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Exkursion in den Himalaya, 6. September 2013 (Teil 10)

„There is a lot of sediment in this valley” (D. Scherler)

Blick in die Tiefe und auf den Tethys-Himalaya. Foto: L. Heinecke
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Blick in die Tiefe und auf den Tethys-Himalaya. Foto: L. Heinecke

Endlich wieder vollständig, setzen wir unsere Reise dem Spiti flussaufwärts folgend fort. Heutiges Ziel ist es, den Kontakt zwischen den Strukturen des Leo-Pargil-Domes und den umliegenden Gesteinen sedimentären Ursprungs zu identifizieren. Aber erst müssen wir einen kritischen Straßenabschnitt bewältigen, der nicht immer befahrbar ist. Der mittlerweile berühmte Mailling-Erdrutsch unterbricht seit Jahren die Straßenverbindung regelmäßig. Uns hält er heute nicht auf.

Der Kontakt des Domes zu seinen umliegenden Gesteinen ist nicht leicht zu identifizieren, dennoch erkennen wir, dass der Leo-Pargil-Dom exhumiert wurde, indem die umliegenden Gesteine unter plastischen Bedingungen stark gedehnt und ausdünnt und dabei gefaltet wurden.

In der zweiten Tageshälfte diskutieren wir lange über weitere der Seesediment-Aufschlüsse aus dem Spiti-Tal und wie sie entstanden sind. So könnten Erdrutsche den Spiti-Fluss aufgestaut und dadurch diese Seen ins Leben gerufen haben. Am Aufschluss können wir zum einen ausgeprägte Rippeln (Strukturen, die durch Wellenbewegungen oder Strömungen entstehen) beobachten, die auf dynamische Ablagerungsbedingungen deuten. Zum anderen entdecken wir Flussablagerungen innerhalb der Seesedimente, die zu Zeiten entstanden sein müssen, als der See einen Abfluss besaß. Somit ergibt sich ein stark variables Umfeld, in dem Erdrutsche die Ablagerungsbedingungen, den Sedimenttransport und die Erosion in den tiefen Tälern des Hohen Himalayas maßgeblich beeinflussen. Des Weiteren entdecken wir in den Sedimenten in bestimmten Lagen Softsedimentdeformationen, die auf einen seismischen Ursprung hindeuten.

Unsere Mittagspause genießen wir in einer wunderschönen Apfelplantage. Der Ort erscheint uns einer Oase gleich und bietet eine willkommene Abwechslung zu der staubigen und kargen Landschaft.

Anschließend geht es weiter, flussaufwärts in Richtung Tabo. Hier deuten die Verteilung der Felsterrassen und abgelagerte Flusssedimentaufschotterungen darauf hin, dass sich der Spiti hier einst ein neues Flussbett – eine sogenannte epigenetische Schlucht – geschaffen und seinen bisherigen Weg verlassen hat.
Zum krönenden Abschluss des Tages besichtigen wir die über 1.000 Jahre alte Klosteranlage in Tabo. Den hiesigen Regeln folgend, ziehen wir beim Betreten von jedem Tempel die Schuhe aus. Hier, in Tabo, genießen wir vorläufig zum letzten Mal die Vorzüge einer festen Unterkunft, bevor wir ab morgen bis Manali in Zelten nächtigen werden.

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Hinweis: Alle Veröffentlichungen aus dem Online-Tagebuch müssen durch das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Potsdam freigegeben werden.

Kontakt: Dr. Henry Wichura und Dr. Rasmus Thiede
Koordinatoren des Graduiertenkollegs „Interactions between Tectonics, Climate and the Biosphere in the African-Asian Monsoonal Region“
Universität Potsdam
Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
E-Mail: graduateschoolgeo.uni-potsdamde

Text: Dr. Henry Wichura und Dr. Rasmus Thiede
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde