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Dem Spracherwerb auf der Spur – Wie Babys Wörter erkennen

Experiment im BabyLAB Potsdam
Foto : Kevin Ryl
Experiment im BabyLAB Potsdam

Wie individuell die Unterteilung von gesprochener Sprache in einzelne Worte bei neun Monate alten Säuglingen funktioniert, haben Prof. Dr. Barbara Höhle, Dr. Mireia Marimon Tarter und Dr. Alan Langus von der Universität Potsdam bei Pupillenmessungen herausgefunden. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich manche Kinder beim Erkennen von Kunstwörtern eher an der Wortbetonung orientieren, andere dagegen an den Silbenwahrscheinlichkeiten,“ berichtet die Linguistin Mireia Marimon. Die Forschungsergebnisse veröffentlicht das Team in einem Artikel in der Fachzeitschrift Cognition.

„Der Erwerb der Muttersprache erfordert das Erkennen einzelner Wörter im kontinuierlichen Sprachfluss“, erklärt die Wissenschaftlerin. Um die unterschiedlichen Reaktionen der Babys auf eine vorgespielte Kunstsprache zu ermitteln, wurden Veränderungen der Pupillen untersucht. Die Sprachmelodie und die „Wahrscheinlichkeit, dass eine Silbe innerhalb eines Wortes auf eine andere folgt“, sind die beiden Strategien der Säuglinge, Wörter im Stimmengewirr der Umgebung zu unterscheiden. Je nachdem, welche davon die Babys verfolgen, entwickeln sich ihre Sprachfertigkeiten: „Ein im Alter von drei Jahren durchgeführter Sprachtest zeigte zudem, dass diejenigen Kinder, welche Hinweise aus der Wortbetonung zogen, einen größeren Wortschatz aufwiesen. Dagegen zeigten die Kinder, die zuvor bei der Worterkennung Wahrscheinlichkeiten heranzogen hatten, in diesem Alter bessere grammatische Fähigkeiten.“

„Während die Forschung bisher davon ausging, dass sich die Worterkennungsstrategien mit zunehmendem Alter ändern“, so Mireia Marimon, „zeigen unsere Ergebnisse zum ersten Mal, dass bereits neun Monate alte Säuglinge verschiedene Hinweise zur Erkennung von Wörtern völlig individuell nutzen.“ Wie Babys entscheiden, was ein Wort ist, ist also altersunabhängig und hängt vom jeweiligen Kind ab.

Link zur Studie: https://doi.org/10.1016/j.cognition.2022.105054