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Nachruf auf Prof. Dr. Erich Kleinpeter (1946 – 2025)

Das Institut für Chemie, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät und die Universität Potsdam trauern um ihren ehemaligen Kollegen Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Erich Kleinpeter. Mit Prof. Kleinpeter ist am 11. Juni 2025 ein langjähriger, verdienter Kollege völlig überraschend verstorben, der die Universität Potsdam und insbesondere das Institut für Chemie seit Gründungszeiten geprägt hat. Wir sind tief betroffen.

Gebürtig aus Möritsch in Sachsen-Anhalt studierte Erich Kleinpeter Chemie an der Karl-Marx-Universität in Leipzig, promovierte 1974 und habilitierte sich dort im Umfeld von Prof. Borsdorf im Jahr 1981 zum Thema „Bestimmung von Konfiguration, Konformation und molekularer Beweglichkeit ausgewählter organischer Verbindungen unter Verwendung der 1H- und 13C-NMR-Spektroskopie“. Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Associate Professor of Organic Chemistry an der Universität von Addis Abeba in Äthiopien (1982-1985) wechselte Erich Kleinpeter 1985 zunächst als Dozent an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und wurde dort 1988 zum Professor für Chemie ernannt. Wenig später, 1992, folgte der Ruf auf die C4-Professur für Analytische Chemie / Strukturanalytik an der Universität Potsdam, die sich zu dieser Zeit noch im Gründungsprozess befand.

Den Großteil seiner wissenschaftlichen Laufbahn verbrachte Prof. Kleinpeter an der Universität Potsdam. Er war maßgeblich am Aufbau des Instituts für Chemie beteiligt und prägte mit großem Engagement und Weitblick die Entwicklung einer exzellent ausgestatteten und international anerkannten Arbeitsgruppe für Analytische Chemie. Im Zentrum seiner Forschung stand die Strukturanalyse kleiner organischer Moleküle sowie die präzise Untersuchung des Zusammenspiels zwischen molekularer Struktur, konformationeller Dynamik und den NMR-chemischen Verschiebungen. Die Anfänge spielten sich dabei noch in den historischen Gebäuden am Neuen Palais ab. Im Sommer des Jahres 2000 fand dann der Umzug auf den Campus Golm statt.

Prof. Kleinpeter und seinem Arbeitskreis gelang es, die Ausstattung insbesondere in den Bereichen NMR-Spektroskopie und Massenspektrometrie kontinuierlich weiter zu entwickeln und auf dem neuesten Stand zu halten, z.B. 2001 mit einem 500 MHz-NMR-Spektrometer, 2002 mit den neuartigen, hochauflösenden ESI-Q-TOF- und GC-TOF-Massenspektrometern und 2008 wiederum mit einem 600 MHz-NMR-Spektrometer mit Spezialausstattung für extreme Tieftemperaturmessungen. Mit dieser analytisch-chemischen Infrastruktur schuf Prof. Kleinpeter zugleich die Grundlage für exzellente Forschungsbedingungen – nicht nur innerhalb des Instituts für Chemie, sondern auch für das Institut für Biologie und Biochemie. Dies ermöglichte zahlreiche fruchtbare wissenschaftliche Kooperationen, sowohl innerhalb der Universität Potsdam als auch mit führenden Wissenschaftlern aus aller Welt. Besonders hervorzuheben sind dabei die langjährigen und erfolgreichen internationalen Partnerschaften, unter anderem mit dem Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Szeged in Ungarn, dem Favorsky-Institut für Chemie der Russischen Akademie der Wissenschaften in Irkutsk sowie dem Department of Chemistry der Universität Turku in Finnland. Die enge wissenschaftliche Verbindung und hohe gegenseitige Wertschätzung wurden im Jahr 2010 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Szeged an Prof. Kleinpeter in besonderer Weise gewürdigt.

Aus diesen wissenschaftlichen Kooperationen, aber vor allem auch durch seine eigene, überaus produktive Publikationstätigkeit, die weit über seinen Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2011 hinausreichte, ging ein beeindruckendes wissenschaftliches Werk hervor: Mehr als 300 Fachartikel in Peer-Review-Journalen sowie vier Bücher zeugen von seinem unermüdlichen Engagement. Noch im Jahr 2024 veröffentlichte er sechs wissenschaftliche Arbeiten als Erst- und Korrespondenzautor. Bis zum letzten Tag seines Lebens arbeitete Prof. Kleinpeter an wissenschaftlichen Manuskripten.

Sowohl an der MLU Halle-Wittenberg als auch an der Universität Potsdam übernahm er für mehrere Jahre die Verantwortung als Institutsdirektor bzw. Geschäftsführender Leiter. Von 1999 bis 2015 war er Vorsitzender des Ortsverbands Potsdam der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und übte darüber hinaus eine umfangreiche Gutachtertätigkeit aus, für diverse wissenschaftliche Journale aber auch für den DAAD.

Dabei verlor Prof. Kleinpeter nie die Lehre und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus dem Blick. Sein Einsatz in der akademischen Ausbildung und Betreuung führte dazu, dass viele seiner Absolventinnen und Absolventen verantwortungsvolle Positionen in Wissenschaft und Industrie übernahmen – ein bleibendes Zeugnis seines Wirkens als Mentor und akademischer Lehrer. Prominente Absolventen aus dem Arbeitskreis Kleinpeter sind die aktuelle Ministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche (Diplomarbeit) und der Bürgermeister von Wittstock/Dosse, Dr. Phillip Wacker (Promotion).

Erich Kleinpeter war ein geselliger Mensch und besaß einen ausgeprägten sächsischen Humor und die Fähigkeit zur Selbstironie. Zumindest in seiner Leipziger Zeit wurden ihm sogar Studentenlieder auf den Leib gedichtet. Er genoss Feierlichkeiten mit seinem Arbeitskreis und den vielen Kooperationspartnern. In ruhigen Stunden befasste er sich mit dem Sammeln von Münzen. Er hinterlässt seine Ehefrau, eine Tochter und einen Enkel.

Das Institut für Chemie und die Math.-Nat. Fakultät verneigen sich vor der Lebensleistung von Erich Kleinpeter und sind seiner Familie in tiefer Anteilnahme verbunden.

Autoren: Der Arbeitskreis für Analytische Chemie und die Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Chemie

Veröffentlicht

Online-Redaktion

MNF