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Geowissenschaftliche Zusammenarbeit mit Indien gestärkt – Deutsch-Indische Woche der Forschenden in der Qualifizierungsphase am am Wadia Institute of Himalayan Geology

Gruppenfoto auf einer Wiese
Foto : Bodo Bookhagen
Die Teilnehmenden des Nachwuchsworkshops für Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler

Am Fuße des Himalaya in Dehra Dun fand vom 25. November bis zum 1. Dezember 2023 ein Nachwuchsworkshop für Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler statt, der von der deutschen und der indischen Wissenschaftsstiftung finanziert und mitorganisiert wurde. Das diesjährige wissenschaftliche Programm wurde von Prof. Bodo Bookhagen von der Universität Potsdam organisiert. Gastgeber des Workshops war das Wadia Institute of Himalayan Geology, mit den Professoren Talat Ahmad und R. Jayangondaperumal, die die Organisation vor Ort übernommen haben.

Die Forschungszusammenarbeit zwischen Indien und Deutschland hat eine lange Tradition, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Science and Engineering Research Board der indischen Regierung (SERB) in den kommenden Jahren ausbauen wollen – Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte wissenschaftliche Kooperationspartner Indiens. Die Veranstaltung in Dehra Dun bot dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus beiden Ländern die Möglichkeit, Forschungsinteressen und Fachwissen auszutauschen, mit dem Ziel, langfristige Forschungspartnerschaften aufzubauen.

An dem Workshop nahmen 10 deutsche und 14 indische Forschende der Geowissenschaften teil, die an verschiedenen akademischen Einrichtungen ihrer Länder tätig sind und ein breites Spektrum an geowissenschaftlichem Fachwissen abdecken, darunter Geologie, Mineralogie, Sedimentologie und Fernerkundung.

Hochrangige Wissenschaftler der Universität Potsdam (Prof. Peter van der Beek, Prof. Bodo Bookhagen) und der Universität Kiel (PD Dr. Rasmus Thiede) trugen zum wissenschaftlichen Programm bei und gestalteten Themen und Diskussionen in ihren jeweiligen Forschungsbereichen. Zu den zentralen Themen des Workshops gehörten die vielschichtigen seismischen und sedimentbedingten Gefahren im Himalaya und die Rolle der Geowissenschaften bei deren Quantifizierung und Vorhersage.

Eröffnet wurde das Treffen von Dr. Akhilesh Gupta, Sekretär des SERB, der das zukünftige Potential der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien hervorhob. Die Teilnehmenden wurden von Vertretern der Förderorganisationen wie dem SERB, dem Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC), dem DAAD und der DFG über Fördermöglichkeiten für zukünftige Kooperationen informiert.

Das einwöchige Programm bot wissenschaftliche Diskussionen und Symposien, aber auch Exkursionen zu wichtigen geowissenschaftlichen Aufschlüssen. Highlight war ein Besuch der Himalaya-Hauptüberschiebung, der weltweit größten kontinentalen Überschiebungsstruktur, die 20 mm pro Jahr relative Bewegung zwischen dem indischen Subkontinent und Eurasien aufnimmt. Sie ist eine der aktivsten seismischen Strukturen der Erde, die Erdbeben der Stärke 8 bis 9 hervorrufen kann, und hat den Himalaya über die letzten Millionen Jahre herausgehoben. Forschende aus beiden Ländern diskutierten darüber, wie die Bewertung seismischer Gefahren verbessert und Verformungsmessungen in die Vergangenheit übertragen werden können. Prof. van der Beek wies auf das Potenzial langfristiger Hebungsmessungen auf der Grundlage von Gesteinstemperaturänderungen hin, die mit geochemischen Methoden in den Laboreinrichtungen der Universität Potsdam ermittelt werden können.

Ein zweites umfassend diskutiertes Thema waren die Veränderungen und die Zunahme des Sedimenttransports in Flüssen. Diese führt zur Auffüllung von Stauseen und zur Verkürzung ihrer Lebensdauer, aber auch zu einer insgesamt schlechteren Wasserqualität für biologische Lebensräume, landwirtschaftliche Nutzung und Trinkwassergewinnung. Dr. Smith von der Universität Potsdam stellte neue fernerkundungsbasierte Methoden zur Messung der Sedimentkonzentration in Flüssen vor und erörterte sie bei einer Exkursion zum Tehri-Staudamm. Der Tehri-Staudamm ist der höchste Damm Indiens – und einer der höchsten weltweit – und dient mit einer 1000-MW-Wasserkraftanlage der Energieerzeugung. Vermehrte Erdrutsche und Veränderungen der Landbedeckung flussaufwärts haben zu einer zunehmenden Auffüllung des Stausees geführt, die teure Sanierungsmaßnahmen erfordern. Darüber hinaus befindet sich das Reservoir in der Nähe tektonisch aktiver Verwerfungen und muss im Zusammenhang mit erdbebenbedingten Erdrutschen und Verwerfungen überwacht werden.

Nachdem die erste Deutsch-Indische Woche des wissenschaftlichen Nachwuchses im Jahr 2022 mit dem Schwerpunkt Chemie in Delhi stattfand und die zweite nun in Dehra Dun, planen die beteiligten Forschenden und das Organisationsteam einen Folgeworkshop und eine Diskussion im kommenden Jahr in Deutschland.