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Unterwegs im Iran – 17. September, Qazvin: Die zweite Hauptstadt der safawidischen Dynastie

Hof im Basar von Qazvin, Foto: N. Riemer
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Hof im Basar von Qazvin, Foto: N. Riemer

Wie gewohnt befinden wir uns morgens wieder im Bus. Die Strecke beträgt etwa 230 Buskilometer und führt uns weg vom Kaspischen Meer wieder südwärts durch das Elburs-Gebirge und durch die Städte Rudbar und Manjil. Beide Orte wurden 1990 von einem starken Erdbeben zerstört, bei dem bis zu 50.000 Menschen ums Leben kamen.

Das nächste Ziel unserer Reise soll Qazvin sein, eine um 250 n.d.Z. durch den neupersischen König Shapur II. gegründete Stadt. Ihre Rolle als zweite Hauptstadt der Safawiden-Dynastie machte sie zu einer wichtigen thematischen Station unserer Exkursion. Mit der Geschichte Qazvin eng verbunden ist vor allem Abdul-Fath Tahmasp I. (1514–1576), der Sohn und Nachfolger des ersten Safawiden-Königs Ismail I. Die Regierungszeit von Tahmasp I. war durch einen innenpolitischen Zerfall des Reiches und eine permanente, äußere Bedrohung durch die Ottomanen bestimmt. Als diese im Jahr 1548 die damalige Hauptstadt Tabriz zum vierten Mal einnahmen, sah sich Tahmasp I. dazu genötigt, den Regierungssitz an einen sicheren Ort ins Landesinnere zu verlegen. Zahlreiche Bauwerke Qazvins gehen auf Tahmasp I. zurück. Am wichtigsten ist der schon 1510 errichtete, zweistöckige Gartenpalast Tschehel Sotun („Vierzigsäulenpalast“), dessen Dach von 32 Zedernsäulen getragen wird. Neben einigen ausgestellten Koranhandschriften sind die Wandmalereien interessant, deren menschlichen Darstellungen Beschädigungen durch Hammerschläge erkennen lassen und gerade restauriert werden.

Der nächste Programmpunkt, die Peighambariye, fällt insgesamt etwas enttäuschend aus. Die im 17. Jahrhundert errichtete Grabmoschee soll die Überreste vier jüdischer Propheten mit den arabischen Namen Salam, Solum, al-Qiya, und Sohuli enthalten, die kurz nach Jesu Geburt in das Land reisten, um sein Auftreten anzukündigen. Möglicherweise sind hier jüdische, christliche und muslimische Legendenreste zusammengeflossen. Genaueres ist auch von dem sympathischen, deutschsprechenden Stadtführer nicht zu erfahren, lediglich, dass vor allem Frauen hier gern beten.

Die Besichtigung der Masdsched an-Nabi, eine der größten Vier-Iwan-Moscheen des Irans mit wunderschöner Fliesenornamentik, halten wir knapp. Da die Geschäfte im benachbarten historischen Basar um 19 Uhr schließen, findet der anstrengende Tag hier seinen Abschluss.

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Text: Prof. Dr. Nathanael Riemer
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde