Als Mittel der Kommunikation muss menschliche Sprache flexibel und variabel sein, damit wir uns in verschiedenen Situationen verständigen können. Andererseits wird diese Variabilität beschränkt – durch das mentale Sprachsystem sowie die generelle Architektur des kognitiven Systems. Der SFB 1287 mit dem Titel „Grenzen der Variabilität in der Sprache“ untersucht, welche Aspekte unseres sprachlichen Verhaltens variabel und welche stabil sind, um herauszufinden, welche Faktoren die (In-)Variabilität steuern. „Im SFB wollen wir die Interaktion limitierender Faktoren – wie der mentalen Grammatik, allgemeiner kognitiver Funktionen sowie externer kommunikativer Einflüsse – erforschen“, sagt die Sprecherin des SFB, Prof. Dr. Doreen Georgi. „Auch die Variabilität untersuchen wir auf verschiedenen Ebenen: zwischen verschiedenen Sprachen und Soziolekten, zwischen verschiedenen und sogar innerhalb einzelner Sprecher.“ In der dritten Förderperiode konzentriert sich der SFB auf vier Kernbereiche. Dazu zählen die neuro-kognitiven Grundlagen der beobachteten Restriktionen in Sprache, die Modellierung der Ergebnisse, u.a. unter Einbeziehung sogenannter Large Language Models, die verstärkte Betrachtung von weniger untersuchten Sprachen aus nicht-westlichen Ländern und den aktiven Wissenstransfer der Erkenntnisse etwa in den klinischen und den Bildungsbereich. „Beispielsweise wollen wir dazu beitragen, die Therapie von erwachsenen Individuen mit Aphasie zu verbessern und die sprachlichen Fähigkeiten bei Vorschulkindern durch den Einsatz von SprachmentorInnen zu stärken“, so Prof. Georgi. „Aber auch ein Wissenstransfer in die breite Bevölkerung des Landes Brandenburg ist uns wichtig – durch ein Citizen Science Projekt, in dem SchülerInnen der 9. und 10. Klassen Daten zur dialektalen Variation im Bundesland sammeln werden.“
Für diese interdisziplinäre Arbeit bringt der SFB 1287 12 Forscherinnen und 14 Forscher aus der formalen Linguistik, der Computerlinguistik, der Neuro- und Psycholinguistik, den Einzelsprachstudien (Germanistik, Romanistik, Slavistik), der Psychologie, sowie den Bildungswissenschaften zusammen. Die Abteilungen der Humanwissenschaftlichen und Philosophischen Fakultät der UP arbeiten zusammen mit zwei KollegInnen der Health and Medical University Potsdam und der Ruhr-Universität Bochum. Neben den 15 wissenschaftlichen Vorhaben wird es zwei Transfer- und ein Wissenschaftskommunikationsprojekt sowie ein integriertes Graduiertenkolleg geben. Unterstützt werden diese Projekte vom wissenschaftlichen Serviceprojekt, das die Forschenden bei der statistischen Datenanalyse und dem Datenmanagement berät, sowie dem zentralen Verwaltungsprojekt.
Im Zentrum des SFB 1294 mit dem Titel „Datenassimilation – Die nahtlose Verschmelzung von Daten und Modellen“ steht die nahtlose Integration großer Datenmengen in komplexe Computermodelle mit dem Ziel, die zugrunde liegenden Prozesse besser zu verstehen und genauere Vorhersagen zu ermöglichen. In der Meteorologie, der Hydrologie und der Rohstoffsuche werden Datenassimilationstechniken bereits sehr erfolgreich eingesetzt. Künftig könnten auch neue Anwendungsgebiete in der Biologie, der Medizin sowie den Kognitions- und Neurowissenschaften davon profitieren. Dazu sind eine theoretische Fundierung existierender und die Entwicklung neuartiger Algorithmen zur Datenassimilation dringend notwendig.
„Der SFB verfolgt daher das Ziel, Methoden der Datenassimilation systematisch weiterzuentwickeln und deren Effizienz und Robustheit sowohl in etablierten als auch in neuen Anwendungsfeldern aufzuzeigen“, sagt die Sprecherin des SFB Prof. Dr. Melina Freitag vom Institut für Mathematik der Universität Potsdam. „In der dritten Förderperiode sind wir entschlossen, das volle Potenzial unseres Zentrums auszuschöpfen, um die verbleibende Finanzierungsphase bestmöglich zu nutzen und eine langfristige, nachhaltige Wirkung unserer Forschungsarbeiten sicherzustellen.“
Dieser Herausforderung werden sich Mathematiker gemeinsam mit Informatikern, Physikern, Geowissenschaftlern und Psychologen stellen. Neben theoretischen Grundlagen werden konkrete Anwendungen aus der Seismologie, der Pharmakologie, der Hydrologie, der Biophysik, dem Erdmagnetfeld und den Kognitionswissenschaften im Vordergrund des SFB stehen.
Der SFB 1294 besteht aus 12 wissenschaftlichen Teilprojekten, und einem integrierten Graduiertenkolleg. Hinzu kommt ein zentrales Verwaltungsprojekt. Von den 20 Antragstellenden stammen zwei vom Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum, einer von der Humboldt-Universität zu Berlin, einer von der Technischen Universität Berlin, einer von der HMU Potsdam, einer von der der Universität Rostock und eine von der TU Ilmenau. 13 sind an der Universität Potsdam in den Instituten für Mathematik, für Physik und Astronomie, Umweltwissenschaften und Geographie sowie dem Department für Psychologie tätig.
Im Internet:
SFB 1287:„Die Grenzen der Variabilität in der Sprache: Kognitive, grammatische und soziale Aspekte“: https://www.sfb1287.uni-potsdam.de/de
SFB 1294: „Datenassimilation – Die nahtlose Verschmelzung von Daten und Modellen“: https://www.sfb1294.de/
Kontakte:
SFB 1287:„Die Grenzen der Variabilität in der Sprache: Kognitive, grammatische und soziale Aspekte“
Prof. Dr. Doreen Georgi, Kognitionswissenschaften, Department für Linguistik
E-Mail: doreen.georgiuuni-potsdampde
Tel.: 0331 977-2968
SFB 1294: „Datenassimilation – Die nahtlose Verschmelzung von Daten und Modellen“
Prof. Dr. Melina Freitag, Institut für Mathematik
E-Mail: melina.freitaguuni-potsdampde
Tel.: 0331 977-203121
Medieninformation 24-11-2025 / Nr. 101
