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Mehrsprachigkeit als Zukunftsaufgabe: Das Brandenburger Mehrsprachigkeitskonzept

Das Mehrsprachigkeitskonzept Brandenburg wurde gemeinsam von Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft entwickelt. Es entstand als Ergebnis eines Auftrages, eine Gesamtstrategie zur „Bestandsaufnahme und strategischen Weiterentwicklung der Sprachenvielfalt im Bildungssystem im Land Brandenburg“ vorzulegen. (Landtagsbeschluss DS 7/3204-B vom 25. März 2021) (MBJS 2023: 2) Das Konzept versteht Mehrsprachigkeit zugleich als persönliches Bildungsziel und als gesellschaftliche Ressource. Es greift das EU-Ziel auf, dass jede Bürgerin und jeder Bürger neben der Erstsprache mindestens zwei weitere Sprachen beherrschen soll, und verbindet dieses Ziel mit dem Anspruch, die schriftsprachliche Kompetenz im Deutschen systematisch zu stärken.

„2002 erstmals formulierten Ziel der Europäischen Union, dass jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger zwei Fremdsprachen lernen soll […], zu denen auch Nachbarsprachen sowie Regional- und Minderheitensprachen gehören können“. Dieses Ziel korrespondiert mit der Förderung der Kompetenzen in der Bildungssprache Deutsch, wie sie etwa in der Empfehlung der Ständigen Konferenz der Kultusminister (KMK) „Bildungssprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache stärken“ (KMK-Beschluss vom 05.12.2019)

Eingebettet ist das Konzept in Landesprogramme, in deren Kontext es erarbeitet wurde. Genannt werden hier unter anderem die „Internationalisierungsstrategie“, die „Zukunftsstrategie Digitales Brandenburg“, der „Landesplan zur Stärkung der niedersorbischen Sprache“ und die „Nachbarschaftsstrategie Brandenburg-Polen“. Zwei Schwerpunktsetzungen stechen hervor: die Nachbarsprache Polnisch angesichts der längsten deutsch-polnischen Landesgrenze inklusive vielfältiger sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Verflechtungen. Zum anderen der Schutz sowie die Revitalisierung der Regionalsprache Niederdeutsch und der Minderheitensprachen Niedersorbisch & Romanes als Teile des kulturell-historischen Erbes (siehe Europäissche Charta  und  das Rahmenübereinkommen)

Sprachen werden als Humankapital gefasst, das Beschäftigungsfähigkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und kulturelle Teilhabe fördert. Ein ressourcenorientierter Ansatz soll die mitgebrachten Erst- und Familiensprachen wertschätzen. Bereits jetzt lernen viele Brandenburger Schülerinnen und Schüler neben Deutsch zwei weitere Sprachen: Englisch dominiert, gefolgt von Französisch und Spanisch. Dennoch verzeichnet das Konzept einen kritischen Rückgang beim Gebrauch der Regional- und Minderheitensprachen.

Drei programmatische Eckpunkte strukturieren den weiteren Ausbau:

  1. Stärkung der regionalen Sprachenvielfalt (Polnisch, Niedersorbisch, Niederdeutsch)
  2. Weiterentwicklung fremdsprachlicher Angebote (moderne/klassische Sprachen, bilingualer Unterricht) und
  3. Unterstützung sprachlicher Integration (Herkunftssprachen, Deutsch als Zweit-/Fremdsprache)

 

 

 

 

Zwei neue Institutionen sollen die Steuerung sichern: ein Rat für Mehrsprachigkeit als strategisches Gremium und mittelfristig ein landesweites Kompetenzzentrum für Sprachen zur operativen Koordination. Die Umsetzung ist in kurz- mittel- und langfristig umsetzbare Handlungsempfehlungen unterteilt, Digitalisierung gilt als Hebel. Brandenburg ist bereits ein sprachlich diverses Land, dessen Potenziale weiter gefördert werden können. Das Ziel ist den großen Mehrwert der Mehrsprachigkeit nachhaltig zu verankern.

Quelle

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) (2023): Mehrsprachigkeitskonzept. Bestandsaufnahme und strategische Weiterentwicklung der Sprachenvielfalt im Bildungssystem im Land Brandenburg. Potsdam: MBJS.


Diese Seite wurde inhaltlich von Tim Eisert erstellt.