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„Die Ideale der Aufklärung hochhalten“ – Neujahrsempfang 2019 mit Appell zur Teilhabe

Uni-Präsident Oliver Günther (Mitte) mit Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch, Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert, Voltaire-Presiträger Milad Karimi und der Stifterin des Preises Friede Springer (v.l.n.r.). Foto: Karla Fritze.
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Uni-Präsident Oliver Günther (Mitte) mit Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch, Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert, Voltaire-Presiträger Milad Karimi und der Stifterin des Preises Friede Springer (v.l.n.r.). Foto: Karla Fritze.

„Die Welt befindet sich in extremer Bewegung und die Universität Potsdam bewegt sich mit ihr. Darauf als Universitas zu reagieren, heißt, sich auf unsere Tugenden zu besinnen und zu versuchen, dem Leben um uns die einer wissenschaftlichen Einrichtung angemessenen Impulse zu verleihen“, sagte Prof. Oliver Günther, Ph.D. auf dem Neujahrsempfang der Universität Potsdam am 16. Januar in Griebnitzsee. Vor mehr als 500 Gästen forderte er dazu auf, „als Universität Potsdam unseren Beitrag zu leisten, die Ideale der Aufklärung hochzuhalten und sie als Garanten von Frieden und Freiheit zu leben“. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Dr. Martina Münch betonte in ihrem Grußwort die gesellschaftspolitische Bedeutung der Universität. „Gerade vor dem Hintergrund aktueller politischer Krisen in Europa wie dem Brexit und der Zunahme von Nationalismus, Populismus und so genannter ‘alternativer Fakten‘, spielen Wissenschaft und Forschung als internationale Brückenbauer eine zentrale Rolle – sie füllen den europäischen Gedanken mit Leben und stehen für Innovationskraft und Zukunftsorientierung.“ Die Ministerin würdigte die Universität als Schrittmacher für die Wissenschaftslandschaft in Brandenburg. „Die Universität Potsdam ist nicht nur Brandenburgs größte Hochschule – sie hat sich zu einer überregional und international anerkannten wissenschaftlichen Einrichtung und zu einer Adresse leistungsstarker Forschung und moderner Lehre sowie eines intensiven Technologie- und Wissenstransfers entwickelt.“

Größte Herausforderungen seit der Gründung

Mit einem 30-prozentigen Wachstum, dem Ausbau der Lehrerbildung und zweier neuer Fakultäten steht die Universität Potsdam vor den größten Herausforderungen seit ihrer Gründung vor 27 Jahren. In seiner Neujahrsansprache warf Unipräsident Oliver Günther einen Blick auf Erreichtes und kommende Aufgaben. Im zurückliegenden Jahr sind entscheidende Weichen für den Ausbau der Universität Potsdam gestellt worden: Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „GO:UP - Innovationscampus Golm“ ging 2018 an den Start und wird den Universitätsstandort Golm in den kommenden Jahren zu einem Technologie-, Bildungs- und Gesellschaftscampus entwickeln. Die gemeinsam mit der BTU Cottbus-Senftenberg und der Medizinischen Hochschule Brandenburg getragene Gesundheitswissenschaftliche Fakultät wurde im Frühsommer gegründet und nimmt nun konkrete Formen an. Für die Lehrerbildung sind zusätzliche Landesmittel bewilligt worden, sodass pro Jahr 350 zusätzliche Studienplätze und 20 neue Professuren geschaffen werden können. Auch die gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-lnstitut gegründete Digital Engineering Fakultät kann – dank der großzügigen Unterstützung durch Prof. Hasso Plattner – deutlich ausgeweitet und der Campus Griebnitzsee noch attraktiver gestaltet werden. Nicht zuletzt wurden die zwölf vom Bund geförderten Tenure-Track-Professuren für den wissenschaftlichen Nachwuchs ausgeschrieben. Dass sich darauf über 1200 junge Forschende aus aller Welt bewarben, zeigt, dass sich die Universität Potsdam international zu einer guten Adresse entwickelt. Im weltweiten Times Higher Education Ranking platzierte sie sich im vergangenen Jahr erneut unter den Top 250. Bei den jungen Universitäten unter 50 Jahren ist die Hochschule deutschlandweit sogar die Nummer 1. Dieser Erfolg ist Ausdruck der Qualität nicht nur der Forschung, sondern auch der Lehre für mittlerweile fast 21.000 Studierende.

Verleihung des Voltaire-Preises 2019

Der Neujahrsempfang bot den festlichen Rahmen für die Verleihung des diesjährigen Voltaire-Preises für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an den afghanischen Philosophen Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi und würdigt seine außerordentliche fachliche Breite und seine Vermittlung zwischen den Kulturen. Milad Karimi gilt als eine der profiliertesten und bekanntesten Stimmen zum Islam in Deutschland und stellt sich immer auch den Fragen unserer Zeit. „Mit Expertise und Leidenschaft schafft er Verständnis für das Andere und greift Kernthemen wie religiöse Praxis, Toleranz und Zeugnis oder Verständnis des Anderen auf“, sagte der Vizepräsident der Universität Potsdam, Prof. Dr. Florian Schweigert, der die Laudatio hielt.
Der Voltaire-Preis wird von der Friede Springer Stiftung finanziert und seit 2017 einmal im Jahr an einen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin vergeben, der oder die sich für die Freiheit von Forschung und Lehre sowie für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzt. „Die Universität Potsdam sieht sich eng mit dem Gedankengut der Aufklärung verbunden“, betonte der Präsident der Universität und Jurymitglied Prof. Oliver Günther, Ph.D. Dabei spiele die Internationalisierung eine wichtige Rolle, denn sie sei ein integraler Bestandteil des universitären Lebens. „In diesem internationalen Kontext können wir als Universität dazu beitragen, Weltoffenheit, interkulturellen Austausch und Willkommenskultur zu fördern“, so Günther.
Friede Springer selbst gehörte beim Neujahrsempfang zu den ersten Gratulanten. In seiner Dankesrede betonte Ahmad Milad Karimi, dass die universitäre Bildung die vornehmste und langfristig wirksamste Form sei, populistischen Strömungen entgegenzutreten. „Denn die Universität ist geprägt und getragen vom Erlernen der Komplexitäten und Diversitäten, worüber wir so selten verfügen. Insofern stellt die Universität einen ausgezeichneten Ort für die Sensibilisierung und Kultivierung, ja für den besonderen Reiz mit Komplexitäten umzugehen und mit ihnen zu leben. In diesem Sinne ist die Freiheit von Forschung und Lehre, kurz: die Wissenschaft ein Gut, ein Wert an sich, kompromisslos und unkorrumpiert.“

Gründerprojekte ausgezeichnet

Traditionell bietet der Neujahrsempfang den festlichen Rahmen für weitere Ehrungen und Auszeichnungen: Der mit 500 Euro dotierte Technologietransferpreis von Potsdam Transfer und der UP Transfer GmbH ging in diesem Jahr an den Informatiker Thorsten Schaub, Professor für Wissensverarbeitung und Informationssysteme an der Universität Potsdam. Seit 2008 wurden an seinem Lehrstuhl mehrere Forschungsprojekte gefördert, an deren Ende die Entwicklung eines Algorithmus stand, der, mit den richtigen und wichtigen Parametern gefüttert, sehr komplexe Probleme lösen kann. Aus einem Projekt der Grundlagenforschung wurde so etwa ein Open Source Code, der die Basis für eine aus der Arbeitsgruppe heraus gegründete Firma bildet. Unter dem Namen Potassco Solutions (Potsdam Answer Set Solving Collection) bietet die Firma weltweit die Definition und das Übersetzen der konkreten Anwendungsprobleme für die Software an.
Auch der mit 500 Euro dotierte Guido-Reger-Gründerpreis wird alljährlich auf dem Neujahrsempfang von Potsdam Transfer verliehen. Ihn erhielten diesmal Carina Höltge, Maximilian Noah und Linda Suhm für ihr „Skin-Care“-Projekt, das seit November 2018 durch ein Exist-Stipendium an der Universität Potsdam gefördert wird. Das auf dem Campus Griebnitzsee angesiedelte Gründerteam beschäftigt sich mit der Individualisierung von Hautpflegeprodukten. Die Kombination von persönlicher Kundenansprache, State-of-the-Art-Technologie und individualisiertem Produkt habe das Potenzial, den Hautpflegemarkt zu revolutionieren, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung.

Die vollständige Rede des Präsidenten der Universität Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph.D., vom Neujahrsempfang 2019 finden Sie hier.

Die Videomitschnitte der Reden auf dem diesjährigen Neujahrsempfang finden Sie hier.

Text: Ante Horn-Conrad
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde