Das eigene Studium liegt inzwischen Jahrzehnte zurück: Rechtswissenschaften in Saarbrücken. Es folgte ein ausgefülltes Berufsleben als Anwalt und später als Fachmann für Medienrecht. In den 1990er Jahren war Bernd Malzanini dafür vom Saarland nach Brandenburg gewechselt, um hier in der Landeshauptstadt die Geschäftsstelle der „Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich“ aufzubauen und bis 2021 zu leiten. Ein für die Demokratie notwendiges Instrument, das die Vielfalt voneinander unabhängiger Medienangebote sichern und so den Einfluss Einzelner auf die Meinungsbildung verhindern soll.
Geistig fit bleiben
„Angesichts der immer schnelleren Veränderungen in einer digitalisierten Medienwelt nimmt die Bedeutung einer solchen Kommission weiter zu“, meint Malzanini, der nun im Ruhestand ist und hierfür keine Verantwortung mehr trägt, sich aber dennoch nicht zurückgezogen hat. Nur genießt er jetzt, nach den Jahren der Pflicht, die Kür. Verbindet sein gesellschaftliches Engagement mit Spaß an der Sache und geistigem Gewinn. Im deutsch-italienischen Freundeskreis Potsdam-Perugia kümmert er sich um die Städtepartnerschaft, veranstaltet Vorträge und Führungen, etwa zur italienischen Architektur Preußens, organisiert Bildungsreisen nach Umbrien, den Austausch zwischen Schulen.
Und endlich findet er Zeit, intensiv die Sprache zu lernen, die er von seinen aus Brescia stammenden Vorfahren nicht vermittelt bekam. Lachend erinnert er sich, wie er während der Pandemie in Mantel, Mütze und Maske gehüllt mit Studierenden in einem ungemütlich kalten Seminarraum saß und Tee trinkend Konversation übte: „Das war ganz und gar unitalienisch, aber wir haben viel gelernt, nicht nur Vokabeln und Grammatik, sondern auch zur Kultur und Geschichte.“
Malzanini blieb dran, schloss noch einen Lateinkurs an und fuhr mit seiner Studiengruppe auf Exkursion nach Neapel. Eintauchen in die Antike und dabei ungeahnte Zusammenhänge erkennen – das weckte seine Neugier. Zurück in Potsdam schrieb er sich in der Jüdischen Theologie für eine Einführung in die Biblische Archäologie ein. „Dafür benötigte ich nur die Zustimmung der Dozierenden“, berichtet der Gasthörer, der sich, um die Studierenden nicht zu stören, in den Seminaren gern im Hintergrund hält. „Im Lateinkurs durfte ich die deutsche Übersetzung zu Hilfe nehmen“, gibt der Senior zu. Für das Selbststudium schwört er auf die „wirklich gute Mediathek“ des Zentrums für Sprachen und Schlüsselkompetenzen (Zessko), in der er sich häufig DVDs ausleiht. „Wenn man einmal etwas verstanden hat, will man immer noch mehr verstehen.“
Geistig fit bleiben und mit jungen Leuten in Kontakt sein, das ist es, was ihm an der Gasthörerschaft besonders gefällt. Und die Möglichkeit, an interessanten Exkursionen teilzunehmen. „Ich war beruflich viel unterwegs, habe mit NGOs gearbeitet, auch für ,Reporter ohne Grenzen‘“, erzählt der Jurist, der diese internationalen Erfahrungen nicht missen will. Als er 2023 mit einer Studierendengruppe durch Israel reisen und vor Ort ein Referat zu „Traditionen am Ölberg“ halten durfte, empfand er das als eines seiner schönsten Erlebnisse überhaupt.
Selbstverständlich habe er die Studienreisen selbst bezahlt, die sonstigen Gebühren für die Gasthörerschaft aber seien nicht hoch. Die Beantragung fand Malzanini nicht kompliziert, für die Genehmigung allerdings brauche man mitunter Geduld, was aber niemanden davon abhalten sollte. „Es lohnt sich auf jeden Fall. Und wenn man ein ganzes Berufsleben lang gewohnt war hinzuzulernen, kann und will man im Alter nicht plötzlich damit aufhören.“
Verliebt in Potsdam
Die Dozierenden erlebt Malzanini durchweg als „sehr aufgeschlossen“ und auch von den Studierenden wird er als gastierender „Kommilitone“ positiv aufgenommen. „Ich lerne viele interessante Leute kennen. Eine Studentin und zwei Dozenten konnte ich sogar für unseren Freundeskreis gewinnen“, berichtet der Vorsitzende. Wenn er Vorträge über „Italien in Potsdam“ halte, merke er jedoch, dass viele Studierende die Stadt gar nicht kennen würden, „weil sie nach der Lehrveranstaltung immer gleich zur Bahn laufen, um nach Berlin zu fahren“. Gern würde er mit ihnen seine Begeisterung für Potsdam teilen. „Als ich in den Neunzigern zum ersten Mal hier ankam, war das für mich terra incognita. Ich kannte gar nichts von Potsdam. Beim Anblick der ersten italienischen Villen aber verliebte ich mich in die Stadt.“
Längst ist Bernd Malzanini in Potsdam zu Hause und nicht nur dank des deutsch-italienischen Freundeskreises gut vernetzt. Einen Knotenpunkt in diesem Netzwerk bildet nun auch die Universität, mit der Bernd Malzanini bei der Organisation von Veranstaltungen gern zusammenarbeitet. So konnte er schon die Romanistikprofessorin Cornelia Klettke für Vorträge, den Sprachwissenschaftler Dr. Carlo Mathieu für ein Italienischangebot in einer Schulpartnerschaft und Dr. Luisa Pla-Lang vom Zessko zur Mitwirkung bei Lesungen in italienischer Sprache gewinnen. Im November nun wird die Soziologin Dr. Edith Pichler im Freundeskreis zu Gast sein, um über die Arbeitsmigration von Italien nach Deutschland zu sprechen.
Zum Freundeskreis Potsdam-Perugia e.V.: https://www.potsdam-perugia.de/
Weitere Informationen zur Gasthörer*innenschaft: https://www.uni-potsdam.de/de/studium/studienangebot/gasthoerer-nebenhoerer
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2025 „Demokratie“.

