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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Seit ich anfing zu studieren, war es mein Traum, eines Tages am Erasmus-Programm teilzunehmen. Anfang letzten Jahres war es dann soweit und ich bewarb mich um die Teilnahme. Leider fing kurze Zeit danach die Corona-Pandemie an, die den nachfolgenden Prozess nicht gerade vereinfachte. Bei der anfänglichen Orientierung waren der Erasmus- Beauftragte meines Fachbereichs und die Angestellten des International Offices eine große Hilfe für mich. Auch beim Ausfüllen der Formulare und Bewerbungen hatte ich daher keine großen Schwierigkeiten. Weniger Monate später erfolgte dann die Bewerbung an der Gastuni. Zu meiner Überraschung klappte auch dieser Schritt weitestgehend problemlos und ich erhielt kurze Zeit später die Bestätigung, dass ich im kommenden Semester in Frankreich studieren dürfte. Gegen Ende des Jahres begann meine Vorbereitung auf den Aufenthalt konkreter zu werden. Ich buchte mein Flugticket, belegte einen Sprachkurs, um meine Sprachskills noch ein wenig aufzufrischen, suchte nach einer Unterkunft und informierte mich über die Stadt, in der ich leben würde. Den letzten Monat vor Beginn der Reise nutzte ich, um mich bei meinen Freunden und meiner Familie zu verabschieden. Aber auch sonst hatte ich allerhand zu tun, da ich mich um Versicherungen und dergleichen kümmern musste.


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 01/2021 - 05/2021

Gastuniversität: Université de Versailles St-Quentin-en-Yvelines

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Als ich dann Mitte Januar in Paris ankam, steckte das Land mitten im dritten Lockdown. Ich war trotzdem sehr aufgeregt und gespannt, diese Stadt und ihre Einwohner kennenzulernen. Paris in Coronazeiten hat den Vorteil, dass man die Stadt, ihre Menschen und ihre Straßen für sich hat. Keine Horden von Touristen und drängelnde Massen. Auf der anderen Seite sollte mein Semester überwiegend online stattfinden, da es hieß, der Präsenzunterricht würde frühestens ab Anfang April wieder möglich sein. Letztendlich sollte der Onlineunterricht bis zum bitteren Ende beibehalten werden, bis auf sehr wenige Ausnahmen während des Semesters. Natürlich war ich mir der Nachteile eines Onlinesemesters bewusst und den Schwierigkeiten, denen ich als ausländischer Student ausgesetzt sein würde. Aber ich war auch gespannt zu sehen, wie der Unterricht an den französischen Universitäten war. Mein erster Eindruck von der Gastuniversität war jedoch leider kein guter. Ich kam am 15.01. an, da am 18.01. offiziell das Semester beginnen sollte. Das Kennlerntreffen für die Erasmusstudenten war für den 19.01. angesetzt. Ich wusste aber noch nicht, wie ich mich für Kurse anmelden konnte, geschweige denn auf welchen Seiten im Internet. Informationen hierzu waren leider nur in Französisch vorhanden. Mit Hilfe eines Freundes, dessen Französisch etwas besser war als meins, habe ich es dann doch irgendwie hingekriegt. Nachdem diese anfängliche Hürde überwunden war, kam ich schnell mit der Art und Weise vor Ort zurecht. Die für die Erasmus-Studenten zuständigen Mitarbeiter waren mega sympathisch und hilfsbereit. An sie konnte ich mich fortan immer wenden, wenn es irgendein Problem gab. Auch die einheimischen Studenten waren sehr freundlich und hilfsbereit, gaben uns jede Menge Tipps und Ratschläge für die Uni und Ideen für Aktivitäten in Paris während des Lockdowns. Die gleiche Erfahrung habe ich übrigens auch mit völlig fremden Menschen gemacht. Manchmal wurde ich auf der Straße angesprochen und gefragt ob ich Hilfe benötigte, vermutlich weil ich etwas ahnungslos in der Gegend rumschaute. Es ist jedoch definitiv wichtig, gut genug Französisch sprechen zu k önen, da Englisch für viele Leute immer noch ein enormes Problem darstellt.

Am Ende der ersten Woche hatte ich mich endlich erfolgreich für alle meine Kurse angemeldet. Die Dozenten reagierten verständnisvoll, als ich Ihnen erklärte, warum ich einige Einführungsveranstaltungen verpasst hatte. Den französischen Unterricht fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da er mir sehr schulisch vorkam. Die Studenten waren aufgefordert, während des Semesters die kursbegleitende Lektüre zu lesen, was ich so ja auch aus Deutschland kenne. Dazu kamen aber allerlei Abgaben, Hausaufgaben, Präsentationen und Zwischentests, die im Laufe des Semesters zu absolvieren waren. Außerdem gab es in der Mitte und am Ende des Semesters in fast allen Fächern eine Prüfung. Diese Leistungen waren natürlich auch alle benotet. Dadurch hatte ich einen ziemlich hohen Lernaufwand. Pro Kurs bekam ich auch nur drei ECTS, weshalb ich insgesamt zehn Kurse belegen musste, um auf die volle Punktzahl zu kommen. So ein System hat aber auch Vorteile, da man dadurch immer am Ball bleibt und nicht erst eine Woche vor den Endprüfungen alles auf einmal lernen muss. Eine weitere Eigenart des französischen Hochschulsystems ist, dass die Jahrgänge wie in Klassen organisiert sind, wodurch unter den Studenten ein schulklassenähnlicher Zusammenhalt entsteht. Da es meinen Studiengang so in Frankreich nicht gab, musste ich Kurse aus verschiedenen Jahrgängen und Fachbereichen belegen. Dadurch habe ich mehrere dieser Klassen kennengelernt, was sehr interessant und abwechslungsreich war. Gleichzeitig war es schwer, in diesen Gruppen richtig anzukommen, was vermutlich auch daran lag, dass wir uns immer nur online gesehen haben. Jedenfalls finde ich die französischen Studenten sehr engagiert und ziemlich fleißig. Für sie ist ein hohes Lernpensum völlig normal und die meisten fangen nach dem abgeschlossenen Abitur auch direkt mit dem Studium an. Auch die Dozenten in Frankreich unterscheiden sich in ihren Lernmethoden von den Deutschen. Neben den oben genannten schulischen Lehrmethoden sind sie auch sehr bemüht, die Namen ihrer Studenten zu kennen und in den Seminaren gab es fast immer angeregte Diskussionen. Die Dozenten haben auf mich einen überwiegend kompetenten und freundlichen Eindruck gemacht. Eine Besonderheit war jedoch ihre Strenge bei der Benotung.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Generell hatte ich das Semester hindurch mehr Kontakt zu ausländischen Studenten als zu einheimischen. Das lag zum einen daran, dass in meinem Studentenwohnheim hauptsächlich Ausländer untergebracht waren. Auch mit den anderen Erasmus-Studenten habe ich viel Zeit verbracht. Das Kennenlernen mit einheimischen Studenten war leider durch die Ausgangssperre und das Onlinesemester erschwert. Aber auch sonst, glaube ich, ist es nicht, leicht mit französischen Studenten schnell Freundschaft zu schließen. Obwohl sie auf der einen Seite sehr freundlich und hilfsbereit sind, sind sie auch etwas zurückhaltend, wenn es ums Kennenlernen geht. Vermutlich lag es aber auch einfach daran, dass mein Französisch und ihr Englisch einfach zu schlecht waren. Bis auf die französischen Studenten, die im Ausland waren, ist ihr Englisch auf keinem guten Niveau. Selbst bei einigen Dozenten hat man die Abneigung gespürt, Englisch zu sprechen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Damit kommen wir auch zum nächsten Punkt: Fremdsprachen. Ich hatte Französisch fünf Jahre in der Schule. Als ich mich aber entschied nach Frankreich zu gehen, hatte ich bereits fast alles wieder vergessen. Deshalb belegte ich einen Sprachkurs an der Uni Potsdam, um mein Wissen wieder ein bisschen aufzufrischen. Nach Abschluss dieses Kurses war mein Französisch gut genug, um mit den Leuten zu quatschen und Menschen kennenzulernen, aber nicht gut genug für den Unterricht. Deshalb belegte ich fast alle meine Kurse auf Englisch. Ohne Französisch kommt man in Frankreich nicht weit. Das hört sich erstmal selbstverständlich für jedes Land an, hat aber meiner Meinung nach in Frankreich nochmal ein extremeres Ausmaß. Egal ob im Supermarkt, bei der Corona-Teststelle oder in der Uni, Englisch ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür sind die meisten Franzosen aber sehr geduldige Gesprächspartner, wenn sie merken, dass man nicht so gut sprechen und verstehen kann. Es zählt für sie der Versuch. Als ich in Frankreich ankam, war mein Sprachniveau zwischen A2 und B1. Text- und Hörverst ndnis fielen mir leichter, mit Grammatik und Vokabeln hatte ich eher meine Schwierigkeiten. Sprechen war nur eine Frage der Übung, denn nach kurzer Zeit und einigen Situationen, in denen ich gezwungen war, meine Fähigkeiten anzuwenden, konnte ich mich eigentlich relativ sicher verständigen. Fünf Monate später habe ich den zweiten OLS-Test gemacht, bei dem B2 als mein neues Niveau herauskam. Ich habe mich in allen Bereichen verbessert, außer in Grammatik.

Wohn- und Lebenssituation

Auf das Studentenwohnheim bin ich durch meine Gastuni gestoßen, die mir in einem Willkommenspacket mit mehreren Dateien einen kleinen Ordner mit verschiedenen universitären Wohnmöglichkeiten zukommen ließ. Die Bewerbung verlief problemlos, erfolgte aber komplett auf Französisch, da bei der dortigen Organisation scheinbar niemand Englisch sprach. Bei der Studentenwohnung handelte es sich um ein Studio, was ich mir zusammen mit einem Mitbewohner teilte. Mit ihm habe ich mich super verstanden und wir sind sehr gute Freunde geworden. Dadurch war die gemeinsame Zeit vor allem während des Lockdowns auch etwas erträglicher. Bekannte von mir, die sich dafür entschieden, alleine zu leben, hatten mit der Einsamkeit mehr zu kämpfen. Die Angestellten der Unterkunft waren generell sehr freundlich, aber auch ziemlich streng. Merkwürdig fand ich vor allem, dass sie unangekündigte Wohnungsdurchsuchungen durchführten, da es uns verboten war, Besuch bei uns schlafen zu lassen. Ansonsten gab es aber nichts zu bemängeln, nichts war kaputt, der Kühlschrank, die Küche und das Bad waren sauber und ich hatte sogar einen Balkon und das alles für einen vergleichsweise niedrigen Preis. Meine Nachbarn waren ein sehr internationaler Haufen und meistens auch ziemlich cool. Die Residenz befand sich direkt am politikwissenschaftlichen Campus der Uni, wodurch ich keine fünf Minuten bis zu den Gebäuden zu gehen hatte, ein Vorteil, der mir in einem Onlinesemester jedoch nicht viel gebracht hat. Interessanter ist natürlich die Strecke nach Versailles und Paris. Der Bahnhof Saint Quentin war 10min bis 15min zu Fuß von der Residenz entfernt. Von dort benötigte man etwa 15min mit der Bahn bis nach Versailles und etwa 45min bis nach Paris- Montparnasse, wo man dann eigentlich schon im Zentrum war. Innerhalb von Paris benötigt man durchschnittlich auch etwa eine halbe Stunde, egal wohin es geht. Bahnen und Busse kommen eigentlich ziemlich zuverlässig und regelmäßig, sind dafür aber etwas langsam im Vergleich zu Berlin. Von den Ticketpreisen her ist Paris dafür aber günstiger. Eine große Hilfe durch die Organisation, die uns das Studentenwohnheim zur Verfügung stellte, war das kostenlose Essen in der Kantine, wo man an fünf Tagen in der Woche zweimal täglich eine warme Mahlzeit bekam. In der näheren Umgebung gibt es auch mehrere Supermärkte, Restaurants, Ärzte und alles was man braucht. Da die Ausgangsperre immer ab 18 Uhr losging, war nach Ende meiner Kurse häufig keine Zeit, noch nach Paris zu fahren, um was zu unternehmen. Daher war es ganz gut, diese Möglichkeiten direkt vor Ort zu haben. Ein weiterer Vorteil der Gegend ist der riesige Park, wo man hervorragend Sport machen oder einfach spazieren gehen kann.

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 01/2021 - 05/2021

Gastuniversität: Université de Versailles St-Quentin-en-Yvelines

Gastland: Frankreich


Rückblick

Rückblickend war es für mich trotz all der Umstände die schönste Zeit meines Studiums. Es war nicht immer leicht, während der Pandemie in einem fremden Land mit allem zurecht zu kommen, aber ich denke, dass ich es ganz gut gemeistert habe. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, mein Französisch verbessert und alle meine Kurse erfolgreich bestanden. Um nichts in der Welt hätte ich mir die Erfahrung nehmen lassen. In den letzten zwei Wochen meines Aufenthalts begann auch in Frankreich die Lockerung und ich kam nochmal in den Geschmack der Bars und Restaurants. Auch das Louvre oder das Chateau de Versailles öffneten wieder und in diesen Einrichtungen ist der Eintritt für Studenten sogar kostenlos. Diese neue Flut an schönen Eindrücken hat meinen Abschied natürlich nicht gerade einfach gemacht. Paris ist eine wundervolle Stadt und ich freue mich, bald wiederzukommen.

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