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Drei neue Krötenarten springen ins Rampenlicht

Medieninformation 06-11-2025 / Nr. 098

Junge Frösche und Kröten entwickeln sich üblicherweise aus Eiern. Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Potsdam hat nun drei neue Arten von Baumkröten aus Tansania beschrieben, die voll entwickelte Jungtiere zur Welt bringen. Die jetzt in „Vertebrate Zoology“ veröffentlichte Entdeckung wurde durch die Kombination traditioneller Museumsforschung mit moderner Genanalyse ermöglicht.

„Indem wir verschiedene Naturkundemuseen besuchten, um Hunderte erhaltender Kröten-Exemplare zu untersuchen und sogenannte museomic-Methoden zur DNA-Extraktion anwendeten, konnten wir uns deren vielfältige Erscheinungsform vor Augen führen und damit neue Arten beschreiben“, sagt der leitende Autor der Studie, Christian Thrane von der Universität Kopenhagen.

„Lebendgebärende Fortpflanzung ist unter Fröschen und Kröten äußerst selten und kommt bei weniger als einem Prozent der Froscharten vor, was diese neuen Arten besonders interessant macht“, sagt Co-Autor Dr. H. Christoph Liedtke vom Spanish National Research Council, der sich auf die Entwicklung der Fortpflanzungsweisen von Amphibien spezialisiert hat. Nur eine Handvoll Froscharten aus Südamerika und Südostasien hat ähnliche Strategien entwickelt. Die meisten Lehrbücher erzählen immer dieselbe Geschichte zur Fortpflanzung von Fröschen: von Eiern über Kaulquappen hin zu Jungfröschen und ausgewachsenen Tieren. „Das ist das Standard-Paradigma“, sagt Co-Autor Prof. Mark D. Scherz vom Natural History Museum Dänemark. „Dabei gibt es tatsächlich eine große Vielfalt bei der Fortpflanzung von Amphibien.“

Ein wesentlicher Teil der Studie fand an der Universität Potsdam statt. Dr. Alice Petzold führte genetische Analysen an Museumsexemplaren (museomics) durch, die in der Nasssammlung des Museums für Naturkunde aufbewahrt werden. Sie sind von Gustav Tornier im Jahr 1905 verwendet worden, um die erste lebendgebärende Kröte der Gattung Nectophrynoides zu beschreiben. „Einige dieser Exemplare wurden vor mehr als 120 Jahren gesammelt“, sagt sie. „Unsere Genanalysen konnten genau aufzeigen, zu welchen Populationen diese alten Exemplare gehörten, was uns für die zukünftige Arbeit an diesen Kröten eine große Sicherheit gibt.“

„Die Entdeckungen unterstreichen die Vielfalt lebendgebärender Kröten und wie bedeutsam der Schutz der Wälder Ostafrikas ist“, sagt Dr. Simon P. Loader vom Natural History Museum in London, Experte für die Amphibien Ostafrikas. „Wenn wir diese Wälder verlieren, verlieren wir damit eine der ungewöhnlichsten Formen amphibischer Fortpflanzung, die wir kennen. Nur wenn wir diese wenig erforschten Gebiete weiter erkunden und schützen, erhalten wir ein vollständigeres Bild ihrer Artenvielfalt und stellen sicher, dass es für künftige Generationen erhalten bleibt.“

Die Studie stellt die Bedeutung naturhistorischer Sammlungen für die wissenschaftliche Forschung und den Erhalt der biologischen Vielfalt heraus und zeigt, wie das Kombinieren von Daten aus modernen und historischen Exemplaren dazu beitragen kann, verborgene Artenvielfalt zu enthüllen.

 

Link zur Publikation: Thrane C, Lyakurwa JV, Liedtke HC, Menegon M, Petzold A, Loader SP, Scherz MD (2025) Museomics and integrative taxonomy reveal three new species of glandular viviparous tree toads (Nectophrynoides) in Tanzania’s Eastern Arc Mountains (Anura: Bufonidae). Vertebrate Zoology 75, https://doi.org/10.3897/vz.75.e167008

Abbildung 1:Nectophrynoides, wie dieser N. viviparus, leben in der niedrigen Vegetation. Foto: Michele Menegon
Abbildung 2: Eine der neu beschriebenen Krötenarten, Nectophrynoides uhehe. Foto: Michele Menegon
Abbildung 3: Eine der neu beschriebenen Krötenarten, Nectophrynoides luhomeroensis. Foto: John Lyarkurwa

Kontakt:
Dr. Alice Petzold, Institut für Biochemie und Biologie
Tel.: 0331/977-6328
E-Mail: alice.petzolduni-potsdamde

 

Medieninformation 06-11-2025 / Nr. 098