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„Böden bilden die Basis für die Existenz von Leben auf unserem Planeten“ – Georg Forster-Forschungsstipendium für den botsuanischen Bodenwissenschaftler Peter Eze

Der botsuanische Bodenwissenschaftler Prof. Peter Eze sitzt am Schreibtisch an seinem Laptop.
Der botsuanische Bodenwissenschaftler Prof. Peter Eze (Mitte) mit Studierenden der Botswana International University of Science and Technology im Feld.
Foto : Thomas Roese
Der botsuanische Bodenwissenschaftler Prof. Peter Eze
Foto : privat
Der botsuanische Bodenwissenschaftler Prof. Peter Eze (Mitte) mit Studierenden der Botswana International University of Science and Technology im Feld.

Peter N. Eze ist Bodenwissenschaftler und Professor an der Botswana International University of Science & Technology. In seiner Forschung befasst er sich mit allgemeiner und angewandter Pedologie. Dabei untersucht er, wie Böden entstehen, wo sie auftreten und wie sie auf regionaler und kontinentaler Skala in natürlichen und bewirtschafteten Ökosystemen funktionieren. Im Februar 2023 kam er als Georg Forster-Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Universität Potsdam. Stefanie Mikulla sprach mit ihm über seine Heimat, seine Forschung und die Zeit in Potsdam.

Prof. Eze, beschreiben Sie bitte das Forschungsprojekt, das Sie an der Universität Potsdam bearbeiten werden.

In meinem Projekt versuche ich, den Einfluss des Salzgehaltes auf die Tonmineralogie der Böden im semiariden Klima von Botsuana zu verstehen. Tone sind wichtige anorganische Bestandteile von Böden, welche die Basis der Existenz von Leben auf unserem Planeten bilden, indem sie zahlreiche Ökosystemleistungen unterstützen. Ein umfangreiches Wissen über Tonminerale ermöglicht es uns, die Bodenstabilität zu kontrollieren und einer möglichen Erosion entgegenzuarbeiten, um damit letztendlich die landwirtschaftliche Nutzung der Böden zu optimieren. Zusätzlich tragen Tonminerale zur Stabilisierung organischer Bodenbestandteile und zur Bindung von Kohlenstoff bei. Versalzung ist ein Prozess, der typischerweise unter trockenen Bedingungen auftritt und die Struktur und Eigenschaften von Tonmineralen verändern kann. Diese Prozesse im Detail zu verstehen, ermöglicht eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung.

Warum haben Sie sich um ein Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung beworben?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Entwicklungs- und Schwellenländern können sich für diese Förderung bewerben. Um ein Georg Forster-Forschungsstipendium zu erhalten, muss das geplante Forschungsvorhaben Fragestellungen aufgreifen, die für die weitere Entwicklung des Herkunftslandes der Bewerbenden von hoher Relevanz sind. Wie ich oben erläutert habe, hat mein Projekt mit dem Bodensalzgehalt und der Bodenbewirtschaftung in der Region zu tun, aus der ich komme.

Was ist das Besondere an einem Humboldt-Forschungsstipendium?

Das Stipendium ist solide, es unterstützt mich und meine Familie. Es fördert den Karrierefortschritt sogar über die Stipendienzeit hinaus, was es sehr attraktiv macht. Ab und zu organisiert die Humboldt-Stiftung Netzwerktreffen, zum Beispiel im April an der Universität Mainz. Für Wissenschaftler wie mich ist das eine gute Plattform, um die Zusammenarbeit mit anderen zu intensivieren. Außerdem finde ich es wichtig, Deutsch zu lernen, was von der Humboldt-Stiftung gefördert wird. Seit April besuche ich den Kurs „Deutsch für Anfänger“ am Zentrum für Sprachen- und Schlüsselkompetenzen (Zessko) der Uni Potsdam.

Ihr Gastgeber an der Universität Potsdam ist Prof. Stefan Norra, Leiter der Arbeitsgruppe Bodenkunde und Geoökologie. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Seine ehemalige Arbeitsgruppe „Environmental Mineralogy and Environmental System Analysis“ ist am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angesiedelt. Seit 2022 leitet Stefan Norra eine Gruppe am Institut für Umweltwissenschaften und Geographie der Universität Potsdam, die eng mit dem KIT zusammenarbeitet. Ein Freund von mir ist derzeit Humboldt-Stipendiat am KIT. Letztes Jahr habe ich ihm von meinen Plänen erzählt und dass ich es schwierig finde, einen Gastgeber zu suchen, denn für die Stipendienbewerbung muss man die Zusage eines deutschen Gastgebers nachweisen. Ich hatte großes Glück, mit der Hilfe meines Freundes Prof. Norra zu kontaktieren. Als erfahrener Bodenwissenschaftler ist er der perfekte Begleiter für mein Projekt.

Was sind Ihre Pläne für die kommenden Monate?

Die nächste Zeit werde ich zum größten Teil im Labor verbringen und dort Bodenproben aus Botsuana analysieren. Mit der Laborausstattung hier auf dem Campus Golm schaue ich mir die Morphologie, den Salzgehalt und die Eigenschaften der Böden und Tonminerale in diesen Proben an und versuche, diejenigen zu identifizieren, die sich am meisten auf das Bodenverhalten auswirken. Was den Klimawandel betrifft, wird in semiariden Gebieten die Austrocknung der Böden zunehmen, ein Effekt davon ist ein steigender Salzgehalt im Boden. Ich versuche die Frage zu beantworten, wie dies die Mineralogie, Struktur und Interaktion von Ton und organischem Material im Bodensystem beeinflusst. Ich arbeite unter anderem mit einem Röntgendiffraktometer und einer Reihe von mikroskopischen Methoden, außerdem nutze ich die Massenspektrometrie und die optische Spektrometrie.

Welche Art von Bodenproben haben Sie gesammelt?

Sobald ich die Stipendienzusage hatte, habe ich in Botsuana sofort eine einmonatige Feldkampagne initiiert, um Proben verschiedener Bodentypen zu sammeln: Calcisol, Vertisol, Luvisol und Lixisol. Diese Bodentypen haben unterschiedliche Tongehalte. Der Vertisol ist dafür bekannt, dass er aus quellfähigen Tonen besteht: Sie dehnen sich aus, wenn sie nass sind, und schrumpfen, wenn sie trocken sind. Im Gegensatz dazu besteht der beprobte Luvisol aus Tonen, die sich nicht ausdehnen.

Sind Sie zum ersten Mal in Deutschland und wie lange werden Sie bleiben?

Ich bin zum ersten Mal in Potsdam, aber ich war im Dezember 2022 bereits eine Woche in Karlsruhe am KIT. Für 2023 habe ich ein Sabbatical bei meiner Heimatinstitution genommen und werde ein Jahr hierbleiben. Nach meiner Rückkehr an die Botswana International University of Science and Technology werde ich zu einem späteren Zeitpunkt erneut für ein halbes Jahr an die Universität Potsdam kommen.

Was gefällt Ihnen hier in Deutschland gut und woran müssen Sie sich noch gewöhnen?

Zunächst einmal ist das Wetter eine echte Herausforderung. Bei 36° Celsius in Botsuana in das Flugzeug einzusteigen und bei -2° Celsius in Berlin wieder auszusteigen war wirklich sehr kalt! Aber wir haben uns schnell angepasst. Abgesehen davon finde ich es gut, dass man kein Fahrzeug benötigt, um irgendwo hinzukommen. Man kann einfach zur nächsten Bushaltestelle gehen, um ein Ziel zu erreichen, und die Busse sind sehr pünktlich. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland sind ein großer Vorteil für mich. Außerdem möchte ich hervorheben, dass ich überaus freundliche und hilfsbereite Personen getroffen habe. Meine Arbeitsgruppe hier ist das Beste, was mir passieren konnte, Gruppenleiter Stefan Norra ist sehr gastfreundlich. Mein Kollege Hauke Sattler nahm sich Zeit, mir den Campus zu zeigen, half mir mit den Laborangelegenheiten und dabei, mich zurechtzufinden.

Wie hat die Universität Potsdam Sie bei Ihrem Start unterstützt?

Ich bin hier mit meiner Frau und meinen zwei Kindern und wir haben eine Wohnung in der Nähe vom Neuen Palais, nicht weit von Golm. Für unsere Kinder haben wir Plätze in der Betriebskita klEinstein bekommen. Die Mitarbeiterinnen des Welcome Centers Potsdam haben uns geholfen, eine Wohnung und Kinderbetreuung zu finden. Ohne diese großartige Unterstützung wäre ich nach meiner Ankunft verloren gewesen.