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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Nachdem der Platz beim Kalamazoo College nach der ersten Bewerbungsrunde wieder verfügbar war, habe ich mich für die zweite Runde beworben. Glücklicherweise hat es funktioniert und das Potsdamer International Office nominierte mich für das Programm. Das CIP, das dortige International Office (https://cip.kzoo.edu/contact-us/), meldete sich bereits einen Tag nach der Nominierung mit dem Link für die Bewerbung am College. Der Study Abroad and Exchange Student Advisor und damit die konkrete Ansprechpartnerin für Studierende mit J-1 Visum am K College, Asia Bennett, ist wirklich sehr freundlich und beantwortet sämtliche Fragen schnell, um den Bewerbungsprozess so angenehm und problemlos wie möglich zu machen. Basierend auf den Informationen, die bei der Bewerbung eingefordert werden, werden die Dokumente für das Visum und sämtliche Accounts für das College erstellt (Achtung: du bekommst irgendwann einen Mailaccount für das College, über den viel kommuniziert wird und wo du dementsprechend regelmäßig nachschauen solltest). Etwas unerwartet für mich war, dass neben den üblichen Motivationsschreiben, sowohl für die Stelle als TA als auch für das allgemeine Studium dort, auch kurze Essays eingereicht werden mussten. Nachdem ich meine Bewerbung abgegeben hatte, wurde ich darüber informiert, wie lange ich circa auf eine Antwort warten musste und erhielt glücklicherweise eine Zusage.


Studienfach: Lehramt Englisch und Geografie

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 03/2022

Gastuniversität: Kalamazoo College

Gastland: USA

Studium an der Gastuniversität

Beim Kalamazoo College handelt es sich um ein Liberal Arts College, was für dich bedeutet, dass du Kurse aus allen möglichen Fachbereichen belegen kannst. Den Zugriff auf den vollständigen Kurskatalog gibt es erst nachdem die notwendigen Accounts erstellt werden auf HornetHQ (https://hornethq.kzoo.edu/), allerdings kann man schon vorher eine Übersicht über die Fachbereiche und mögliche Kurse auf der Website https://www.kzoo.edu/academic/ bekommen. Als Visiting International benötigst du 2.4-3.5 Credits. Die meisten Kurse bringen 1 Credit, der verpflichtende Kurs für TAs 0.5 Credits, Sport- und Musikkurse meistens 0.2-0.25 Credits. Die 1-Credit Kurse treffen sich entweder drei Mal pro Woche für je 1:15h oder zwei Mal pro Woche für je 1:50h, Sport- und Musikkurse normalerweise ein bis zwei Mal pro Woche (die Dauer variiert dabei von Kurs zu Kurs). Einige Sport- und Musikkurse sind kostenpflichtig, so z.B. die Sportkurse, die nicht auf dem Campus stattfinden. Die 1-Credit Kurse sind sehr aufwändig, es gibt viele Hausaufgaben, die auch abgegeben werden müssen und bewertet werden. Der Aufwand ist also echt nicht zu unterschätzen. Dafür ist die Bewertung recht freundlich und es ist nicht sehr schwer, gute Noten zu bekommen, solange man alle Aufgaben erledigt. Viele Dozierende sind auch gerne bereit, spätere Abgabetermine zu vereinbaren und sind sehr entgegenkommend, wenn man Probleme hat. Die Kurse sind tendenziell deutlich kleiner als in Potsdam und sehr interaktiv, auch wenn Kurse als lecture ausgeschrieben sind, ähneln sie meistens eher den Seminaren in Potsdam. Das ermöglicht auch eine gute Betreuung durch die Dozierenden und auch sonst wird man rundum gut betreut. Bei jeder Frage gibt es entsprechende Ansprechpartner*innen. Zum Beispiel auf dem Campus gibt es Residential Assistants (RAs) in den Unterkünften, die den Studierenden bei Fragen rund ums alleine Wohnen helfen und 24/7 erreichbar sind. Der Campus selbst ist klein, aber fein und bietet eigentlich alles, was das Studierendenherz begehrt und mehr: Unterkünfte, einige Gebäude zum Unterrichten, Bibliothek (in der auch Kurse stattfinden), Stetson Chapel, Hicks Center (Mensa, Bücherladen mit College Merchandise, Briefkästen der Studierenden), Sportanlagen (Sporthalle, Schwimmbad, Sportplätze für Baseball, Football, Lacrosse, Fußball, etc.) und ein Gewächshaus.

Aufgaben als Teaching Assistant (TA)

Sprachkurse sind am Kalamazoo College so aufgebaut, dass die Studierenden drei Mal pro Woche eine Art Seminar bei den Dozierenden haben und dann noch zwei Mal pro Woche für je 50 Minuten Language Labs. Es gibt Deutschkurse auf verschiedenen Leistungsniveaus, wobei die Kurse der Levels 101 (Lernende ohne Vorerfahrung) bis 204 (Fortgeschrittene) Labs haben. Als Teaching Assistant ist es deine Aufgabe, diese Labs zu unterrichten. Dafür werden dir sämtliche Aufgaben, Präsentationen und Materialien bereitgestellt. Hauptsächlich ist es das Ziel der Labs, die Sprache zu üben und es kommt nur selten vor, dass du tatsächlich Vokabeln oder Grammatik neu erklären musst. Insgesamt musst du bis zu sieben Stunden pro Woche für den dortigen Mindestlohn (ca. $9.50) arbeiten, welche sich meist aus zwei verschiedenen Labs (also vier Labstunden), einem wöchentlichen Meeting mit den Dozierenden und der Organisation und Durchführung von Events rund um die deutsche Kultur zusammensetzen. Da ich nicht Deutsch studiere, hatte ich vor meinem Auslandsaufenthalt extra Kurse in Potsdam belegt, die sich mit der deutschen Linguistik und Deutsch als Fremdsprache beschäftigen. Obwohl diese Kurse sicherlich geholfen haben, wäre es nicht nötig gewesen, da du als TA gar keine Grammatik erklären sollst - ganz im Gegenteil: Uns wurde gesagt, dass wir bei Fragen zur Grammatik immer darauf hinweisen sollen, dass die Studierenden lieber die Dozierenden fragen sollen. Du brauchst also gar keine Angst vor dieser Aufgabe zu haben, da du super betreut wirst und dich bei eigenen Fragen auch immer an die Deutschprofessor*innen wenden kannst, die dir gerne weiterhelfen. Als Lehramtsstudentin war die Tätigkeit als TA logischerweise einer der Hauptgründe für mein Interesse an dem Austauschprogramm und es hat sich auch als eines der Highlights herausgestellt, was ich wärmstens weiterempfehlen kann.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Zu Beginn des Aufenthaltes, bevor die meisten einheimischen Studierenden überhaupt auf dem Campus sind, gibt es eine Einführungswoche nur für die neuen internationalen Studierenden. Dort gibt es eine Einführung in die Kultur und das College selbst, aber es werden auch alle möglichen logistischen Fragen geklärt (z.B. gibt es die Möglichkeit, ein Bankkonto zu eröffnen, einen Vertrag für das Handy abzuschließen und eine eigene Social Security Number zu erstellen). In dieser Zeit lernt man fast alle neuen internationalen Studierenden kennen und da man jeden Tag fast die gesamte Zeit miteinander verbringt und vom CIP organisierte Ausflüge zusammen macht, werden auch schon erste enge Freundschaften geschlossen, die auch den Rest der Zeit erhalten bleiben. Dafür ist es andererseits ein wenig schwieriger, Kontakt zu einheimischen Student*innen aufzubauen, da diese selbst eine getrennte Orientierungswoche haben und sich dort bereits gegenseitig kennenlernen. Selbstverständlich hat man ab Semesterbeginn aber viele Möglichkeiten, um auch die Einheimischen kennenzulernen. Egal ob man sich während des Kurses mit dem/der Sitznachbar*in unterhält, bei Study Groups mitmacht oder einfach auf dem Campus mit Leuten spricht, die meisten Amerikaner*innen sind sehr offen und neugierig, vor allem, wenn sie erfahren, dass du aus dem Ausland kommst.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da dies bereits mein zweiter Auslandsaufenthalt im englischsprachigen Raum war und ich schon vorher ein C2-Level im Englischen hatte, habe ich mir zugegebenermaßen wenig Sorgen um meine Sprachkompetenzen gemacht. Selbstverständlich konnte ich dennoch viel lernen und fühle mich jetzt noch wohler in der englischen Sprache. Und selbst wenn ich einmal nicht wusste, wie man etwas richtig sagt, zeigen Andere eigentlich immer Verständnis, Geduld und Hilfsbereitschaft. Da in fast jedem Kurs viel Lesematerial bearbeitet werden muss, ist allerdings insgesamt ein gutes bis sehr gutes Leseverständnis empfehlenswert, um sich in den Kursen wohlzufühlen und mitmachen zu können.

Wohn- und Lebenssituation

Unterkunft

https://reslife.kzoo.edu/halls/ - Als Teil des Austauschprogramms war ich vom College dazu verpflichtet, auf dem Campus zu wohnen (daher auch die Altersgrenze). Dafür wurde mir von den Zuständigen vor Ort ein Link für die Housing Application per Mail geschickt. Dort musst du dann ein Formular zu deinen Wünschen und Gewohnheiten für die Unterbringung ausfüllen, anhand dessen dir ein Roommate zugeteilt wird. Mit diesem Roommate teilt man sich dann die gesamte Zeit über ein Zimmer. Solltest du ein eigenes Zimmer für dich allein haben wollen, musst du einen Aufpreis zahlen, ansonsten ist die Unterbringung inklusive in dem Stipendium/Austauschprogramm. Badezimmer werden eigentlich immer geteilt, entweder mit bis zu drei Anderen (z.B. in der Unterkunft DeWaters, wo das Bad die Verbindung zwischen zwei Zimmern darstellt), innerhalb einer Wohnung (z.B. Crissey oder Severn) oder mit dem gesamten Stockwerk (z.B. Hoben, Harmon, Trowbridge).

Ernährung

Auch die Küchen werden mit anderen geteilt, entweder mit der eigenen Etage oder sogar mit dem gesamten Gebäude. Allerdings ist es eher selten notwendig zu kochen, da 15 Mahlzeiten pro Woche in der Mensa in dem Stipendium inklusive sind. Alternativ zur Mensa kann man auch zu Stacks (offiziell: Richardson Room) oder zum Book Club Café gehen und sich dort eine Mahlzeit abholen. Stacks funktioniert ähnlich wie Subway: Man kann sich dort ein Sandwich belegen lassen und weitere Beilagen dazu aussuchen. Da die Language Labs häufig bis spät abends, teilweise bis 20 Uhr, unterrichtet werden und die Mensa schon vorher schließt, ist Stacks eine super Möglichkeit für eine Mahlzeit nach der Arbeit. Insgesamt ist es auch gut möglich, bei Lebensmittelunverträglichkeiten oder Essensvorschriften/-gewohnheiten genug zu finden. Nur eine vegane Ernährung war zum jetzigen Zeitpunkt eher schwer aufrechtzuerhalten (vegetarische Optionen gab es hingegen immer verschiedene). Zusätzlich zu den 15 Mahlzeiten pro Woche werden dir $125 K Cash zur Verfügung gestellt. Dieses Geld kannst du auch bei den drei vorher genannten Essensanbietern einlösen, entweder für zusätzliche Mahlzeiten oder auch für Snacks oder Getränke im Café.

Öffentliche Verkehrsmittel

Es ist tatsächlich nicht immer einfach, ohne ein eigenes Auto durch die Stadt zu kommen. Der Weg in die Innenstadt ist zwar in ca. 15 Minuten gut zu Fuß erreichbar, ansonsten gibt es leider nicht immer Fußwege und man ist teilweise gezwungen, auf der Straße zu laufen. Der öffentliche Nahverkehr ist nur bedingt gut ausgebaut und war nach der Erfahrung anderer nicht immer zuverlässig, weswegen ich tatsächlich nie Bus gefahren bin. Uber gibt es nicht mehr in Kalamazoo, dafür kommt man meistens mit Lyft gut durch die Gegend. Auf Dauer ist das selbstverständlich relativ kostenintensiv, aber viele einheimische Studierende haben eigene Autos und machen gerne Ausflüge mit oder gehen mit einkaufen. Andererseits habe ich viele Ausflüge mit den Greyhound Bussen oder auch Amtrak Zügen gemacht. Diese haben zwar gerne mal Verspätung, bringen dich aber ansonsten zuverlässig und heil ans Ziel.

Bankgeschäfte

Es ist sehr empfehlenswert, dass du dir ein Bankkonto eröffnest, da du für die Arbeit als TA bezahlt wirst. Da das CIP in der Orientierungswoche organisiert, dass du zu einer Bank (vermutlich PNC) fahren kannst, musst du dir darum aber nicht viele Sorgen machen. PNC selbst ist in Michigan und der direkten Umgebung sehr gut vertreten, in manchen anderen Staaten ist es teilweise etwas schwieriger, eine Filiale oder eigene ATMs zu finden. Im Regelfall stellt dies aber kein Problem dar, weil man nur sehr selten Bargeld braucht und eigentlich überall Kartenzahlungen üblich sind.

Krankenversicherung

Als Visiting International bist du dazu verpflichtet, die Krankenversicherung vom College zu nehmen, die recht teuer ist. Andererseits kannst du damit viele Dienste des collegeeigenen Health Centers kostenlos in Anspruch nehmen (zu Covidzeiten zum Beispiel auch PCR-Tests).

Lebenshaltungskosten

Da sowohl die Miete als auch der Großteil der Mahlzeiten durch das Stipendium/die Hochschulpartnerschaft für dich kostenlos sind, halten sich die Lebenshaltungskosten tatsächlich in Grenzen. Während der Ferien ist die Mensa allerdings geschlossen und du musst dich selbst um alle Mahlzeiten kümmern, was für den Zeitraum zwar recht teuer ist, aber durch die kurze Dauer und das verdiente Geld aber machbar ist.

Freizeitangebote

Obwohl ja, wie gesagt, nicht alles optimal zu Fuß erreichbar ist, wird vom College sehr viel Programm organisiert. So gibt es mittwochs und samstags Angebote zu verschiedenen Themen und freitags die Möglichkeit, in eine Kletterhalle zu gehen und Filmeabende. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel die Gruppe „Outdoor Programs“, die auch viel anbieten: von einfachen Spaziergängen im collegeeigenen Arboretum über Tagestouren zum Skifahren bis hin zu wochenlangen Ausflügen während der Ferien. Viele Angebote des Colleges sind gratis, lediglich die letzten zwei genannten Programmpunkte waren kostenpflichtig, aber immer noch unschlagbar günstig. Wer ein eigenes Freizeitprogramm organisieren möchte, muss hingegen meist etwas tiefer in die Tasche greifen, da es durch Transportkosten und Preise vor Ort schnell etwas teurer werden kann. Dafür gibt es in Kalamazoo eigentlich alles Nötige, inklusive Bars, Restaurants, Kinos, etc. Als persönliche Empfehlung für Menschen, die Katzen mögen: In direkter Nähe zum Campus gibt es ein Katzencafé, was quasi als kleines Tierheim für Katzen und gleichzeitig als Café funktioniert.

Studienfach: Lehramt Englisch und Geografie

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 03/2022

Gastuniversität: Kalamazoo College

Gastland: USA


Rückblick

Es klingt vielleicht ein bisschen klischeehaft, aber die Zeit am Kalamazoo College war wirklich eine einmalige Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich das alles erleben durfte. Für alle, die noch unsicher sind, kann ich nur sagen: Macht es, ihr werdet es sicherlich nicht bereuen!

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