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Erasmus+ Erfahrungsbericht

Vorbereitung des Auslandaufenthalts

Ich hatte schon immer eine Vorliebe für London und wollte bereits vor Antritt meines Studiums hier einige Zeit meines Lebens verbringen. Im Januar 2017 entschied ich mich dann dafür, ein Auslandssemester hier zu absolvieren und informierte mich bei meinem zuständigen Erasmus-Koordinator an der Universität Potsdam über meine Möglichkeiten. Ich entschied mich dafür, 6 Monate, bzw. 2 Trimester an der Birkbeck University of London, einer Abenduniversität, zu studieren. Dank des Erasmus+-Programms war es mir möglich in London zu studieren und dabei sogar finanzielle Unterstützung zu erfahren.  

Nach der Zusage meines Erasmus-Koordinators der Universität Potsdam für einen Erasmus-Studienplatz an der Birkbeck University of London wartete ich auf eine Nachricht der zuständigen Person an meiner Gastuniversität. Anfang April erhielt ich dann besagte Nachricht mit einer Übersicht über den Verlauf meines Erasmus-Aufenthalts und ein "international application form". Die Übersicht versorgte mich mit Informationen, was ich von meinem Aufenthalt erwarten kann und welche Rechte und Pflichten ich währen der Mobilitätsphase habe.


Studienfach: Kulturwissenschaft/Anglistik/Amerikanistik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 04/2018

Gastuniversität:Birkbeck University of London

Gastland:Großbritannien

Studium an der Gastuniversität

In der ersten Woche nach meiner Anreise fanden zwei Orientierungstreffen statt. Das erste war ein Treffen meines Departments; der School of Arts. Hier lernte ich andere Erasmus-Studierende aus Frankreich und Deutschland kennen. Abgesehen von ersten Kontakten im Ausland, diente dieses Treffen zur ersten Orientierung mit unserem zuständigen Erasmus-Koordinator der Birkbeck University. Hier konnten wir alle Fragen stellen und beantworten, erhielten einen Lageplan der Universität und viele weitere, hilfreiche Informationen.

Das Studiensystem funktioniert etwas anders an der Birkbeck University, im Gegensatz zur Uni Potsdam. Obwohl ich, als Kulturwissenschaft- und Anglistik-Studentin, an der ''School of Arts'' eingeschrieben war, konnte ich Kurse aus anderen Departments belegen. So kam es z.B., dass ich einen Kurs aus dem ''Film, Media and Cultural Studies'' Department belegen durfte. Vor meiner Anreise erhielt ich von meinem Koordinator an der Gastuni eine Übersicht an Kursen, die ich belegen konnte. Aufkommende Fragen konnte ich jederzeit klären.
Auch die Leistungspunktvergabe funktioniert an der Birkbeck University anders als gewohnt. So gaben z.B. zwei Kurse, die ich im ersten der beiden Trimester belegte, jeweils 30 Birkbeck Credits, die umgerechnet jeweils 15 ECTS erbringen. Nach nur zwei Kursen im ersten Trimester hatte ich bereits 30 ECTS gesammelt (für zwei Trimester sind 40 ECTS gefordert). Außerdem war die Dauer dieser Kurse jeweils 3 Stunden, mit einer 20-minütigen Pause. Dies hörte sich für mich erst einmal nach sehr viel an, doch ich stellte fest, dass ein Unikurs zwischen 18 und 21 Uhr seine Vorteile hat.
Der Kursaufbau und das Klima waren sehr angenehm. In allen Kursen, die ich besuchte, waren wir höchstens 10 Studierende (was für manch einen Dozenten ziemlich ungewohnt war; die Kurse fallen normalerweise größer aus). Auch das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozenten war auf einer sehr lockeren Ebene; so werden Dozenten an der Birkbeck beispielsweise mit ihrem Vornamen angesprochen. Die Studierenden untereinander waren sehr respektvoll und luden somit zu angeregten Diskussionen ein. Die Hemmschwelle Erasmus-Studentin zu sein ist schnell verflogen.  
Die Kursanforderungen waren sehr unterschiedlich. In einem Kurs hielt ich ein unbenotetes Referat, dessen Verschriftlichung 1500 Worte betragen sollte und benotet wurde. Zudem sollte ich ein Essay über 2500 Worte abgeben. In einem anderen Kurs sollte ich hingegen ein Online-Inventar führen; jeder Beitrag sollte ca. 300 Worte zu einem bestimmten Thema enthalten und 10 Einträge in diesem Inventar waren das Minimum. Hinzukam, dass ich ein Essay über 3000 Worte schreiben sollte. Hier konnte ich eine von zehn vorgegebenen Essayfragen aussuchen und behandeln. Das Online-Inventar und das Essay wurden unabhängig voneinander benotet und bildeten die Endsumme, mit der der Kurs bestanden wird.
Die Leistungsbewertung empfand ich als äußerst fair. Auch wenn meine Dozenten während der letzten Kurssitzung erwähnten, dass eine 1.0 sehr selten erreicht wird freute ich mich im Endeffekt über sehr gute Ergebnisse.  
Die technische Ausstattung der Universität ist gut. So bereitete z.B. jeder Dozent eine Powerpoint-Präsentation vor, die während des Kurses als Anschauungsmaterial diente und nach der jeweiligen Sitzung auf moodle hochgeladen wurde. Auch die Computerpools sind leicht zu bedienen. Ich hatte nur Probleme einen PC zu finden, sobald die typische Kurszeit (ab ca 17 Uhr) startete, da viele Kurse in den Computerräumen stattfanden.
Auch mit der Verbindung des WLANs (eduroam) hatte ich keine Probleme. Hätte ich welche gehabt, hätte ich jederzeit zum Informationdesk gehen können und eine IT-beauftragte Person um Rat bitten können.
Die Öffnungszeiten der Bibliothek sind hervorragend und die Ausstattung ebenfalls. Hier kommt es allerdings zu einem enormen Platzmangel ab spätestens 17 Uhr. Leider hörte ich von vielen Studierenden, die sich über den Platzmangel in der Bibliothek beschwerten. Als Erasmus-Studentin hatte ich hiermit allerdings kein Problem, da ich auch tagsüber in die Bibliothek konnte (in dieser Zeit waren die meisten nicht-Erasmus-Studies arbeiten). Summa summarum bin ich mit den Anforderungen, die ich an die Universität an sich hatte, sehr zufrieden.

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Zufällig hörte ich von einem Willkommenstreffen der nicht-Erasmus-Studies an der School of Arts und als Erasmus-Gruppe entschieden wir uns zu diesem Treffen zu gehen. So lernte ich bereits in der ersten Woche viele einheimische und ausländische Studierende kennen. Im Endeffekt hatte ich regelmäßigen Kontakt zu einer Erasmus-Studentin und einem einheimischen Studenten, die ich beide an diesem Abend kennenlernte. Die meisten Leute, die ich in London kennengelernt habe waren allerdings keine Studierenden, sondern berufstätige Leute und das außerhalb der Universität. Durch die abendlichen Veranstaltungen sind viele Studierende tagsüber so sehr in ihrem Leben eingesponnen, dass kaum Interesse an langfristigen Kontakten in den Unikursen besteht. Ich schließe nicht aus, dass sich solche Kontakte entwickeln können! Die Studierenden in meinen Kursen hatten tagsüber allerdings mit ihren Familien oder Berufen zu tun, daher kam ein Treffen außerhalb der Universität nie zustande. Die meisten neuen Kontakte habe ich in meiner Freizeit geknüpft. Durch das Willkommenstreffen der nicht-Erasmus Studies an der School of Arts lernte ich einen einheimischen kennen, der mich seinen Freunden wiederum vorstellte. Auch das abendlichen Ausgehen in z.B. Pubs bietet Möglichkeiten sowohl einheimische als auch dazugezogene Leute kennenzulernen. Generell empfand ich die Kontaktfreudigkeit meiner Mitmenschen in London als sehr angenehm.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenz hat sich allemal verbessert, was sich aber nicht unbedingt messen lässt. Vor meinem Auslandsaufenthalt hatte ich ein Niveau von C1, nach meiner Rückkehr erhielt ich im selben Sprachtest dasselbe Ergebnis. Mir fällt allerdings auf, dass sich mein Vokabular verbessert und ausdifferenziert hat; komplexer geworden ist.

Wohn- und Lebenssituation

Vor meinem Reiseantritt suchte ich auf diversen Portalen nach einer Unterkunft. Einen Monat vor Reiseantritt buchte ich dann via spareroom.com (ähnlich wie airbnb) ein Zimmer in einem Haus in Croydon für £500 pro Monat. Ich hatte nur Bilder gesehen, die die Vermieterin auf der Plattform bereitstellte, trotzdem mietete ich dieses Zimmer für 3 Monate. Im Endeffekt gefiel mir die Gegend nicht besonders, ich hatte einen unglaublich langen Weg zur Universität und auch sonst in die Stadt rein, und ich konnte meine Vermieterin überzeugen den Vertrag auf einen Monat zu verkürzen. Da ich die Wohnungssuche in Berlin kenne, hatte ich mich auf ähnlich stressige Situationen in London eingestellt und sollte nicht enttäuscht werden. Es ist zwar generell einfacher in London ein Zimmer zu finden, allerdings sind die Mietpreise enorm hoch für teilweise katastrophale Wohnsituationen. Nach sechs deprimierenden Wohnungsbesichtigungen entschied ich mich dann für ein wunderbares Zimmer in Kensington. Ich zahlte zwar im Endeffekt £700 monatlich, allerdings waren meine Mitbewohner und die Umgebung einwandfrei. Allerdings ist weder die Stadt, noch die Häuser für den Winter geeignet. Eines Tages waren es Minusgrade und es fiel Schnee. Hier bemerkte ich, dass mein Fenster undicht war und sich einige Schneeflocken bei geschlossenem Fenster in meinem Zimmer befanden. Außerdem froren unsere Wasserrohre ein, wir hatten für drei Tage kein laufendes Wasser. Einen Termin beim Plumber haben wir so schnell nicht bekommen, da sehr viele Londoner Wohnungen dasselbe Problem hatten.
Die Mieten in London sind so teuer, dass selbst Berufstätige in den äußeren Zonen Londons wohnen und die Wohnungen mit anderen Berufstätigen teilen müssen.
Nicht nur die Mietpreise sind enorm hoch, London ist eine unglaublich teure Stadt. Die öffentlichen Verkehrsmittel kosten wöchentlich ca. £34 in den Zonen 1-2 mit einer Oystercard. Hier ist definitiv eine Study-Oystercard zu empfehlen, die bei der Universität beantragt werden kann. Diese Karte ermäßigt die Wochen- oder Monatskarte um 30%! Die Study-Oystercard kann entweder nach Hause oder an die Universität gesendet werden. Da meine Karte in Croydon leider nie ankam, musste ich eine zweite bestellen, diese ließ ich an Universität liefern. Die Vernetzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist allerdings sehr gut. Die Underground ist gefühlt kleiner und zu Peak-Zeiten unerträglich voll. Auch wenn die Underground nachts nicht fährt, bringen einen die Busse sicher durch die Stadt. So kann man sich z.B. auch von Freizeit- zu Freizeitangebot fahren lassen. Webseiten (auch als App erhältlich) wie z.B. TimeOut London sammeln unendlich viele Freizeitangebote und ermöglich damit täglich neue Erlebnisse. Wie bereits erwähnt ist so gut wie alles in London sehr teuer (außer Museen!). Selbst Lebensmittel können ein gefühltes Vermögen kosten. So bezahlt man bei Tesco für eine Schale Himbeeren beispielweise £3, was fast den doppelten Preis aus vergleichbaren deutschen Läden darstellt.

Studienfach: Kulturwissenschaft/Anglistik/Amerikanistik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 04/2018

Gastuniversität:Birkbeck University of London

Gastland:Großbritannien


Rückblick

Rückblickend war mein Aufenthalt in London ein tolles Erlebnis. Ich habe sehr viele neue Leute kennengelernt, mein Englisch verbessern können und interessante Unikurse belegt. Selbst die negativen Erlebnisse, wie meine erste Unterkunft oder die teuren Lebensumstände, haben meine Auslandserfahrung zu etwas Besonderem gemacht. Ich hatte kaum Ersparnisse und hatte keinen festen Job in London, weshalb ich mir manchmal das Monatsende herbeigesehnt habe (ich muss hinzufügen, dass es Probleme mit meinem Auslands-BAföG gab, weshalb ich einige Zeit eine unglaublich geringe Summe erhielt!). Daher würde ich unbedingt dazu raten, 6 Monate in London entweder mit Ersparnissen anzutreten oder unverzüglich einen Nebenjob zu suchen. So oder so war der Reiseantritt nach London eine unglaublich gute Idee, die ich auf keinen Fall missen möchte.

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