Hintergrund zum Forschungsprojekt:
Die sozial-ökologische Transformation zur „ressourcenleichten Green Economy“ wird entscheidend gehemmt, weil eine Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz durch technische Innovationen häufig zu Rebound-Effekten führt. Während sich die bisherige Forschung insbesondere mit direkten Rebound-Effekten und der Frage der Energieeffizienz auf der Makroebene beschäftigte, wurden warengruppenübergreifende, indirekte Rebound-Effekte auf der Ebene privater Haushalte und die damit verbundenen psychologischen Mechanismen noch nicht hinreichend analysiert und suffizienzbedingte Rebounds vernachlässigt. Rebound-Effekte stellen sich ein, wenn Konsumenten ihr Kauf- und Nutzungsverhalten infolge von Effizienz- und Suffizienzgewinnen in Form von höheren Nutzungsintensitäten oder zusätzlichen Käufen anpassen. Dadurch können potenzielle Einsparungen von Ressourcen und Treibhausgasen nicht vollständig ausgeschöpft werden.
Zentrale Forschungsfrage des Projekts:
Im Verbundprojekt iReliefs wurden an der Uni Potsdam zwei Teilprojekte bearbeitet:
- Suffiziente Lebens- und Konsumstile als Impulsgeber indirekter Rebounds: Eine warenkorbspezifische Analyse (TP 2)
- Lebensstilbezogene Interventionsstudien (TP 4)
TP2 war geleitet von der Forschungsfrage, in welcher Höhe Treibhausgasemissionen durch Rebound-Effekte entstehen, wenn bei Haushalten das Einkommen durch einen freiwilligen Konsumverzicht (Suffizienz-Handlung) ansteigt. TP4 war geleitet von der Fragestellung, ob verschwenderisches Konsumverhalten durch geeignete Appelle reduziert und die mit dem Konsumverzicht potenziell vorhandenen Rebounds ebenfalls verringert werden können.
Die zentrale Forschungsfrage des Projekts untersucht:
In TP2 wurde untersucht, in welcher Größenordnung freiwerdende Kaufkraft infolge eines Konsumverzichts in einem Bereich in andere Konsumbereiche überführt wird und in welcher Höhe dort Treibhausgasemissionen entstehen (suffizienzbedingte Rebound-Effekte). Dafür wurde mithilfe von Haushaltskonsumdaten von 2013, entnommen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts, eine Analyse durchgeführt, die die Treibhausgasemissionsprofile suffizienter Haushalte mit denen anderer Haushalte vergleicht. So lassen sich indirekte suffizienzbedingte Rebound-Effekte zwischen suffizienten und nicht-suffizienten Haushalten abschätzen.
In TP 4 wurde die Effektivität von drei kommunikativen Appellen zum Konsumverzicht (consume-less appeals), die sich im Framing (selbstbezogen/auf andere bezogen) und in der Tonalität (rational, emotional und normativ) unterschieden, experimentell untersucht. Zur Messung von Rebound-Effekten in der Folge von durch Appelle bewirkte Konsumreduktionen wurden Response-Variablen definiert, die einen potenziellen Mehrkonsum nach Suffizienz-Handlungen anzeigen.
Forschungsziel des Projekts:
Das TP2 fokussiert auf die Schätzung indirekter Rebound-Effekte infolge suffizienter Konsumpraktiken und einfacher Lebensstile. Auf Basis eines für Deutschland repräsentativen Datensatzes (Einkommens- und Verbrauchsstichprobe) sollten indirekte Rebounds von suffizienten Lebens- und Konsumstilen quantifiziert und Rebound-Muster sowie Austauschbeziehungen zwischen Konsumbereichen offengelegt werden. Die Quantifizierung sollte über eine komparative Warenkorbanalyse für suffiziente und nicht-suffiziente Lebensstile erfolgen.
TP4 fokussiert auf die Schätzung von suffizienzbedingten Rebound-Effekten im Rahmen von zwei experimentellen Interventionsstudien (Intervention 1: Feldexperiment bei einem Lebensmittelfilialisten; Intervention 2: Online-Experiment auf der Utopia-Plattform).