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Mit der App in die Wörterfabrik – Digital Labs öffnen neue Räume für digitale Bildung: physisch, virtuell und gedanklich

Im Digital Lab des Bildungscampus der Innovativen Hochschule
Foto : Marie Siegling/Uni Potsdam
Im Digital Lab des Bildungscampus der Innovativen Hochschule

Deutsche Sprache, schwere Sprache? Als Lehrkraft durch das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu navigieren, ohne den Lernenden den Spaß am Schreiben zu verderben, kann herausfordernd sein. Wie gut, dass es im Internet einen nimmermüden Orthografietrainer gibt, der für jeden Lernstand die passenden Übungen bereithält. Der Lehrer und Germanist Dr. Hans-Georg Müller vom Lehrstuhl Didaktik der deutschen Sprache hat ihn mitentwickelt und jüngst in der „Digital Labs Toolbox“ vorgestellt.

Die „Toolbox“ ist eine Initiative der Digital Labs des Bildungscampus Golm. In der Online- Workshop-Reihe können sich Lehrkräfte aber auch Lehramtsstudierende über digitale Werkszeuge für den Unterricht informieren und austauschen. Inklusionspädagoginnen der Universität erklärten hier zum Beispiel, wie sich mit den Kinderbuch-Apps „Oh, wie schön ist Panama“ und „Die große Wörterfabrik“ das Lesen fördern lässt. Nach einem theoretischen Input luden sie die Lehrkräfte dazu ein, die Apps selbst auszuprobieren. An bereits erprobten Unterrichtsprojekten zeigten sie, wie sich diese mit den gedruckten Büchern didaktisch sinnvoll verknüpfen lassen und die Kinder so zum Lesen motiviert werden. „Neben konkreten Tools hat auch die Vermittlung sonstiger Medienkompetenzen ihren Platz in der Toolbox“, sagt Anne Burghardt von den Digital Labs. So widmet sich ein Workshop der Frage, wie mit digitalen Unterrichtsmethoden Fake News und Verschwörungstheorien entlarvt werden können. Da sich Falschmeldungen über Messengerdienste und soziale Netzwerke rasend schnell verbreiten, müssen Schülerinnen und Schüler lernen, sie zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Auch hierzu vermittelt der Workshop wichtiges Handwerkszeug.

„Mit unserer Toolbox möchten wir zeigen, wie ein digitales Miteinander produktiv gestaltet werden kann“, erklärt Anne Burghardt. „Dazu schaffen wir einen virtuellen Raum, in dem Menschen, die etwas bewegen wollen, von- und miteinander lernen können.“ Das alles soll möglichst in einem unbeschwerten Umfeld passieren, denn ohne positive Einstellung und gestärktes Selbstbewusstsein wird die Integration digitaler Medien in den Unterricht nicht gelingen, ist sie sich sicher. Die „Digital Labs“, die zum Transferprojekt „Innovative Hochschule Potsdam“ gehören, sollen nicht zuletzt dabei helfen, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, Methoden und Instrumente der digitalen Bildung in die Schulpraxis zu überführen. „Wir unterstützen gern alle Initiativen, die den Weg für neue Formen des Lehrens und Lernens bereiten, beim Transfer ihrer Ideen in die Praxis“, versichert Anne Burghardt. Die zahlreichen Aktivitäten an der Universität Potsdam präsentiert das Team in der Online-Galerie „Digital Pioneers“. Dazu gehören insbesondere Materialien, Apps oder webbasierte Lernmöglichkeiten, von denen Schulen direkt profitieren können: zum Beispiel das digitale Schülerlabor „ILUP digital“, in dem in Kleingruppen alltagsnahe chemische Experimente nicht einfach nur demonstriert, sondern zusammen erarbeitet und anschließend unter Anleitung gemeinsam durchgeführt werden. Oder die sogenannte Klötzchen- App, mit der Schülerinnen und Schüler verschiedene Darstellungen von Würfelbauwerken betrachten können – eine freie, von den Lehrkräften gestaltbare digitale Lernumgebung.

„Neben konkreten Anwendungen veröffentlichen wir in der Galerie Informationen über universitäre Fort- und Weiterbildungen sowie praxisnahe Forschungsprojekte zur digitalen Bildung. Perspektivisch sollen sich hier auch gute Beispiele aus der Schulpraxis wiederfinden, die andere inspirieren und für die Forschung von Interesse sein können“, sagt die Projektmanagerin mit Blick in die Zukunft.

Ziel der Digital Labs ist es, die vielfältigen Aktivitäten der Universität sichtbarer zu machen, damit sie künftig mehr genutzt werden. „Da Angebote meist nur dann in die Praxis gelangen, wenn bereits Verbindungen zur Universität bestehen oder die Lehrkräfte direkt angesprochen werden, richten wir uns mit Impulsvorträgen und Workshops gezielt an die Schulen“, so Anne Burghardt. Dies geschieht nicht nur online, sondern, sobald es die Pandemie zulässt, auch vor Ort auf dem Uni-Campus in Golm. Dort nämlich verfügen die Digital Labs über einen ganz realen Raum, der mit flexiblem Workshop-Mobiliar bis zu 32 Personen Platz bietet. Ausgestattet mit Beamer, Soundsystem und einer Schatzkiste voller Technik lädt er zum digitalen Lernen und Experimentieren ein, in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften genauso wie in Unterrichtsstunden außerhalb der Schule. Auf variabel einsetzbaren Tablets befinden sich alle notwendigen Apps, um die vorhandenen Roboter und Geräte zu bedienen. Weitere kostenlose Apps können vom Team der Digital Labs installiert werden. Minicomputer bieten – angeschlossen an einen Monitor und eine Tastatur – verschiedene Möglichkeiten, etwas über den Aufbau der Hardware und das Programmieren zu lernen. Neugier dürfte zudem ein programmierbarer Roboterball wecken, der nicht nur rollen, sondern auch schwimmen und malen kann. Kurzum: Mit dem physischen Digital Lab in Golm hat die Universität einen zusätzlichen Raum geschaffen, der jetzt und in Zukunft mit Ideen gefüllt werden soll.

Digital Labs

gehören zum Bildungscampus, der gemeinsam mit dem Gesellschafts- und dem Technologiecampus das Transferprojekt „Innovative Hochschule Potsdam“ umsetzt. Das Projekt ist Teil der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“.

www.inno-up.de


Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer 2021/22 (PDF).