Zum Hauptinhalt springen

Wirtschaftsfaktor Hochschul-Start-ups

Ergebnisse der ersten Gründungsbefragung in Berlin-Brandenburg

Am 22. Oktober 2014 wurden die Ergebnisse der ersten Gründungsbefragung in der Metropolregion Berlin-Brandenburg von Senatorin Sandra Scheeres, Ministerin Sabine Kunst sowie den Präsidenten der Hochschulen präsentiert. An der Befragung teilgenommen hatten die Beuth Hochschule für Technik Berlin, die FH Potsdam, die FU Berlin, die HTW Berlin, die HU Berlin, die HWR Berlin, die TH Wildau, die TU Berlin, die UdK Berlin und die Universität Potsdam.

Gemeinsame Pressemitteilung vom 22.10.2014:

Wirtschaftsfaktor Hochschul-Start-ups: 17.000 Arbeitsplätze und 1,7 Milliarden Euro Umsatz
Ergebnisse der ersten Gründungsbefragung in Berlin-Brandenburg zeigen immense Bedeutung von Hochschulausgründungen

Erstmalig wurden die Ausgründungsaktivitäten von insgesamt zehn Berliner und Brandenburger Hochschulen systematisch und einheitlich im Rahmen einer hochschulübergreifenden Befragung erfasst. Insgesamt haben 840 Unternehmen, die aus den Hochschulen heraus gegründet wurden, auf die Umfrage geantwortet. Bundesweit ist dies die erste Umfrage dieser Art, an der so viele Hochschulen beteiligt waren und eine so hohe Anzahl an Hochschulausgründungen antworteten. Die Ergebnisse sind beeindruckend und verdeutlichen die hohe wirtschaftliche Bedeutung von Ausgründungen aus den Hochschulen: 721 Unternehmen gaben an, dass sie 2013 rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigten. 79 Prozent dieser Arbeitsplätze sind mit Akademikerinnen und Akademikern besetzt.

Der Gesamtumsatz von 690 Unternehmen, die sich in der Befragung zu ihrem Umsatz äußerten, lag im Jahr 2013 bei etwa 1,7 Milliarden Euro. Dies entspricht nahezu der Gesamtinvestition der Länder Berlin und Brandenburg pro Jahr in den Hochschulbereich.

85 Prozent der befragten Unternehmen haben ihren Sitz in Berlin-Brandenburg. Das macht deutlich, dass die Hochschulen maßgeblich zum Start-up-Boom der Metropolenregion Berlin-Brandenburg beitragen und Innovationen aus der Wissenschaft in den Markt bringen.
Ein Blick auf die Branchen zeigt: In 69 Prozent der erfassten Gründungen stehen Beratung, kreative sowie IKT-Dienstleistungen im Fokus. Die Studie ergab ferner, dass die Unternehmen vornehmlich aus sich heraus wachsen und durch den Verkauf ihrer Dienstleistungen und Produkte Kapital generieren.

Unterstützung an der Hochschule: Die Bedeutung von Gründungsservices
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die bedeutende Rolle der Gründungsservices, die es an allen teilnehmenden Hochschulen spätestens seit 2007 gibt: Sie unterstützen Gründungsinteressierte aus der Hochschule von der ersten Idee bis zur Gründung. Zu ihren Aufgaben gehören die Suche nach Ideen und nach Finanzierungsmöglichkeiten, die Sensibilisierung, die Qualifizierung und die strukturierte Begleitung von Start-ups als Vorbereitung auf den Markteintritt. Auch Räumlichkeiten und sonstige Infrastruktur sowie Coaching und Fachberatung können die Start-ups an den meisten Hochschulen nutzen.

69 Prozent der Unternehmen wurden seit Bestehen der Gründungsservices gegründet, davon 40 Prozent allein seit 2010, wie die Umfrage weiter ergab. Rund 42 Prozent der Befragten nutzen die Angebote zur Gründungsunterstützung an den Hochschulen, 38 Prozent der gegründeten Unternehmen pflegen weiterhin Kontakt zu ihrer Alma Mater oder kooperieren mit dieser. Erfreulich hoch ist auch die Bereitschaft bei denjenigen, die bereits ein eigenes Unternehmen gegründet haben, angehende Gründerinnen und Gründer aktiv bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. 66 Prozent wären hierzu bereit.

Die Berliner Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres betonte bei der Präsentation der Studie am 22. Oktober 2014 an der TU Berlin: „Die Ergebnisse dieser ersten hochschulweiten Gründungsumfrage zeigen deutlich, dass in den letzten Jahren an den Hochschulen großartige Arbeit geleistet wurde. Die gewachsene Unternehmenskultur hat sich zu einem nicht zu unterschätzenden Faktor für die Wirtschaft der Metropolenregion Berlin-Brandenburg entwickelt. Wir wollen das produktive Klima für Start-ups in Berlin weiterhin fördern und zugleich Unterstützung leisten, damit die Gründungen zum Wohle der Region auch nachhaltig sind.“

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie stehen in direktem Zusammenhang mit der Etablierung der Gründungsförderung an Hochschulen, die insbesondere seit 2007 vor allem durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) beziehungsweise durch das Bundesförderprogramm EXIST gefördert werden. Die professionellen Strukturen unterstützen systematisch und auf die Zielgruppen zugeschnitten den Know-how-Transfer aus der Hochschule in Gründungen. Im Rahmen des B!GRÜNDET-Netzwerks, einem Zusammenschluss der Gründungsservices der Berliner Hochschulen, koordinieren die Hochschulen in Berlin ihre Aktivitäten und kooperieren mit den Hochschulen in Brandenburg. Die Bereitschaft der Alumni, etwas an ihre Hochschule zurückzugeben, wird vielfach schon genutzt. Sie werden beispielweise in die Lehre eingebunden, engagieren sich als Mentoren oder als Business Angel.

Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin, unterstrich: „Insbesondere bei High-Tech-Gründungen liegt Berlin im deutschlandweiten Vergleich ganz vorn. Das Gründungsgeschehen ist dynamisch. Die Technologiestiftung Berlin hat die hochschulübergreifende Umfrage gefördert, weil sie einen Überblick über die Situation gibt und sich wichtige Hinweise für die strategische Weiterentwicklung des Berliner Innovationsgeschehens ergeben. Sie ist damit eine wichtige Ergänzung unserer eigenen Aktivitäten wie dem Technologieradar und dem Innovationsmonitoring.“

Die Umfrage: 10 Hochschulen, 45 Fragen, 840 Unternehmen
An der ersten Gründungsbefragung beteiligten sich zehn Hochschulen aus Berlin und Brandenburg: Die Beuth Hochschule für Technik Berlin, die Fachhochschule Potsdam, die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Universität Potsdam, die Technische Hochschule Wildau sowie die Technische Universität Berlin. Unterstützt wurde die Umfrage durch Mittel der Technologiestiftung Berlin. Mit einem einheitlichen Fragebogen konnten die relevanten Kennzahlen der gegründeten Unternehmen erhoben und ausgewertet werden. 840 Unternehmen konnten 45 Fragen beantworten. Das Erhebungsinstrument ist als Onlinebefragung konzipiert worden und basiert auf dem aktuellen Stand der Entrepreneurship-Forschung. Entwickelt wurde es im Rahmen der „Harmonized Instrument Initiative (HII)“, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Technischen Universität München und beruht auf der seit über zehn Jahren bestehenden Gründungsumfrage der TU Berlin. Ziel war es, einen standardisierten Fragebogen zu entwickeln, um den Entwicklungsprozess technologiebasierter Unternehmen nachzuverfolgen, besonders von akademischen Spin-offs. Die Gründungsbefragung soll in dieser Form fortgesetzt werden.

Die Ergebnisse der Gründungsumfrage liegen als Broschüre in einer kurzen sowie längeren Version vor. Diese finden Sie im Internet unter: http://www.tu-berlin.de/?152349

Foto: Die Hochschulen und ihre Gründerteams präsentierten sich auf der Pressekonferenz mit Ständen und gaben Auskunft zum aktuellen Gründungsgeschehen. V.l.n.r.: Wulf Bickenbach (Geschäftsführender Projektleiter bei Potsdam Transfer), Prof. Dr. Uta Herbst (Direktorin von Potsdam Transfer), Dr. Christoph Schmitz (Exist-Gründerstipendium der Universität Potsdam „Ackerdemia e.V.“), Hannah Ohmer (macht ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr bei Ackerdemia), Mario Krause (macht ebenfalls sein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei Ackerdemia). Fotoquelle: Tilo Bergemann


Text: Stefanie Terp
Online gestellt von: Matthias Zimmermann