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Fontanes Briefe und Chronik online – Theodor-Fontane-Archiv mit neuem digitalen Angebot

Briefe von Theodor Fontane
Foto : Gerhard Westrich
Mehr als 6.000 Briefe von Theodor Fontane und Informationen zu über 20.000 Tagen im Leben des Schriftstellers sind jetzt frei online zugänglich.
Am 29. April 2021 hat das Theodor-Fontane-Archiv zwei neue Digitale Dienste freigeschaltet. Damit baut das Potsdamer Literaturarchiv sein Online-Angebot erheblich aus. Die »Fontane Chronik digital« versammelt Informationen zu über 20.000 Tagen im Leben Theodor Fontanes. Die »Fontane Briefdatenbank« erschließt über 6.000 Briefe aus der Feder des berühmtesten Autors des deutschsprachigen Realismus. Beide Dienste sind künftig kostenfrei im Netz verfügbar. Mit der Veröffentlichung dieser Kulturdaten setzt das an der Universität Potsdam angesiedelte Archiv seine Digitalstrategie konsequent fort.

Erfolgreich hat das Theodor-Fontane-Archiv eine zweite Phase seiner Digitalstrategie zum Abschluss gebracht. Mit der »Fontane Chronik digital« und der »Fontane Briefdatenbank« stehen den Nutzerinnen und Nutzern des Archivs zwei bisher lediglich in teuren Druckausgaben verfügbare Datensammlungen zu Leben und Werk Fontanes nun kostenfrei und ortsungebunden im digitalen Raum zur Verfügung. »Wir setzen damit unsere Vorstellungen eines digital innovativen und den Open Data-Ideen verpflichteten Literaturarchivs weiter in die Tat um«, sagt Prof. Dr. Peer Trilcke, seit 2017 Leiter des Archivs. »Zu kaum einem deutschsprachigen Autor findet man derzeit eine solche Fülle an wissenschaftlich gesicherten Datenbeständen frei im Netz. Die Fontane-Forschung operiert auf der Höhe des digitalen Zeitalters – dazu hat das Fontane-Archiv in den letzten Jahren entscheidend beigetragen«, erläutert Trilcke weiter.

Mit den beiden neuen Angeboten sind fortan zwei zentrale Hilfsmittel der Fontane-Forschung im Internet verfügbar. Die »Fontane Chronik digital« wurde in einem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projekt gemeinsam mit dem Trier Center for Digital Humanities und der Berliner Webagentur cosmoblonde umgesetzt. Der Dienst basiert auf der im Jahr 2010 veröffentlichten fünfbändigen »Theodor Fontane Chronik« des renommierten Fontane-Forschers Roland Berbig, die in mehreren tausend Einträgen tagesgenau verzeichnet, was über das Leben und Wirken Fontanes bekannt ist. »Die Datafizierung dieses Informationsschatzes, die nun abgeschlossen ist, schafft einen wissenschaftlich, aber auch kreativ nutzbaren Wissensraum zu Fontane und seiner Zeit«, sagt Dr. Anna Busch, am Fontane-Archiv zuständig für das digitale Projektmanagement. »Dabei können wir, dank der Digitalisierung, dieses Wissen nun ergänzen, erweitern, anreichern, also lebendig weiterentwickeln. Das ist ein großer Gewinn«, erläutert Busch weiter. »Zugleich ist es eine Herausforderung für uns als Kultureinrichtung im digitalen Wandel, denn wir müssen nun neue, digitale Daueraufgaben erbringen, an die vor wenigen Jahren noch niemand gedacht hat«, ergänzt Trilcke.

An eine lange Tradition der Fontane-Forschung schließt die nun ebenfalls im Netz verfügbare »Fontane Briefdatenbank« an, die das bisherige gedruckte Referenzwerk, das 1988 veröffentlichte »Verzeichnis und Register« der Briefe Fontanes, ablöst. Über 6.000 von Fontane verfasste Briefe werden in der Datenbank verzeichnet. »Neben brieftypischen Metadaten wie Verfasser, Adressatin oder Adressat, Datum und Ort werden auch Informationen zur Überlieferungs- und Druckgeschichte sowie unterschiedliche Schlagworte erfasst«, erklärt Dr. Sabine Seifert, die am Archiv den Bereich Forschungsdaten verantwortet. Mit der »Briefdatenbank« setzt das Fontane-Archiv seine Bemühungen um eine Profilierung des Briefwerks des Autors fort. Aktualisierungen sollen künftig regelmäßig erfolgen.

»Nach Freischaltung der beiden neuen digitalen Dienste können wir guten Gewissens sagen: Das Fontane-Archiv ist heute auch ein digitales Literaturarchiv. Nun werden wir unsere Datenbestände ausbauen, redaktionell pflegen und weiter untereinander vernetzten. Und wir müssen ausloten – mit Unterstützung der Universität und des Landes Brandenburg – wie wir ein solches digitales Literaturarchiv, das wir geworden sind, auch dauerhaft zuverlässig betreiben und pflegen können«, sagt Trilcke.

Seit 2017 betreibt das Theodor-Fontane-Archiv im Rahmen des Potsdamer Netzwerks für Digitale Geisteswissenschaften mit dem TFA.lab eine eigene digitale Forschungs- und Entwicklungseinheit. Eine erste Phase der in diesem geisteswissenschaftlichen Labor erarbeiteten Digitalstrategie für das Archiv konnte bereits im Jahr 2019 abgeschlossen werden. Damals wurde die vollständig neu entwickelte, um Archivportal-Funktionen erweiterte Webpräsenz www.fontanearchiv.de freigeschaltet. Erstmals stellte das Archiv damit seine Dienstleistungen auch im digitalen Raum zur Verfügung. So können Nutzerinnen und Nutzer seit 2019 über 100 Hefte der seit 1965 erscheinenden renommierten Zeitschrift »Fontane Blätter« online lesen und durchsuchen. Ebenfalls frei im Netz veröffentlicht wurde im Jahr 2019 die »Fontane Bibliographie« von Wolfgang Rasch, die in über 17.000 Datensätzen sämtliche Literatur von und über Fontane wissenschaftlich erfasst. Darüber hinaus bietet das Archiv sukzessive auch Digitalisate der wertvollen Handschriftenbestände auf seiner Website an.

Das Theodor-Fontane-Archiv wurde 1935 gegründet. Es ist ein Literaturarchiv, ein Forschungsinstitut und eine Kultureinrichtung. Es ist Theodor Fontane, seiner Zeit, seinen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen gewidmet. 2001 wurde es als »Kultureller Gedächtnisort von besonderer nationaler Bedeutung« in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen. 2007 bezog es seinen heutigen Sitz in der Villa Quandt am Fuß des Potsdamer Pfingstberges. Seit 2014 ist es eine wissenschaftliche Einrichtung der Universität Potsdam.

Die Digitalen Dienste online:

Digitale Dienste des Fontane-Archivs

Theodor Fontane Chronik digital

Theodor Fontane Briefdatenbank

Video des Theodor-Fontane-Archivs zu den neuen Diensten

Veröffentlicht

Kontakt

Rainer Falk
Telefon 0331 20139-79

Online-Redaktion

Agnes Bressa