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Geo- und Bioforschung Hand in Hand – Zu Biodiversität, Tektonik und Klimawandel im Ostafrikanischen Grabenbruch

Drei Menschen vor einer Savannenlandschaft
Foto : Prof. Dr. Manfred Strecker
Potsdamer Geologen im südlichen Kenia-Rift im Gebiet eines ehemaligen Süßwassersees

Ostafrika ist eine Region mit hoher biologischer Vielfalt, in der Regenwälder und Seen eine unglaubliche Artenvielfalt beherbergen, darunter viele seltene und gefährdete Arten. In einer neuen Studie zeigen Forschende der Geo- und Biowissenschaften der Universität Potsdam, des Museums für Naturkunde Berlin, der Smithsonian Institution in Washington DC, der University of Nairobi und weiterer internationaler Institutionen, dass im kenianischen Grabenbruch – einer tektonisch aktiven und kargen Savannenlandschaft mit einzelnen Salzseen und großen Reliefgegensätzen – zwischen 12.000 und 8.000 Jahren v.u.Z. ein großes Flussnetz existierte, das mehrere große Süßwasserseen miteinander verband.

René Dommain und seine Kolleginnen und Kollegen haben dafür geologische Untersuchungen, Isotopenmessungen und radiometrische Datierungen durchgeführt sowie Fossilfunde zusammengetragen. Das ehemalige ostafrikanische Flussnetz dokumentiert nicht nur die enormen Landschaftsveränderungen in dieser Region während einer feuchten Klimaperiode im frühen Holozän, sondern auch die Bedeutung von Flusssystemen für die Ausbreitung von Fischen und Säugetieren und damit für die Zusammensetzung der heutigen Fauna und die Entwicklung biologischer Vielfalt. Die Ergebnisse seiner Forschung hat das Team nun in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht. In der Publikation zeigen sie, dass dieses ehemalige Flusssystem einen Korridor zur Ausbreitung von Fischen und gleichzeitig eine Barriere für die Ausbreitung von Landsäugetieren darstellte. Ein Teil des Flusssystems war sogar durch einen Überlauf mit dem Nil verbunden und erklärt die relativ rezente Einwanderung von Fischarten des Nils in die heute isolierten Riftseen Nordkenias. Im Gegensatz dazu konnten sich die Säugetiere effektiv nur entlang von Wasserscheiden ausbreiten, also entlang der höchsten Regionen Ostafrikas. Dies erklärt zum Teil das isolierte Vorkommen von Regenwaldbewohnern in den feuchten Hochländern Kenias. Die Existenz dieser hydrologischen Verbindungen zwischen angrenzenden Flusseinzugsgebieten und ihren Barrieren haben somit die räumliche Verteilung der Artenvielfalt in Ostafrika sehr beeinflusst. Die Verknüpfung paläohydrologischer, paläontologischer und geologischer Daten kann somit wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung der Biodiversität in tektonisch aktiven Regionen liefern, die zusätzlich in besonderem Maße von Klimaänderungen betroffen sind.

 

Die Publikation:https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2121388119