
Außerdem gibt es sorbische/wendische Medienangebote des MDR und RBB, des Domowina-Verlags und anderer Anbieter (ebd., S. 47). Weitere Informationen zur Anbindung des Sorbischen/Wendischen in Brandenburg finden Sie in unserer kommentierten Linksammlung.

Ein Logo bestehend aus einem Lindenblatt gefüllt mit der sorbischen Flagge
Quelle: Sorbischer Kulturtourismus e. V.
Das sorbische Lindenblatt

Quellen


Diese Seite wurde inhaltlich erstellt von Vivien Angelstein & Hannah Brunner.