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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Kontaktaufnahme mit der Gastuniversität in Genua lief ziemlich problemlos ab. Ich sendete mein Learning Agreement an meine Fakultät und bekam sehr rasche Antwort von meiner zuständigen Bearbeiterin. Früh nahm ich Kontakt zur Universität auf und wusste somit an wen ich mich wenden musste, wenn ich ankomme. Da ich Soziologie im Kombi-Bachelor studiere und mein Nebenfach Spanische Philologie ist und ich im Erasmus aus beiden Fächern Kurse belegen wollte war die Kontaktaufnahme etwas komplizierter, da ich mich an zwei verschiedene Fakultäten wenden musste und auch zwei verschiedene Learning Agreements ausfüllen musste. Allerdings antworteten beide Fakultäten immer relativ zeitnah und baten mich zum frühestmöglichen Termin bei ihnen vorbeizukommen um alles Weitere zu besprechen.

Ich habe zwar in meinen Bewerbungsunterlagen angegeben, dass ich gerne bei der Zimmersuche Unterstützung haben möchte, allerdings meldete sich nie jemand bei mir und ich machte mich selbstständig auf die Suche. Als Tipp würde ich sagen einfach mal die zuständigen Professoren nach Hilfe fragen. Die eigene Suche erwies sich von Deutschland aus als nicht besonders sinnvolle Idee. Bei der Ankunft in Genua unterstützt einen die Universität bei der Suche, wenn man bereits ein bisschen vor Semesterbeginn dort ankommt.


Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 09/18-03/19

Gastuniversität: Università degli studi di Genova

Gastland: Italien

Wohnungssuche

Das Zimmer, welches ich gefunden habe, hat mir eine Erasmus Studentin bei Facebook in einer Gruppe empfohlen, die letztes Jahr dort studiert hat. Diese meinte die Position sei super und das Zimmer auch, da eine Freundin von ihr damit sehr zufrieden war. Leider war bei der Ankunft dann doch alles anders, als beschrieben bzw. auf den Fotos zu sehen war. Ich kam bereits im September an und es war wirklich noch sehr warm, draußen waren es bestimmt 25 Grad, aber die Wohnung war feucht und kalt. Ich habe mit meiner Winterdecke geschlafen und musste einen Pulli anziehen. Meine Mitbewohner waren alle im Urlaub und es stank nach kaltem Rauch. In der Wohnung hatte ich weder Empfang noch konnte ich das Internet benutzen, da dies privat von den Mitbewohnern angeschafft worden war. Im Bad hat es geschimmelt und das Fenster ließ sich nicht mehr schließen. Auch konnte man keine der Türen abschließen (auch nicht die Badezimmertür). Die Küche war furchtbar dreckig und es lebten überall Lebensmittelmotten. Es sah so aus als ob hier nie irgendwer kochen würde. Auch an den Wänden waren braune Schimmelflecken von der Feuchtigkeit von draußen. Dies alles bei 25 bis 30 Grad Außentemperatur. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie das erst im Winter werden würde.
Ich wies die Vermieterin auf die Mängel in der Wohnung hin und versuchte ihr zu erklären, dass die Wohnung zumindest einmal komplett gereinigt werden sollte. Sie schrie mich nur an und wies mich darauf hin, wer zu doof ist, den Vertrag vernünftig zu lesen, sei selber schuld. Daraufhin beschloss ich zu gehen. Ich habe in der Universität um Hilfe gebeten und sie haben mich sofort ernstgenommen und mir eine Anwältin in der Nähe empfohlen, welche sich mit Verträgen auskennt und zuständig für die Studierenden der Universität ist. Sie war sofort bereit mir zu helfen und rief meine Vermieterin an, um sich mit ihr zu einigen. Doch wieder schrie diese nur. Die Vermieterin behielt meine Kaution von 600 Euro, welche ich bereits von Deutschland aus bezahlt hatte und weigerte sich in irgendeiner Weise auf mich zuzukommen. Ich hatte in dem Moment nicht die Kraft dies rechtlich anzufechten. Natürlich war der Verlust sehr ärgerlich, aber dann habe ich eben an anderer Ecke gespart und versucht mich nicht so stark auf das Negative zu konzentrieren. Zusätzlich erfuhr ich, dass sie immer die Kaution der Leute einbehält, die dort leben. Warum mir diese Studentin dieses Zimmer empfohlen hat, verstehe ich bis heute nicht.
Zu meinem großen Glück hatte die Anwältin beschlossen mir zu helfen und nahm Kontakt zu einer Freundin von ihr auf, welche zuständig für die Vermietung vieler Wohnungen in Genua ist. Diese hatte noch ein Zimmer in einer Wohnung gleich in der Nähe meines Campus frei. In einer WG mit vier anderen Studierenden. Die Wohnung lag im siebten Stock und ich hatte von meinem wunderschönen Zimmer einen direkten Blick aufs Meer. Was für ein Glück ich dann noch hatte, denn ich hatte nach dem Verlust der Kaution auch keinen großen Spielraum mehr und das Zimmer war sehr günstig. Ich würde also jedem empfehlen vor Ort bei der Universität nachzufragen. Die Leute sind hilfsbereit und haben fast immer zu irgendwem mit einem Zimmer Kontakt. Auf gar keinen Fall etwas von Deutschland aus unterschreiben!

Studium an der Gastuniversität

Das Studieren und die Art zu lernen hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich pendele immer an die Universität Potsdam und in Genua lebte ich keine 10 Minuten entfernt von meinen Fakultäten. Die Professoren waren unheimlich nett und freundlich und auch sehr verständnisvoll für persönliche Anliegen oder sprachliche Schwierigkeiten. Vor Beginn des Semesters musste ich bei jedem Professor fragen, ob ich die jeweiligen Kurse besuchen dürfte und die Professoren stimmten alle direkt zu. Die Dozenten waren auffallend freundlich und sehr auf das Wohlergehen der Erasmus Studierenden bedacht. Es wurde sich nach meiner Wohnsituation erkundigt und mir Hilfe angeboten, falls ich weiterhin Probleme bei der Suche gehabt hätte. Die Vorlesungen waren hauptsächlich auf Italienisch, zwar gab es auch Module, die auf Englisch angeboten wurden, aber meistens ging es dann mehr um die Möglichkeit die Prüfung auf Englisch ablegen zu dürfen. Die anderen Studierenden redeten viel auf Italienisch. Ich fände es schon sinnvoll ein wenig Vorkenntnisse der italienischen Sprache mitzubringen, da einem dadurch sowohl die Kommunikation mit den Professoren erleichtert wird, als auch die Kommunikation mit den Kommilitonen, welche häufig ungern auf Englisch mit den Erasmus Studierenden sprechen, jedoch auf Italienisch sehr offen und interessiert mit mir umgingen. Die Bibliothek an der Wirtschaftlichen Fakultät war sehr gut zum Arbeiten und man fand auch immer Platz. Allerdings fand ich in Genua nicht alle Bücher, die ich für die Prüfungen brauchte und ich musste leider viele Lernmittel selbst kaufen. Des Weiteren bin ich es gewohnt, dass die Bibliotheken länger aufhaben, allerdings war dies nach einiger Zeit kein Problem mehr, da ich mich einfach an den neuen Rhythmus gewöhnte.
Die Studierenden in Genua helfen sich mit Arbeitsmaterialien und unterstützen sich sehr auf dem Weg zum Abschluss, das kenne ich aus Deutschland nicht so. Häufig wollen die Leute in der Uni ihre Erkenntnisse und Arbeitsmaterialien für sich behalten und sind nicht bereit bereits gelerntes mit anderen auszutauschen. Das heißt nicht, dass ich in Genua weniger gelernt habe, aber ich traf mich oft in Lerngruppen und erhielt dadurch auch bereits erarbeitetes von anderen und teilte meine Zusammenfassungen ebenfalls mit meinen Kommilitonen. So viel es mir auch leicht Freunde zu finden.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Das Vorurteil Genuesen seien verschlossen kann ich in keinster Weise bestätigen. Ich wurde direkt zu den Treffen des Jahrgangs eingeladen und ich traf mich häufig mit Kommilitonen auf einen Kaffee oder ein Mittagessen in der Nähe der Universität. Ich achtete aber auch sehr genau darauf mich nicht zu viel mit anderen Erasmus Studierenden zusammen zusetzten oder zu sprechen, da es mein Ziel war auch Menschen aus Italien kennenzulernen. Ich hatte sicherlich viel Glück mit denjenigen die ich traf, aber der rasche Kontakt zu den Anderen lag sicherlich auch an meiner Bereitschaft aus meiner Komfortzone herauszutreten und die neue Sprache einfach zu sprechen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Italienisch habe ich schon vorher gut beherrscht, allerdings hat sich meine Sprachkompetenz sehr stark verbessert. Jetzt verstehe ich ohne Probleme auch lange und komplizierte Dialoge und kann viele verschiedene Themengebiete beschreiben. Bei dem OLS Sprachtest erreichte ich zum Ende meines Erasmusaufenthaltes das Niveau C1, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Wohn- und Lebenssituation

Vor dem Auslandsaufenthalt überlegte ich mir eine Auslandskrankenversicherung zu machen, entschied mich dann aber im Endeffekt dagegen, da ich es relativ teuer fand und vergaß wieder anzurufen. Ein Glück musste ich in Italien nie zum Arzt. Ich würde jedem eine Auslandkrankenversicherung empfehlen, da man sich dann einfach sicherer fühlt und auch zu den lokalen Ärzten gehen kann. Ansonsten muss man in die doch immer sehr ausgelasteten Krankenhäuser gehen und darauf warten, dass man dran kommt. Die Lebenshaltungskosten in Genua sind im Vergleich zu Berlin hoch. Zwar kann man zu ungefähr den gleichen Preisen mieten, allerdings sind die meisten Lebensmittel deutlich teurer. Dafür aber auch zu höher Qualität, das Gemüse kommt teilweise aus dem Süden Italiens und ist nicht gespritzt.
ESN Genua bat viele verschiedene Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung an und des Weiteren fand ich in einem sozialen Zentrum Yoga Kurse, welche umsonst angeboten wurden. Zudem gibt es eine tolle Oper und ein Theater in das man gehen kann und am Wochenende ist in der Innenstadt wirklich viel los. Bus und Bahn sind in Genua immer gleich teuer, man bezahlt 1,60 für einen Einzelfahrschein, und 4,50 für ein Tagesticket. Das finde ich völlig okay, da man mit dem Ticket auch die regionalen Züge nutzen kann und richtig gut Ausflüge machen kann.

Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 09/18-03/19

Gastuniversität: Università degli studi di Genova

Gastland: Italien


Rückblick

Mein Erasmus in Genua war eine wunderschöne und wirklich bereichernde Zeit für mich und ich bin sehr froh es gemacht zu haben. Ich habe mich aus familiären Gründen entschieden mein Erasmus früher zu beenden und ich wäre auch gerne noch weiter geblieben, so fiel mir meine Entscheidung wirklich nicht leicht. Die Stadt, ihre Umgebung und meine Freunde fehlen mir sehr und ich werde definitiv zurückkehren. Für alle zukünftigen Erasmus-Studierenden hoffe ich, dass sie genauso tolle Erfahrungen sammeln können und die Zeit genießen.

Italien

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