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Unterwegs im Iran – 24. September, Isfahan: das Paris des Irans

Schah-Moschee Isfahan, Foto: N. Riemer
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Schah-Moschee Isfahan, Foto: N. Riemer

„Isfahan ist die halbe Welt“, lautet ein viel zitiertes persisches Sprichwort. Auch wenn dies ein Grund sein mag, eine Iran-Reise hier zu beenden, um mit der anderen Welthälfte fortzufahren, so führen uns eher die Geschichte der Stadt hierher: Der Weltruhm der ehemaligen Oasenstadt ist vor allem mit Shah Abbas I. (1571–1629), dem dritten der bedeutendsten Safawiden-Herrscher verbunden. Zehn Jahre nach seinem Regierungsantritt verlagerte er seinen Regierungssitz von Qazvin weiter in den geografischen Mittelpunkt des Landes nach Isfahan, um die Regierungsgeschäfte nicht durch die ottomanischen Erzrivalen zu gefährden. Während Schah Ismael I. im Jahr 1501 die Schiitisierung des Landes begonnen hatte, war es Abbas I., der sie nun verfestigte.

Der Tag war mit den Besichtigungen der repräsentativen Moscheen und Paläste rund um den Maidan-e Schah gefüllt. Für die zukünftige Hauptstadt unternahm Shah Abbas I. im Stil eines absolutistischen Herrschers weitreichende Veränderungen, indem er sie auf dem Reißbrett regelrecht neu entwarf. Einen Kilometer südwestlich vom damaligen Stadtzentrum und der alten Freitagsmoschee (Jameh-Moschee) ließ er auf einem riesigen, unbebauten Areal einen rechteckigen, 560 Meter langen und 160 Meter breiten Platz mit genauem Nord-Süd-Verlauf anlegen und mit zweistöckigen Arkaden umbauen. Damit wurde der Maidan zu Beginn des 17. Jahrhunderts der weltweit größte öffentlich zugängliche Platz. An seinem rechten südlichen Ende ließ er zu Beginn seiner Herrschaft durch den Universalgelehrten Baha als-din al-Amili das prominenteste Projekt errichten: Eine neue Freitagsmoschee (Schah-Moschee bzw. Imam-Moschee) mit vier Iwanen. Hierbei handelt es sich um hohe, von einem Tonnengewölbe überspannte Hallen, deren eine Seite offen ist. Dieser Gebäudekomplex enthält zahlreiche meisterhafte architektonische und künstlerische Besonderheiten, von denen nur eine hier vorgestellt werden kann: Wenn man sich im Mittelpunkt des Hauptdomes befindet und ein leises Geräusch verursacht, wird es durch die Konstruktion der Halle akustisch verstärkt und ist an jedem Standort gut verständlich. Auf diese Weise können die Predigten des Imams ohne große Anstrengung und technische Mittel von einer großen Menschenmenge gehört werden.

Auf der gegenüberliegenden, nördlichen Platzhälfte befindet sich in den doppelstöckigen Arkaden der Königliche Bazar. Dieser unterscheidet sich von den alten Basaren Isfahans durch seine großzügige, moderne Anlage, die den verschiedenen Handelssparten und Handwerkskünsten eine zentrale, städtische Lange und unmittelbaren Schutz gewährte.

Auf der langen Westseite des Maidan ließ sich Shah Abbas I. einen insgesamt 68 Meter hohen, fünfstöckigen Palastbau namens Ali Qapu (Hohe Pforte) errichten. Somit wurde die königliche Kontrolle über die Moschee und den Basar auch räumlich angedeutet: Von einer über dem zweiten Stockwerk befindlichen riesigen Säulenhalle aus konnte er den gesamten Platz überblicken und auf ihm stattfindende Ereignisse verfolgen. Während sich seine Privatgemächer in den oberen Gemächern befanden, waren im Untergeschoss die Verwaltungseinrichtungen und Wachen untergebracht.

Gegenüber dem Palast auf der östlichen Seite des Platzes steht die von 1603 bis 1616 errichtete Scheich Lotfollah-Moschee. Die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes, das unterirdisch mit dem Palast verbunden ist, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Möglicherweise hatte Shah Abbas I. es als Grabmausoleum geplant. Das Besondere: Sie ist verkleidet mit Kacheln, die bei den wechselnden Lichteinfällen der Tageszeiten den Eindruck erwecken, dass sie ihre Farben ändern.

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Text: Prof. Dr. Nathanael Riemer
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde