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Unterwegs in Kenia – 12. Februar 2018: „Una fanya nini hapa? Hii ni shamba letu!“

Reisetagebuch: Potsdamer Geowissenschaftler auf Exkursion im Ostafrikanischen Riftsystem

Exkursion in die Nombitio Schlucht | Foto: Corinna Kallich
Foto : Corinna Kallich
Exkursion in die Nombitio Schlucht

Nach einem tiefen Schlaf in unseren Zelten oberhalb des Lake Magadi starten wir in den Tag. Bevor wir jedoch unsere geplante geologische Wanderung in die Nombitio-Schlucht beginnen, treffen wir erneut auf Massai: „Una fanya nini hapa? Hii ni shamba letu!“ („Was macht ihr hier? Das ist unser Land“)

Wir dachten, dass wir unser heutiges Untersuchungsgebiet problemlos betreten können, denn wir hatten am Tag vorher mit dem Chief der Region eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Bei unserer Ankunft weiß allerdings keiner der Dorfbewohner von dieser mündlichen Zusage. Es folgen zähe Verhandlungen mit den lokalen Chiefs, inwieweit wir das Land der Massai  betreten und untersuchen dürfen. Erst ein Telefonat klärt das Missverständnis und unser Anliegen wird mit Interesse befürwortet. Zwei Dorfbewohner mit hervorragenden Englischkenntnissen begleiten uns.

In glühender Mittagshitze und auf der Wanderung durch die tief eingeschnittene Schlucht diskutieren wir die unterschiedlichen Sediment- und Vulkangesteine sowie die Störungssysteme, die für ihre Deformation verantwortlich sind. Wir lernen, dass sich das Riftbecken von Olorgesaile noch immer weiter bildet – durch mit Erdbeben verbundene Absenkung. Anschließend besteigen wir ein vulkanisches Plateau. Loses Geröll und dornige Hartlaubgewächse erschweren den Aufstieg. Die Köpfe sind rot, eine Mischung aus Schweiß und Sonnencreme läuft die Nacken hinunter. Oben erwartet uns ein fantastischer Blick auf den gegenüberliegenden Vulkan und die Ablagerungen von Olorgesaile. Unterbrochen wird unsere Diskussion der Geologie nur von einer Pavianfamilie, die uns Störenfriede entdeckt hat.

Beim langen Abstieg kommen wir mit den Massais ins Gespräch. Trotz ihrer traditionellen Lebensweise sind sie gut ausgebildet und nach dem höheren Schulabschluss wieder in ihre Gemeinschaft zurückgekehrt. Hier beteiligen sie sich am Aufbau eines kulturellen Informationszentrums, das Einblick in die Geschichte des Massai-Volkes geben soll. Verwundert stellen unsere Begleiter fest, dass unsere Masterstudenten und Doktoranden überwiegend nicht verheiratet sind. Außerdem überrascht sie die Tatsache, dass in Deutschland der Großteil der Schulabgänger studieren kann. Für ein Studium fehlt den meisten Familien in Kenia immer noch das Geld.

Nach einer kurzen Mittagspause im Schatten einer blattlosen Akazie fahren wir weiter nach Westen. Wir durchqueren das fast ausgetrocknete Magadi-Becken, das über gelegentliche Regenfälle und hydrothermale Quellen gespeist wird. Als Verdunstungsrückstand bleibt Natriumkarbonat zurück, das unter dem Namen Natron und in seiner gereinigten Form als Backpulver, Magenmedizin oder Waschmittelzusatz bekannt ist.

Faszinierend ist auch, dass das Magadi-Becken von Elefanten als Migrationskorridor benutzt wird. Die Elefanten kommen auf der Suche nach Salz aus den Wäldern der gegenüberliegenden Riftschultern und kehren im Anschluss an eine Wanderung nach Norden an ihre Ursprungsorte zurück.

Kurz vor dem Dunkelwerden erhaschen wir noch einen großartigen Blick auf den Magadi-See –natürlich nicht ohne die hydrologische Entwicklung des südlichsten Beckens in Kenia zu diskutieren, das vor etwa 10.000 Jahren mit dem tansanischen Natronsee durch einen hohen Seespiegel verbunden war.
 

Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler gibt es hier.

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