Niederdeutsch
Das Niederdeutsche, auch Platt oder Plattdeutsch genannt, ist nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen als Regionalsprache anerkannt (vgl. Bundesministerium des Innern und für Heimat 2024: 50; Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen). Der Name lässt sich hierbei von der geografischen Lage ableiten: das Wort „nieder“ kann mit „nord“ übersetzt werden - im nördlichen Teil Deutschlands wird Niederdeutsch (Norddeutsch) gesprochen (vgl. Wildgen 2000: 7).
Wo wird Niederdeutsch gesprochen?
Konkret wird in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den nördlichen Teilen Nordrhein-Westfalens, Hessens, Sachsen-Anhalts sowie Brandenburgs Niederdeutsch gesprochen (vgl. Adler et al. 2016: 6). Fälschlicherweise kann der Begriff „Platt“ zu der Annahme führen, dass hiermit ebenfalls das „platte/flache Land“ gemeint sein könnte. Hingegen wurde der Begriff in Zusammenhang mit der niederdeutschen Sprache im Sinne von „deutlich, verständlich“ verwendet, sodass von einer verständlichen Volkssprache gesprochen werden kann (vgl. Rein 2020).
Wie entwickelte sich das Niederdeutsche?
Ursprünglich entwickelte sich das Niederdeutsche aus dem Altsächsischen und durchlief zahlreiche Wandlungen, wobei Altsächsisch nichts mit dem heutigen Sächsisch gemein hat. So war Platt die Sprache der Hanse und lässt sich, wie das Englische und Friesische, den nordseegermanischen Sprachen zuordnen. Mit dem Niedergang der Hanse (1500 – 1630) verlor diese an wirtschaftlicher Bedeutsamkeit sowie Sozialprestige und wurde ausschließlich mündlich übermittelt. Die weitere Entwicklung mit religiöser Unterdrückung, Erzwingung von Hochdeutsch als Einheitssprache in Preußen sowie nach dem zweiten Weltkrieg führten dazu, dass die Sprache von den Eltern kaum an ihre Kinder weitergegeben wurde. (vgl. Bundesministerium des Innern und für Heimat 2024: 52 - 53)
Seit den 90-er Jahren wandelte sich die Einstellung zum Plattdeutschen und es werden verstärkt Bemühungen unternommen, um die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher zu erhöhen (vgl. Adler et al. 2016: 6).
Wer spricht Niederdeutsch?
In Deutschland sprechen heutzutage mehr als zwei Millionen Menschen Niederdeutsch oder einen Dialekt des Niederdeutschen (vgl. Niederdeutschsekretariat 2018). Die Erhebung von Adler et al. aus dem Jahr 2016 zeigt, dass die Kompetenz des Verstehens von Plattdeutsch höher ausgeprägt ist als das Sprechen. Ebenso wird der Zusammenhang von Sprachkompetenz und Alter deutlich: insbesondere die über 80-Jährigen verzeichnen den Größten Anteil – die unter 20-Jährigen den geringsten.
Betrachtet man die SprecherInnenzahlen weltweit, kann festgestellt werden, dass es auch außerhalb Deutschlands Sprachinseln gibt. Diese entstanden vornehmlich im 20. Jahrhundert durch Auswanderer und Auswanderinnen, die die Sprache z.B. in den Vereinigten Staaten von Amerika, Mexiko, Brasilien, Russland, Paraguay oder Kasachstan verbreiteten (vgl. Adler et al. 2016: 6).
Quellen
Diese Seite wurde inhaltlich erstellt von Hannah Schäfer.