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Studie zur Berufsorientierung – Brandenburgs Jugend sieht Zukunft in Brandenburg

Berufsausbildung im Chemielabor an der Universität Potsdam. Foto: Karla Fritze
Foto : Karla Fritze
Berufsausbildung im Chemielabor an der Universität Potsdam.

Brandenburgs Schülerinnen und Schüler schätzen die Möglichkeiten, im Land Brandenburg ihre eigene Zukunft zu gestalten, sehr hoch ein. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie „Evaluation von Formaten zur Berufsorientierung durch Schülerinnen und Schüler und Unternehmen in Westbrandenburg“, die die Universität Potsdam im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Potsdam und im Rahmen des Partnerkreises „Industrie & Wirtschaft“ erstellt hat.

Die wirtschaftliche Lage in Westbrandenburg, die breite Auswahl an Ausbildungs- und Studienplätzen, die persönlichen Karrieremöglichkeiten, die Familienfreundlichkeit sowie die außergewöhnlich schöne Landschaft und Umgebung rangieren ganz weit oben bei den guten Gründen für eine Ausbildung in der Region. Die jungen Leute bestätigen vielfältige Pläne für ihre Zukunft, oft über ein Studium oder eine Ausbildung. Ein überraschend großer Teil der Jugendlichen hat allerdings noch keine konkreten Vorstellungen.

„Die Schülerinnen und Schüler sind mit den Rahmenbedingungen des Landes Brandenburgs sehr zufrieden und schätzen neben der schönen Landschaft gerade die wirtschaftliche Lage und die Aussicht auf einen Ausbildungs- und Studienplatz positiv ein“, betont die Leiterin der Studie, Prof. Dr. Uta Herbst. „Ein gut kommuniziertes und breites Angebot der Berufsorientierung dient dazu, dass die Jugend in der Region ihre berufliche Perspektive findet“, so die Inhaberin des Lehrstuhls Marketing an der Universität Potsdam. Den größten Wert im zukünftigen beruflichen Leben legen die Jugendlichen auf Arbeitsplatzsicherheit, Betriebsklima sowie Verdienst und Verkehrsanbindungen, wobei der Zustand des Nahverkehrs am schlechtesten abschneidet. Viele schätzen ihr eigenes Wissen zur Berufsorientierung als durchwachsen ein, in mancher Hinsicht herrscht sogar noch völlige Unklarheit. Auch die Unternehmen sehen die Schülerinnen und Schüler tendenziell weniger gerüstet für den Berufseinstieg.

Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, sagt: „Berufsorientierung ist wie Geburtstag oder Weihnachten – jedes Jahr kommt ein neuer Jahrgang aus den Schulen, und jedes Jahr müssen wir die Chancen aufs Neue aufzeigen. Selbst die bundesweite, kostenfreie Online-Lehrstellenbörse der IHK wird noch nicht von allen Unternehmen bestückt. Dort finden die Familien tausende Ausbildungsplätze, Berufsbeschreibungen und Tipps für unsere Region. Die IHK Potsdam hat extra für die Kopplung zwischen den Schulen und den Unternehmen im Kammerbezirk ein eigenes Projektteam aufgestellt.“

Ziel der von der IHK Potsdam in Auftrag gegebenen Partnerkreis-Studie war es, bestehende Formate zur Berufsorientierung sowohl durch Schülerinnen und Schüler als auch durch Unternehmen zu evaluieren. Ende des Jahres 2019 befragte ein Team um die Marketingprofessorin Uta Herbst 368 Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulformen, Klassenstufen und angestrebter Schulabschlüsse. Parallel dazu wurden 39 Unternehmen verschiedener Größe und Branchen in die Befragung einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Unternehmen, der IHK und dem Land Brandenburg weiter und jedes Jahr aufs Neue intensiviert und die vorhandenen Formate zur Berufsorientierung  von Oberhavel bis Teltow-Fläming  von allen Beteiligten noch stärker beworben werden sollten.

„Die hilfreichen Formate zur Berufsorientierung sollten besser durchgängig und adressatengerecht platziert werden, sodass diese von Schülerinnen und Schüler, aber auch Unternehmen wahrgenommen werden“, sagt Uta Herbst. „Zudem ist es wichtig, dass sich die Unternehmen mehr in die Berufsorientierung einbringen, nicht nur durch das Ermöglichen eines Praktikums, sondern durch Unternehmensbesuche oder Kooperationen mit Schulen. Gemeinsam mit den Schulen sollten bestehende Formate weiterentwickelt werden. Zudem sollte überlegt werden, wie Berufsorientierung besser in den Lehrplan integriert werden kann, beispielsweise durch Projekttage“, fasst die Wissenschaftlerin die Ergebnisse der Studie zusammen.

Die Schülerinnen und Schüler legen großen Wert auf Informationen zum Übergang von der Schule in die weitere Ausbildung: Welche Betriebe gibt es? Welche Berufe kann man dort lernen? Was ist den jungen Leuten wichtig? Wie ist die Arbeitszeit, welche praktischen Erfahrungen wurden gemacht? Für ihre Recherche nutzen sie am häufigsten das Internet, gefolgt von ihrem näheren Umfeld, wie Eltern und Bekannte. Die befragten Unternehmen geben an, dass der Kontakt und damit die Möglichkeit, Einfluss auf deren Berufswahl zu nehmen, meist während der Schulzeit bei einem schulischen Praktikum entstehen. Noch mehr Kooperationsbereitschaft der Betriebe mit Schulen verspräche noch höhere Effekte, so eine Schlussfolgerung aus der Studie. Hier könne die IHK direktes Verbindungsglied sein und damit noch mehr Potenzial heben.

Sind die Formate zur Berufsorientierung in ihren Begrifflichkeiten bekannt, werden sie auch genutzt. So kennen und nutzen die Schülerinnen und Schüler am meisten das Bewerbungstraining, das Praxislernen, den Berufswahlpass, den alljährlichen landesweiten Zukunftstag sowie Kooperationen und Betriebserkundungen zur Information. Das Digitale Schwarze Brett mit der dazugehörigen App ist nur in den 45 Schulen bekannt, die damit ausgerüstet sind; 23 davon hatten an der Befragung teilgenommen. Einmal ausprobiert, werden sie jedoch geschätzt.

Auch bei den Unternehmen bestehen Wissenslücken. Nicht alle Programme der IHK sind dort bekannt. Sie sehen jedoch vielfältige Möglichkeiten, bestehende Formate zur Berufsorientierung zu erweitern und zu optimieren, besonders bei der Kommunikation über Karrierewege oder der Zusammenarbeit mit Institutionen.

Die Studie zur Berufsorientierung ist von Forschenden der Universität Potsdam mit dem Partnerkreis Industrie & Wirtschaft der Universität erstellt worden.

Gemeinsame Medieninformation der Universität Potsdam mit der Industrie und Handelskammer Potsdam:
Text: Antje Horn-Conrad/Detlef Gottschling