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Wiederkäuer für die Wissenschaft – Erste „Kinder-Uni unterwegs“ führte zu den Schafen in Sanssouci

Das Bild zeigt Jakob Schulz, der an der Universität Potsdam Ökologie und Naturschutz studierte und über die Auswirkungen der weidenden Schafe auf die Vegetation seine Masterarbeit geschrieben hat. Das Bild ist von J. Potratz. Beim Anklicken öffnet sich das Foto in neuem Fenster.
Das Bild zeigt den Schäfer Björn Hagg. Das Foto ist von J. Potratz. Beim Anklicken öffnet sich das Foto in neuem Fenster.
Das Bild zeigt die Kinder, die die Schafe mit Knäckebrot füttern. Das Bild ist von J. Potratz. Beim Anklicken öffnet sich das Foto im neuen Fenster
Foto : J. Potratz
Erste „Kinder-Uni unterwegs“ führte zu den Schafen in Sanssouci.
Foto : J. Potratz
Erste „Kinder-Uni unterwegs“ führte zu den Schafen in Sanssouci
Foto : J. Potratz
Erste „Kinder-Uni unterwegs“ führte zu den Schafen in Sanssouci.

Wer nicht darauf vorbereitet ist, reibt sich verwundert die Augen: Schafe in Sanssouci? Genüsslich zupfen sie das Gras von den denkmalgeschützten Wiesen des Weltkulturerbes und lassen hier und da ein zufriedenes Blöken hören. Vor allem die Kinder freuen sich über den tierischen Zulauf im Schlosspark. Aber auch die Landschaftsökologen von der Uni Potsdam.

Was die weidenden Wiederkäuer mit der Wissenschaft zu tun haben, klärte sich bei der ersten „Kinder-Uni unterwegs“ im September, als rund 20 Mädchen und Jungen des Potsdamer Horts „Schulplatz 1“ der Herde und ihrem Schäfer einen Besuch abstatteten. Begleitet wurden die Viertklässler von Jakob Schulz, der an der Universität Potsdam Ökologie und Naturschutz studierte und über die Auswirkungen der weidenden Schafe auf die Vegetation seine Masterarbeit geschrieben hat. Er erzählte den Kindern, dass die Wiesen in Sanssouci zu den artenreichsten in Brandenburg gehören, weil hier nicht gedüngt wird und keine giftigen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Die Bewirtschaftung ist seit Jahrhunderten gleichgeblieben. Deshalb haben hier viele seltene Pflanzenarten überlebt, der Teufelsabbiss zum Beispiel oder der Ährige Ehrenpreis.

Dass es gefährdete Arten gibt und die Vielfalt der Blüten auf einer Wiese wichtig für die Insekten, besonders für die Wildbienen ist, hatten die Kinder schon gehört. Was aber die Schafe zur Artenvielfalt beitragen können, das erfuhren sie von Jakob Schulz. Er erklärte ihnen, wie die Tiere mit ihren Klauen offene Bodenstellen schaffen, in denen neue Pflanzen wachsen können. Durch das gründliche Abfressen der Vegetation entziehen sie dem Boden überschüssige Nährstoffe, was sich ebenfalls positiv auf den Erhalt der Artenvielfalt auswirkt. Noch wichtiger aber ist, dass sich an ihren Klauen und in ihrem dichten Fell die reifen Samen der Gräser und Kräuter verfangen, die die umherziehenden Schafe an anderen Orten abschütteln. So können sich die vom Aussterben bedrohten Pflanzen wieder ausbreiten.  

Schäfer Björn Hagge treibt seine Herde alle drei Tage ein Stück weiter. Wie er das macht und welche Aufgabe dabei seine Hütehunde übernehmen, konnten die Mädchen und Jungen in der „Kinder-Uni unterwegs“ unmittelbar miterleben. In Dreiergruppen bildeten sie lebendige Hindernisse, die die Tiere im Slalom umlaufen mussten. Julie und Jamie, die beiden Border Collies, legten sich ihnen auf Befehl des Schäfers in den Weg, um sie immer wieder neu zum Wenden zu bewegen. Anfassen war hier ausdrücklich erlaubt. Die Kinder fütterten die Schafe mit Knäckebrot, berührten das Fell und erfuhren, warum es sich fettig anfühlt. Björn Hagge zeigte ihnen, wie ein Schaf von unten aussieht und welche Zähne es im Maul trägt, um das Gras nicht nur zupfen, sondern auch andauernd wiederkäuen zu können. Geduldig beantwortete er die nicht enden wollenden Fragen der Hortkinder.

Ihr Ausflug zu den Schafen in Sanssouci bildete den Auftakt zur neuen Reihe „Kinder-Uni unterwegs“, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerhalb der Universität Vorträge für Dritt- und Viertklässler halten. Sie machen sich auf den Weg an ungewöhnliche Orte oder direkt in Potsdamer Grundschulen und Horte. In der vertrauten Umgebung gibt es keine Berührungsängste und die Kinder können mit den Wissenschaftlern direkt ins Gespräch kommen. Lehrerinnen und Lehrer, die daran Interesse haben, können sich melden unter kinderuniuni-potsdamde.

Weitere Informationen zur Kinder-Uni unterwegs:
https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/up-erleben/kinder-universitaet/unterwegs