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Vom Leinwandstar zur IT-Legende – Einweihung des Hedy-Lamarr-Platzes in Babelsberg

Das Schild am Hedy-Lamarr-Platz
Foto : Sandra Scholz
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Norbert Gronau enthüllt das Namensschild

Ihre Erfindung gilt als Prototyp des heutigen WLAN: Hedy Lamarr war nicht nur weltberühmte Schauspielerin, sondern auch IT-Pionierin. Ihr zu Ehren wurde heute der Hedy-Lamarr-Platz in Potsdam eingeweiht. An der Gabelung von Virchow- und Karl-Marx-Straße gelegen, nimmt er sowohl Bezug zum Film- als auch zum Wissenschaftsstandort Babelsberg, denn dort befindet sich die sogenannte Digitalvilla der Universität Potsdam mit den Professuren für Prozesse und Systeme, für Social Media und Data Science, für Digitale Transformation und für KI-basierte Anwendungssysteme. Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Norbert Gronau hatte einst die Namensgebung angeregt: „Wir haben nach einem Namen gesucht, der Babelsberg als Filmstandort mit Wissenschaft und Zukunft verbindet. Hedy Lamarr war die ideale Metapher dafür.“ 2019 folgte die Stadtverordnetenversammlung einem entsprechenden Vorschlag der Fraktion CDU/ANW. Eine Einweihung konnte Corona-bedingt nicht stattfinden. Der Todestag Hedy Lamarrs am 19. Januar bot nunmehr Anlass, mit einer Feierstunde an die berühmte Schauspielerin und Erfinderin zu erinnern.

„Hedy Lamarr verkörpert drei Besonderheiten unserer Stadt – Film, Wissenschaft und Geschichte“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert. „Die Schauspielerin gehörte zur großen Gruppe von jüdischen Künstlerinnen und Künstlern, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Deutschland verlassen mussten. Der wichtige Filmstandort Potsdam-Babelsberg verlor in diesen Jahren sehr viele Filmschaffende. Mit der Benennung des Platzes erinnern wir an eine Schauspielerin und Erfinderin und wir reflektieren ein besonderes Kapitel deutscher Geschichte.“
Hedy Lamarr, am 9. November 1914 in Wien geboren, stammte aus einer jüdischen Familie. Die Schauspielerei war ihr erstes Metier: Sie drehte unter anderem zusammen mit Heinz Rühmann und Hans Moser in Deutschland, der Tschechoslowakei und in Österreich. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste sie 1937 Deutschland verlassen. In Hollywood startete die Künstlerin ihre internationale Filmkarriere. In ihrer Freizeit war Hedy Lamarr eine Tüftlerin. Sie entwickelte zusammen mit dem amerikanischen Komponisten George Antheil eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos. Diese war durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und weitgehend störungssicher. 1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version der Technologie. Der gleichzeitige Frequenzwechsel wird heute in der Kommunikationstechnik zum Beispiel bei Bluetooth-Verbindungen genutzt und gilt als Prototyp des WLAN. Für ihre Erfindung erhielten Lamarr und Antheil 1997 den Electronic Frontier Foundation Pioneer Award. 2014 wurde Lamarr posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird ihr Geburtstag – der 9. November – als Tag der Erfinder gefeiert.  „Die Ehrung von Hedy Lamarr hier in Potsdam ist nicht nur die Würdigung einer wichtigen historischen Persönlichkeit“, so Universitätspräsident Prof. Oliver Günther, Ph.D. „Sie ist zugleich ein Signal für die Innovationskraft von Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen.“