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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Da ich vor Beginn meines Studiums bereits wusste, dass ich ein Auslandssemester in einem englischsprachigen Land durchführen möchte, habe ich mich bereits vorzeitig am International Day der Universität Potsdam 2019 informiert. Dort habe ich alle möglichen Informationen über Bewerbungsfristen und -tipps bis hin zu Finanzierungsmöglichkeiten erhalten und kann jedem nur empfehlen daran teilzunehmen. Ursprünglich hatte ich mich für die kanadische Universität in Regina beworben und wurde auch angenommen, allerdings hatte diese bereits Anfang des Jahres 2021 angekündigt, dass Austauschstudierende keine Möglichkeit zur Einreise haben und das Semester nur online durchführen können. Glücklicherweise musste ich mein Auslandssemester aber nicht verschieben, da mich Frau Subašić über eine offene Stelle an der Clarkson University in den USA aufmerksam gemacht hatte. Somit hatte ich mich erst im März 2021 näher mit den Bedingungen für ein Auslandssemester in den USA auseinandergesetzt, was aber keinesfalls zu spät war, da größtenteils nur das Visumsverfahren anders war.


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Clarkson University

Gastland: USA

Über MyCU, der Onlineplattform der Clarkson University, lädt man alle Bewerbungsunterlagen hoch, unter anderem ein Transkript der bisher erbrachten Leistungen und eine Bankbestätigung, dass man über 10.000 US-Dollar verfügt. Dabei muss man die Summe nicht stetig auf seinem Konto haben, sondern nur einmalig zum Nachweis. Mir haben meine Eltern beispielsweise das Geld überwiesen und ich habe es ihnen später zurücküberwiesen, nachdem ich die Bestätigung der Bank hatte. Zu Beginn wählt man 7 Kurse aus, die einen interessieren. Diese findet man auf der Webseite der Universität. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort prüfen dann, ob man für die Kurse geeignet ist, sprich, ob man die benötigten Vorkurse bereits hatte oder eventuell sogar überqualifiziert ist. Das Visum sollte man so schnell wie möglich beantragen, das bedeutet, sobald man vom International Office der Gastuniversität die Studienbestätigung erhält, in meinem Fall das I-20, da ich ein F1 Visum beantragt habe. Ein J1 Visum wäre auch möglich und etwas billiger. Die verschiedenen Visa-Typen unterscheiden sich unter anderem in der Arbeitsmöglichkeit und der Länge der Graceperiod, was alles in einem Zoom-Meeting von der Universität Potsdam vorher erklärt wird. Ich konnte erst Ende Mai mein Visum online beantragen, wobei man sehr viele Fragen beantwortet, und Ruhe bewahren muss, da die Internetseite leider auch einige Male abgestürzt ist. Dann erhält man einen Termin für das Konsulat.

Studium an der Gastuniversität

Ich habe mich sehr gefreut, wieder Präsenzunterricht an der Universität zu haben. Das Studiensystem hat mich an meine Schulzeit erinnert, da im Gegensatz zur Universität Potsdam hier die Anzahl von Studierenden in meinen Kursen von zehn bis vierzig variierte. Zudem hat man mehr direkten Kontakt zu seinen Dozenten und Dozentinnen, was alles viel persönlicher macht. Meine Professoren und Professorinnen waren sehr freundlich und haben sich mit mir und anderen Kommilitonen und Kommilitoninnen auch über persönliche Themen ausgetauscht. Außerdem erfolgt die Anrede bei E-Mails in den USA sehr informell. Auch die Erbringung von Leistungen ähnelt dem deutschen Schulsystem. Man hat in den Kursen mehrere Klausuren, mindestens einen Midterm-Exam und einen Final-Exam. Manchmal sind die Finals aber auch Essays oder Projekte. Zudem hat man Hausaufgaben und kleinere Tests, die bewertet werden. In zwei Kursen hatte ich auch Gruppenprojekte und Vorträge. Manchmal wurde auch die Beteiligung im Unterricht bewertet und ist in die Endnote mit eingeflossen. Die Leistungserbringung ist also über das gesamte Semester verteilt und hat den Vorteil, dass die Note am Ende nicht nur von einer Leistungserbringung abhängt, sondern von mehreren und man somit weniger Prüfungsstress hat. Man benötigt 60% und nicht nur 50%, um zu bestehen. Allerdings sind schlechtere Noten als ein B eher unüblich, wenn man sich vorbereitet. Die Anwesenheit wird in allen Kursen vorausgesetzt und ist Pflicht. Wenn man krank ist oder eine andere Begründung für die Nichtteilnahme am Unterricht hat, muss man dies den Lehrenden mitteilen. Die meisten Studierenden sind ambitioniert, da auch ihr Stipendium von den Noten abhängig ist. Die Betreuung von den Dozenten ist sehr gut und man kann jederzeit mit Fragen oder Problemen zu ihnen gehen. Alle haben auch feste Office-Zeiten in der Woche, an denen man zu ihnen gehen kann, um größere Probleme zu klären. Durch Gruppenarbeiten kommt man schnell in Kontakt mit anderen Studierenden, selbst wenn man schüchtern ist. Diese helfen einem gerne weiter und waren zu mir alle sehr freundlich. Es gibt Computerräume, die jeden Tag offen sind und einem frei zur Verfügung stehen, wenn dort kein Kurs stattfindet. Die Bibliothek ist sehr klein und kein Ort zum Lernen, dafür stehen einem im Student Center freie Plätze zur Verfügung. Man kann auch einzelne Räume buchen, um Ruhe zu haben, da die freien Tische meist für Gruppenarbeiten genutzt werden und es somit recht laut zum Lernen ist. Allerdings musste ich im Vergleich zur Universität Potsdam sehr viel weniger lernen, denn für Hausaufgaben, Projekte, Vorträge und Essays stehen einem alle Mittel zur Verfügung und die Klausuren beinhalten nicht das Wissen des gesamten Semesters, sondern immer nur einen Teil.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Bevor die erste Vorlesungswoche beginnt, hat man ein paar Einführungstage, in denen man alle internationalen Austauschstudierenden kennenlernt. Somit hat man erste Bekanntschaften, mit denen man zusammen den Campus und die Stadt erkunden kann. Das International Office organisiert gemeinsame Mittagessen und Abendessen, sodass man viel mit den anderen Austauschstudierenden ins Gespräch kommt und nicht allein ist. Da auch meine eine Mitbewohnerin eine Austauschstudentin aus Dänemark war, habe ich mit ihr sehr viel Zeit zusammen verbracht und eine tiefgründige Freundschaft geschlossen. Mit einer Gruppe von ausländischen Studierenden sind wir auch unabhängig vom International Office zusammen essen gegangen oder haben die Stadt erkundet. Ich saß in zwei Kursen neben einem Studenten aus England, da wir die gleiche Studienrichtung hatten. Mit einem Studenten aus Schweden habe ich mich auch des Öfteren unterhalten und sehr gut verstanden. Im Laufe des Semesters ist der Kontakt mit den ausländischen Studierenden jedoch etwas zurückgegangen, da ich mehr mit amerikanischen Freunden unternommen habe. Dennoch hat man sich immer mal wieder unterhalten, wenn man sich auf dem Campus gesehen hat. Am Ende organisierte das International Office ein Abschlusstreffen, welches sehr schön war, da sich alle über ihre Erfahrungen im Semester ausgetauscht haben und voneinander verabschieden konnten. Durch Gruppenarbeiten bin ich schnell in Kontakt mit einheimischen Studierenden gekommen, woraus sich später Freundschaften entwickelt haben. Im Semester selbst habe ich also größtenteils meine Zeit mit meinen amerikanischen Freunden und meiner dänischen Mitbewohnerin verbracht.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenz hat sich in den vier Monaten auf jeden Fall verbessert und ich habe stark daran gearbeitet, keinen deutschen Akzent mehr zu haben. Nach ein paar Sätzen hört man immer heraus, dass ich nicht einheimisch bin, aber es ist definitiv ein Unterschied zu davor wahrzunehmen. Ich bin sensibler für Akzente geworden, was bedeutet, dass ich sofort höre, ob jemand aus den USA oder einem anderen Land kommt, auch wenn die Person nur einen schwachen Akzent hat. Durch das Verfassen von Essays bin ich nun auch besser darin, akademische Texte in Englisch zu schreiben.

Wohn- und Lebenssituation

Man ist dazu verpflichtet auf dem Campus zu wohnen, was einem vieles erleichtert, da man einen Platz im Studentenwohnheim sicher hat. Es gibt verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten auf dem Campus. In den meisten muss man sich ein Zimmer teilen. Man hat keine Möglichkeit, sich seine Unterkunft auf dem Campus auszusuchen, sondern wird zugeteilt. Ich hatte das Glück,2 in Woodstock in einer Vierer-WG zu wohnen und mein eigenes Zimmer zu haben. Die Miete ist für alle Studierenden die gleiche, egal in welcher Unterkunft man sich befindet und mit über 1.000 US-Dollarn pro Monat äußerst hoch, aber man hat keine andere Möglichkeit. Die Miete muss für den gesamten Zeitraum im Voraus bezahlt werden. Man überweist die Summe also schon, bevor man in die USA reist. Die Zimmer sind möbliert mit einem Bett, Schreibtisch, Stuhl und einer Kommode. Zu beachten ist, dass keine Küchenutensilien in der Miete beinhaltet sind. Das bedeutet, Wasserkocher, Mikrowelle, Geschirr, Besteck und alles weitere muss man kaufen oder gegebenenfalls leihen Mitbewohner einem einige Gegenstände aus. Es gibt einen Bus der Clarkson University, der immer jede Stunde die gleiche Linie fährt. Somit kommt man beispielsweise zum Walmart oder Aldi, um Lebensmittel regelmäßig einkaufen zu können. Den genauen Fahrplan bekommt man vom International Office. Für die Bustour muss man nicht bezahlen, sondern man kommt kostenlos von A nach B. Der Nachteil ist, dass man immer für eine Stunde einkaufen muss, bis man vom Supermarkt wieder mit dem Bus abgeholt wird. Ansonsten sieht es sehr schlecht aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln und wenn man irgendwohin möchte, ist man auf amerikanische Freunde angewiesen. Die Innenstadt erreicht man zu Fuß innerhalb von ca. 20-25 Minuten. In der ersten Vorlesungswoche findet in der Cheel Arena eine Veranstaltung statt, bei der sich alle Clubs an einem Stand vorstellen. Es gibt ein riesengroßes Freizeitangebot für alle möglichen Interessen, vom Schachclub bis hin zum Rugbyclub. Man kann auch erstmal seine E-Mailadresse dalassen, um Informationen zu Treffen zu bekommen und sich später dafür entscheiden, doch nicht hinzugehen. Ich bin dem Tanzclub beigetreten, der sich zweimal die Woche getroffen hat, und dem Outgoing Club. Bei dem Outgoing Club muss man 15 US-Dollar Beitrittsgebühr bezahlen. Diesen kann ich aber nur empfehlen, da sie jede Woche Angebote wie Wandern, Klettern und Kajak fahren per E-Mail versenden, bei denen man teilnehmen kann. Generell gibt es viele Veranstaltungen auf dem Campus, die man nicht verpassen sollte. Es gab ein Fall-Fest, bei denen Künstler wie Jay Sean ein Konzert gegeben haben, einen Jahrmarkt, auf dem man Preise gewinnen konnte und weitere interessante Veranstaltungen, für die man weder den Campus verlassen muss, noch etwas bezahlt. Meistens gibt es sogar Essen umsonst. Generell bin ich in meinem Auslandssemester sehr viel mehr gereist, als ich erwartet hatte, da ich so tolle, reisefreudige, amerikanische Freunde gefunden habe. Im Semester bin ich nach Ottawa, Montreal und Washington D.C. für jeweils ein Wochenende gereist. In den Herbstferien bin ich mit zwei Freundinnen zu deren Zuhause in Buffalo und von da aus zu den Niagarafällen und Toronto gefahren. Mein Thanksgiving habe ich bei einer Freundin in Chicago verbracht. Außerdem bin ich nach dem Ende des Semesters mit einem Freund zu sich nach Hause in Burlington, Vermont gefahren und von da aus sind wir dann nach Boston gereist. Anschließend bin ich mit einer Austauschstudentin aus Österreich nach Miami geflogen. Ich bin sehr dankbar, all diese Orte gesehen haben zu dürfen. Zudem war es sehr günstig, da Benzin in den USA billiger als in Deutschland ist und wir die Kosten immer geteilt haben.

Lebenshaltungskosten

Ich hatte keinen Mealplan, sondern bin jede Woche mit dem Bus einmal einkaufen gefahren und habe mir mein Essen selbst zubereitet. Ich bin keine besonders große Köchin, weshalb ich keine aufwendigen Gerichte gekocht habe und somit wahrscheinlich weniger Geld als der Durchschnitt für Lebensmittel ausgegeben habe. Für einen Wocheneinkauf habe ich ca. 60-70$ bezahlt. In den Restaurants sind die Preise vergleichbar mit deutschen Restaurants. Der Unterschied hier ist nur, dass es üblich ist, 15-20% Trinkgeld zu geben. Der Mexikaner in der Stadt ist sehr beliebt und zu empfehlen. Für ein Essen bei Fast-Food-Ketten zahlt man im Durchschnitt zwischen 10 und 20$, je nachdem, was man isst. In unserem Apartment haben wir uns einen Wasserfilter von Brita für 30$ im Walmart gekauft, den man direkt am Wasserhahn anbringen kann und somit muss man nicht ständig Wasserflaschen schleppen und hat gefiltertes Trinkwasser. Andererseits ist das Wasser sehr chlorhaltig. Beautyartikel wie Shampoo und Deodorant sind in den USA wesentlich teurer, mit Preisen beginnend bei ca. 6$. Zusammenfassend waren meine Lebenshaltungskosten wesentlich höher als gewohnt. Ich schätze, ich habe im Monat ca. das Zweifache ausgegeben von dem was ich üblicherweise bezahle, wenn man die Miete und Reisen unberücksichtigt lässt.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Clarkson University

Gastland: USA


Rückblick

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich ein unglaublich tolles Auslandssemester hatte und nicht gedacht hätte, dass ich so enge Freundschaften schließe und so viel unternehme. Ich kann nur empfehlen, den ersten Schritt beim Ansprechen von Einheimischen zu machen und diese aktiv nach Unternehmungen zu fragen. Außerdem sollte man immer seine E-Mails lesen, um über Neuigkeiten auf dem Campus informiert zu sein und nichts zu verpassen. Ich hatte damit gerechnet, dass es viel kälter wird und hatte zu viele warme Klamotten eingepackt. Als ich im August ankam, waren es 30 Grad Celsius und die restliche Zeit vergleichbar mit Deutschland. Der erste Schnee kam Ende November, ist aber ab und zu auch wieder weggeschmolzen. Wenn man an allen angebotenen Informationsveranstaltungen der Universität Potsdam wie dem International Day und dem Visumsvortrag teilnimmt, ist man sehr gut für ein Auslandssemester in den USA vorbereitet. Zudem haben mir Frau Subašić vom International Office der Universität Potsdam und die Mitarbeiterinnen des International Offices der Clarkson Universität immer schnell und freundlich weitergeholfen, wenn ich Fragen hatte.

USA

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