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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Mein Entschluss im Masterstudium ins Ausland zu gehen, kam spontan und folglich sehr kurzfristig. Da es aber sicherlich eine der letzten Möglichkeiten für mich sein würde, noch einmal im Ausland zu studieren, versuchte ich mein Glück, in kurzer Zeit noch einen Studienplatz zu ergattern. Mit dem Bewerbungsprozess war ich vertraut, da ich im Bachelorstudium bereits mit Erasmus in England studiert hatte. Mit der Unterstützung des International Office in Potsdam und der bestehenden Kooperation meines Studienganges mit der philosophischen Fakultät in Turin stand schnell fest, dass es möglich sein würde, ein halbes Jahr in Italien zu studieren. Nachdem alle Unterlagen eingereicht wurden, bekam ich eine E-Mail meiner Gastuniversität für die Registrierung, um den Studierendenstatus zu erlangen: Ich wurde angenommen. Einige Wochen später, kurz vor Start des Auslandssemesters, wurden weitere Informationen versandt: über Abläufe für die Ankunft in Turin, zum Beispiel, wo man seinen Studierendenausweis abholen kann und welche Sprachkurse angeboten werden. Hilfreich für die Orientierung war ebenfalls das Buddy-Programm. Unser Buddy Dilaria, die verantwortlich war für ca. fünf bis zehn Studierende, erstellte eine Whatsapp-Gruppe, in der Fragen gestellt werden konnten.


Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik

Aufenthaltsdauer: 01/19-06/19

Gastuniversität: Università degli Studi di Torino

Gastland: Italien

Studium an der Gastuniversität

Im Vorfeld warnten mich Freunde vor dem italienischen System, was im Gegensatz zum deutschen, eher schulähnlich mit Frontalunterricht zu vergleichen sei. Und in der Tat, die Kurse, die ich belegte und andere Kurse, die ich freiwillig besuchte, um mein Italienisch zu verbessern, waren allesamt strukturiert wie eine Vorlesung. Besonders in geisteswissenschaftlichen Bereichen fehlt daher im Unterricht oftmals der Austausch und Dialog, um Inhalte kritisch weiter- und überzudenken. Ein weiterer Unterschied ist die Art der Leistungsabfrage. Meine Klausuren waren allesamt oral, das heißt, man spricht mit dem Dozierenden für 15 bis 20 Minuten über die Themen des Unterrichts und Bücher, die man im Vorfeld ausgewählt hatte. Da ich Hausarbeiten und schriftliche Klausuren gewöhnt bin, war diese Art der Leistungsüberprüfung zunächst gewöhnungsbedürftig: In einem Saal mit Kommilitonen, die dir bei dem Gespräch mit dem Professor zuhören können, wurde dein Wissen innerhalb kürzester Zeit abgefragt. Dennoch muss ich sagen, dass man besonders durch das Lesen von Gesamtwerken statt Essays einen guten Überblick über wissenschaftliche Bereiche bekommt und ich einen Weitblick innerhalb meiner Disziplinen entwickeln konnte. Meine Kurse fanden größtenteils im älteren Universitätsgebäude „Palazzo Nuovo“ im Zentrum statt, das zwar technisch ausgestattet ist, aber einige Mängel aufweist. Zum Beispiel sind Tische oder Stühle oftmals beschädigt gewesen und im Sommer erhitzt sich das Gebäude auf schweißtreibende Temperaturen. Das gemeinsame Lernen ist ein Unterschied zu Deutschland, Klausuren überstehen bedeutet in Italien Teamwork. Viele Studierende treffen sich in den verschiedenen Studienräume, z.B. Murazzi, das direkt am Rande des Flusses Po gelegen ist, um gemeinsam zu lernen und um zwischendurch einen caffè zu trinken.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Besonders am Anfang lernt man viele Erasmus-Studierende kennen, aufgrund der diversen Infoveranstaltungen und den Freizeitaktivitäten, die von den zahlreichen Erasmusgruppen organisiert werden. Allerdings kommt man selbst bei Abendveranstaltungen gut in Kontakt zu Italienern, da viele von ihnen selbst daran interessiert sind, Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen. Wer ein Gespräch sucht, findet es auch. Da viele meiner Freunde italienische Mitbewohner hatten, konnten wir oft Italienisch sprechen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Sprachlich gesehen war die Reise nach Italien eine Reise ins Ungewisse. Kurz vor Antritt des Studiums absolvierte ich einen A1-Kurs und fing an, italienisches Radio zu hören oder mit italienischen Bekannten aus Berlin zu sprechen. Angekommen in Turin war es anfänglich natürlich schwer, aber da ich kurz vor Semesterbeginn ankam, fing ich an, autodidaktisch weitere Grundlagen zu lernen, um für den bevorstehenden Sprachtest, der die verschiedenen Sprachlevel einteilen sollte, gewappnet zu sein. Der Fleiß zahlte sich aus: ich durfte im fortgeschrittenen Kurs bleiben. Der Sprachunterricht war sehr hilfreich. Zudem besuchte ich Kurse, die nicht auf meinem Learning Agreement standen. Da ich hauptsächlich mein Englischmodul in Turin absolvieren sollte, suchte ich zusätzlich nach Kursen, die auf Italienisch stattfanden. So riet mir eine Kommilitonin den Kurs linguaggio giornalistico. Dort referierten Journalisten der lokalen Zeitung La Stampa über digitale Herausforderungen für den Zeitungsbetrieb. Das tägliche Sprechen mit meinen Mitbewohnern oder italienischen Freunden zahlte sich definitiv aus, da man nun natürlich einen Dialog führen kann. Die Zeit hat allerdings nicht gereicht, um über komplexe Themen fließend zu sprechen. Ich werde aber definitiv einen Tandempartner in Berlin suchen, und ggf. einen weiteren Sprachkurs besuchen, um am Ball zu bleiben.

Wohn- und Lebenssituation

Mit meiner Wohnsituation hatte ich rückblickend gesehen sehr viel Glück. Als feststand, dass ich nach Turin gehen würde, fing ich sehr schnell an, nach Wohnungen zu suchen. Ich wollte auf keinen Fall nur mit Erasmus-Studierenden leben, da einer meiner Prioritäten war, die Sprache zu lernen. Und bereits nach drei oder vier Anfragen, fand ich ein Angebot einer WG mit zwei Italienerinnen. Wir skypten und waren uns auf Anhieb sympathisch. Nach einiger Zeit in Turin wurde mir klar, dass die Wohnung perfekt liegt: Vanchiglia ist ein sehr zentrales Viertel, direkt am neuen Campus und zwischen den Flüssen Po und Dora Riparia. Alles ist fußläufig zu erreichen – eine willkommene Abwechslung zu Berlin – und Santa Giulia, ein beliebtes Ausgehviertel, liegt ebenfalls in der Nachbarschaft. Viele Freunde, die ich über die Zeit kennenlernte, entlarvten sich als Nachbarn, sodass sich der Radius meines sozialen Lebens primär auf Vanchiliga und angrenzende Viertel beschränkte. Für mein Einzelzimmer, mit Blick über Turin (7. Etage) zahlte ich 350€ (warm) im Monat. Generell sind die Mieten bezahlbar. Generell ist Turin der gesunde Mittelwert Italiens, nicht ganz so günstig wie der Süden, aber lange nicht so teuer wie Mailand.
Da ich relativ zentral gelebt habe, kaufte ich mir nur selten Tickets für Bus (oder „pullman“, wie man in Turin sagt) & Bahn. Viele meiner Freunde haben sich für 25€ im Monat ein Studierendenticket erstellen lassen, dafür muss man zu einem der Hauptbahnhöfe gehen mit seinem Studierendenausweis. Außerdem gibt es zahlreiche Fahrradstationen, sowohl private als auch öffentliche Bikesharing-Anbieter wie Mobike oder TOBike vernetzen die Stadt auf zwei Rädern. Wer lieber sein eigenes bici möchte, geht am besten zum wöchentlichen Flohmarkt „Balon“, wo man am Wochenende ziemlich günstige Fahrräder mit italienischem 70er-Charme ersteigern kann (ca. 30 – 60 €).
Freizeit in Turin bedeutet für mich gutes Essen und guter Wein mit guten Freunden. Das alles lässt sich kombinieren bei einem apericena. Am Abend trifft man sich in einer Bar, dort gibt es Snacks oder ein Buffet, an dem man sich bedient, und dazu trinkt man ein Aperol Spritz. Im Sommer blüht dann natürlich die piazza-Kultur auf. Massen von Leuten strömen nach draußen und genießen in großen Gruppen ein kühles Getränk und quatschen über den Tag.
Außerdem zu empfehlen ist das sogenannte abbonamento musei . Für unter 26-Jährige kostet ein komplettes Jahr freier Eintritt für so gut wie alle Museen und Schlösser Turins 32€. Nach drei bis vier Besuchen hat man den Breakeven-Point bereits erreicht und Turin hat kulturell einiges zu bieten: z.B. das nationale Kinomuseum in der Mole, CAMERA (Fotografiemuseum), GAM (modernes Kunstmuseum) und sämtliche royale Paläste der Savoy-Dynastie im und außerhalb des Zentrums laden zu Entdeckungstouren ein.
Natürlich sollte man die Zeit auch nutzen, um etwas vom Rest der Halbinsel zu entdecken. Mich verschlug es nach Genua und Neapel und sogar außerhalb der Staatsgrenze nach Cannes zum Filmfestival, bei dem ich mich erfolgreich für eine Studierendenakkreditierung beworben hatte (3 Day in Cannes). Aber auch die nächsten Nachbarschaft Turins ist eine Reise wert. Die Alpennähe oder die bezaubernden Dörfer in den Weinanbauregionen wie Langhe oder Roero sind perfekte Tagesauflugsziele, die man am besten mit Italienern in Besitz eines Autos bestreitet. Aber nach jeder Reise war es schön, wieder nach Turin zurückzukehren. Man fühlt sich sehr schnell zuhause in dieser ruhigen, grünen und vielseitigen Stadt.

Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik

Aufenthaltsdauer: 01/19-06/19

Gastuniversität: Università degli Studi di Torino

Gastland: Italien


Rückblick

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