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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Seit ich nach dem Abi ein Jahr in Frankreich verbracht hatte, war ich mir sicher, dass ich gern auch nochmal für ein Auslandssemester dorthin zurück möchte. Weil es in Frankreich nur eine Partneruniversität gibt, wurde mir die Entscheidung abgenommen und ich habe auch sehr schnell nach der Bewerbung die Zusage für mein Auslandssemester an der Universität in Tours bekommen. An der französischen Uni konnte man sich ab Oktober bewerben. Die online „pre registration“ war sehr einfach, die Uni verlangt keinen Sprachtest und nötige Unterlagen waren schnell zusammengesucht. Nachdem auch alles noch einmal postalisch versendet war, habe ich weitere Informationen vom Ansprechpartner des International Office in Tours, Frédéric Soreau, (frederic.soreau@univ-tours.fr) bekommen. Daraufhin habe ich auch die Kontaktdaten meines Koordinators erhalten, der mir die relevanten Kurslisten für Erasmus-Studierende geschickt hat, sodass ich mein LA erstellen konnte. Die Vorbereitung war insgesamt jedoch sehr kurzfristig, die wichtigsten Infos zum Studienstart kamen erst ein paar Tage vor Weihnachten, was zu manchem Stress geführt hat. Im Endeffekt hat sich aber immer alles rechtzeitig geregelt und sowohl die Mitarbeitenden im International Office in Potsdam, als auch in Tours standen immer für Fragen zur Verfügung. Das Sommersemester begann Mitte Januar, eine Einführungswoche gab es leider nicht, dafür ein Onlinemeeting, in dem die Uni, die Kurswahl, Sportkurse usw. vorgestellt wurden sowie eine vom ESN organisierte Stadt-Rallye, bei der gleich die ersten Kontakte zu anderen Erasmus-Studierenden entstanden.


Studienfach: 01/2022 - 05/2022

Aufenthaltsdauer: Patholinguistik

Gastuniversität: Université de Tours

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Das Studium in Frankreich ist, wie ich vorher auch von vielen gewarnt wurde, sehr verschult. Es gibt wie in Deutschland die Unterteilung in Vorlesungen (CM) und Seminare (TD). Es besteht immer Anwesenheitspflicht, was auch besonders in den Seminaren kontrolliert wird. Der Arbeitsaufwand erschien mir deutlich höher als in Deutschland. Je nach Kurs müssen im Semester wöchentlich Hausaufgaben, Präsentationen oder Gruppenprojekte vorbereitet werden. Die Sprachkurse speziell für Erasmus-Studierende werden ausschließlich über Leistungen im Semester bewertet, bei den anderen Kursen wird am Ende zusätzlich eine Prüfung oder Hausarbeit geschrieben. Die Bewertung erfolgt von 0-20, wobei 10 Punkte zum Bestehen nötig sind und eigentlich nie Noten über 18 vergeben werden. In den Kursen speziell für Erasmus-Studierende war die Betreuung immer sehr gut, da die Dozierenden mit dem Erasmus-Programm vertraut sind. In anderen Kursen musste man sich oft sehr lang durchfragen und wurde zu Sekretariaten weiterverwiesen, da die Dozierenden häufig keine Erfahrung mit Erasmus-Studierenden in ihren Kursen haben. Aber auch da haben sich alle Probleme immer gelöst und auch wenn es manchmal viel Aufwand war, hat man irgendwann eine mehr oder weniger zufriedenstellende Antwort bekommen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu anderen Erasmus Studierenden zu finden war sehr einfach, was definitiv an meiner Wohnsituation, den vielen vom ESN organisierten Events und den gemeinsamen Unikursen lag. Französische Studierende kennenzulernen war dahingegen schwieriger, da diese in den Kursen oft unter sich bleiben und wenig Interesse an Erasmus-Studierenden zeigten, wenn sie nicht selbst schon einmal im Ausland waren. Eine sehr gute Möglichkeit um Leute kennenzulernen und gleichzeitig Französisch zu sprechen ist das Tandemprogramm, welches ich allen absolut weiterempfehlen kann. Dieses wird vom Sprachenzentrum (CRL) organisiert und man kann sich am Anfang des Semesters anmelden. Man hat dann jede Woche die Möglichkeit, während einer Stunde mit einer oder 2 Muttersprachlern in entspannter Atmosphäre zu quatschen. Das Ziel ist, dass jeweils eine halbe Stunde auf Französisch und eine halbe Stunde in deiner Muttersprache gesprochen wird (oft aber auch auf Englisch, weil wenige Studierende Deutsch lernen). Dadurch profitieren beide und gleichzeitig entstehen viele Freundschaften. Zusätzlich kann man sich beim Buddy-Programm anmelden, ich habe meine Partnerin zwar erst im März bekommen, was natürlich für viele anfängliche Fragen dann zu spät war, aber wir haben uns sehr gut verstanden und auch dann noch viel zusammen unternommen und erlebt.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Französischkenntnisse waren schon vor dem Erasmus-Aufenthalt auf einem sehr guten Niveau, durch das alltägliche Leben in und mit der Sprache hat sich mein Sprachniveau jedoch auch weiterhin verbessert. Am Anfang des Semesters kann man einen Sprachtest absolvieren und wird daraufhin einem Niveau für die Französischkurse zugeteilt. Durch das universitäre Umfeld kamen dadurch auch noch einmal andere Komponenten, wie das Schreiben von Essays oder Debattieren dazu. Mit den anderen Erasmus Studierenden haben wir jedoch überwiegend auf Englisch geredet, wodurch sich zusätzlich auch mein Englisch verbessert hat.

Wohn- und Lebenssituation

Ich habe einen Platz im Wohnheim „Tanneurs“ des Crous (französisches Studierendenwerk) bekommen, welches direkt gegenüber der Uni, mitten in der Altstadt liegt. Die Bewerbung für ein Zimmer wird zusammen mit der Bewerbung an der Uni eingereicht und da immer ausreichend Plätze für Erasmus-Studierende reserviert werden, haben auch alle ein Zimmer bekommen. Die Lebenssituation in einem sehr spartanisch eingerichteten Zimmer von 9 qm, mit einem 1qm Bad und einer Gemeinschaftsküche für 40 Leute ist natürlich alles andere als luxuriös, aber für den Preis (270€/Monat), die perfekte Lage und die vielen anderen Erasmus-Studierenden, die dort wohnen, optimal. Da sowohl die Uni, der Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten und die komplette Innenstadt zu Fuß zu erreichen sind, war ich selten auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Man kann jedoch zum Studierendentarif ein Monatsabo für 20€ für Bus und Tram abschließen oder Fahrräder monateweise ausleihen. Die Lebenshaltungskosten sind definitiv höher als in Deutschland, es gibt jedoch viele Angebote für Studierende, um etwas Geld zu sparen. Das rote Kreuz (croix rouge) betreibt einen Second-Hand-Laden direkt bei der Uni und verteilt außerdem alle zwei Wochen gerettete Lebensmittel zu günstigen Preisen. Ein Einkauf auf einem der vielen Wochenmärkte ist ein absolutes Muss, dort bekommt man lokales Obst und Gemüse, aber auch bekannte (Käse-)Spezialitäten aus der Region zu gleichen Preisen wie im Supermarkt. Die vielen Trödelläden, Antiquariate und Flohmärkte sind natürlich auch sehr praktisch, um sich anfangs mit ein paar Basics auszustatten. Die Mensa bietet zwar ein „Menü“ mit Vorspeise, Hauptgang, Käse und Dessert für 3,10€, leider sind die vegetarischen Optionen jedoch noch nichts so ausgereift wie in Deutschland. Da die Uni direkt in der Innenstadt ist, hat man aber auch immer die Auswahl verschiedener Bäckereien und kleiner „restos“, bei denen man ein Studierendenmenü für wenig Geld bekommt. Die Uni bietet sehr viele Sportkurse an, das Loire-Tal ist berühmt zum Fahrradfahren und natürlich für seine Schlösser. Ausflüge dorthin werden regelmäßig vom ESN organisiert. Tours bietet außerdem ein großes kulturelles Angebot: mit Theater, Oper, Museen oder Kino ist für jede*n was dabei. Dafür lohnt sich der „pass culturell“, der an der Uni gekauft werden kann und fast überall Ermäßigungen oder sogar freien Eintritt ermöglicht. Die Stadt ist zwar nicht riesig, aber als Studierendenstadt ist es abends im Zentrum immer voll, und die Französ*innen sitzen sowieso immer draußen in den Bars, egal ob Winter oder Sommer. Man trifft immer ein bekanntes Gesicht auf dem Place Plume in der Altstadt, oder im Sommer in der „Guinguette“, einer Bar direkt am Loire-Ufer. Die Preise sind jedoch aufgrund der Beliebtheit bei Touristen sehr hoch. Ausflüge in die Umgebung, nach Nantes, an die Atlantikküste, nach Toulouse oder Paris habe ich mit Freunden viel selbst organisiert. Dafür bietet sich auf jeden Fall die Carte Rémi Liberté Jeune an. Diese ist kostenlos (https://www.yeps.fr/blog/articles/9F4DFECD-3556-4740-85D2-B035DC22BF4B) und man bekommt 50-66% Rabatt bei Fahrten mit der französischen Bahn in der Region Centre-Val de Loire.

Studienfach: 01/2022 - 05/2022

Aufenthaltsdauer: Patholinguistik

Gastuniversität: Université de Tours

Gastland: Frankreich


Rückblick

Insgesamt hatte ich eine wundervolle Zeit in Tours und kann ein Auslandssemester dort definitiv weiterempfehlen! Die Lebensart der Französ*innen hat mich wieder einmal begeistert, da könnten wir uns noch so einiges abschauen in Deutschland. Besonders die vielen internationalen Freundschaften, die während der Zeit entstanden sind und der Austausch über die verschiedensten Themen sind sehr wertvolle Dinge, die ich aus dieser Zeit mitnehme. Versucht auf jeden Fall einen Platz im Wohnheim „Tanneurs“ zu bekommen, dort sind die Wege kurz und ganz viele neue Freundschaften gewiss. Meldet euch zum Tandem und Buddy an - das ist meiner Erfahrung nach der einfachste Weg, mit Französ*innen in Kontakt zu kommen. Wichtig zu wissen ist noch, dass man als Erasmus-Studierende*r keinen Zugang zu den Kursen im zu Patholinguistik äquivalenten Studiengang hat. Wenn man aber damit zufrieden ist, das Semester mehr zur Erweiterung des eigenen Horizontes mit fachfremden Kursen und nicht zum Vorankommen im Studium zu sehen, stellt das absolut kein Problem dar.

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