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Der Linguist Gisbert Fanselow antwortet auf die Frage: Wie redet man mit Aliens?

Wenn die Aliens kommen | Foto: Adobe Stock/ vchalup
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Wenn die Aliens kommen | Foto: Adobe Stock/ vchalup

Wahrscheinlich auf Deutsch. Die Überlegenheit in Wissenschaft und Technik, durch die Aliens zu uns reisen können, würde sich auch auf die Linguistik beziehen und daher würden sie aus den Radio- und Fernsehsendungen, die wir ins All abstrahlen, Deutsch gelernt haben. Vorausgesetzt, die Aliens wollen mit uns reden, und kommen nicht nur, um das Wasser zu klauen.

Kommunikation mit Schall klappt im Dunkeln, lässt sich rundherum empfangen und man hat dabei die Hände frei. Aliens könnten also akustisch kommunizieren, aber ob sie es im für uns hörbaren Bereich tun? Superhohe Frequenzen werden selbst auf der Erde zum Beispiel von Mäusen zur Kommunikation verwendet. In den unterschiedlichsten Sprachen der Welt werden immer circa 39 Bit pro Sekunde übertragen. So ist unser Gehirn getaktet. Was, wenn die Aliens Informationen schneller übermitteln können? Und was ist, wenn sie „schneller“ hören? Wie viele verschiedene Laute pro Sekunde überhaupt verarbeitet werden können, variiert schließlich auch zwischen den Spezies auf der Erde. Dann bräuchten wir schon Technik, um Aliensprache überhaupt wahr-zunehmen. Aliens könnten aber auch visuell kommunizieren. Würden wir sie zum Beispiel verstehen, wenn sie ein visuelles Feld von 360 Grad hätten und mit kleinen, durch Bioluminiszenz auf der Haut erzeugten Symbolen kommunizieren würden? In einfacher Form machen auf der Erde Kalmare so etwas mit ihren Chromatophoren, mit denen sie ihre Hautmusterung zur Tarnung – und zur Kommunikation – verändern. Da Vögel das Magnetfeld der Erde sehen können, würde es auch nicht wundern, wenn die Aliens sogar das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Wellen für ihre Sprache verwenden. Besonders, wenn sie Cyborgs sind. Und die Inhalte? Bilder zum Beispiel werden schon auf der Erde unterschiedlich gedeutet. Einige Aborigines-Kulturen nehmen oft eine Vogelperspektive (man denke an das Drudel, ein Bilderrätsel mit ungewöhnlicher Perspektive) ein, nicht die Seitendraufsicht. Aliens, die wie Aborigines ticken, würden die Pioneer-Plakette als Bild eines liegenden (toten?) Menschenpaares deuten. In einem B-klassigen Science-Fiction-Film wundert sich die Protagonistin, dass der Alien die Menschheit niedermacht, obwohl er gesagt hatte, er komme, um das Leben auf der Erde zu retten. Sprache verstehen heißt auch, das aufgrund von Erfahrungen interessengeleitet Hinzugedeutete einzubeziehen. Das ist bei Aliens und Menschen nicht identisch und führt zu Missverständnissen, wenn es darum geht, was „Das Leben auf der Erde retten“ bedeutet. Eine Aufgabe, die wir übrigens besser selber angehen sollten – und zwar sofort.

Dieser Text erschien im UniversitätsmagazinPortal 2/2019.

Online gestellt: Magda Pchalek
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde