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[Anmerkungen] [Bibliographie] [Zitierhinweis] [Biographie (1917)]

David Friedländer - דוד פרידלענדר

(6. Dezember 1750 Königsberg - 25. Dezember 1834 Berlin), Kaufmann, Schriftsteller, Stadtrat

Biographie

von Uta Lohmann

Porträt eines Mannes im Profil, der in einem Ohrensessel sitzt. Er trägt eine dunkle, samtene Kopfbedeckung. Sein Blick ist ernst und nachdenklich.
Photo: Jewishencyclopaedia.com
David Friedländer Portrait von Julius Hübner, 1834

David Friedländer wird 1750 im ostpreußischen Königsberg geboren. Zu dieser Zeit sind die umfangreichen diskriminierenden Bestimmungen des Revidierten Generalreglements, denen die preußischen Juden rechtlich unterliegen, noch kein Jahr in Kraft. Die vom Staat erhobenen Steuern lasten drückend auf der Gemeinde, die solidarisch für die Aufbringung der Gelder haften muß. Der Vater Joachim Moses (Chaim Löb) Friedländer (1712-1776) erwarb durch die Heirat mit Henriette (Hinde) Fischel (1722-1787) den Schutzbrief seines verstorbenen Schwiegervaters und erhält als Schutzjude einige rechtliche Erleichterungen. Die Familie Friedländer hat sich zwölf Jahre vor Davids Geburt in Königsberg angesiedelt, ursprünglich stammt sie aus dem oberschlesischen Ort Friedland, wo sie in sehr armen Verhältnissen gelebt hatte. Joachim Moses Friedländer richtet ein Lager für Seiden-, Woll- und Rauchwaren ein, aus dem sich zunächst die bedeutendste jüdische Firma Königsbergs und schließlich eines der größten Handelshäuser Preußens entwickelt.

David Friedländer wird als achtes von zwölf Kindern geboren; fünf seiner Geschwister sterben schon früh. Dank ihres Wohlstands können die Eltern einen Privatlehrer für ihre Kinder anstellen. Zu den Unterrichtsfächern zählen neben den üblichen Elementarkenntnissen Bibel, Talmud und Rechnen, auch das Lesen und Schreiben der deutschen Sprache. Außerdem werden die Geschwister Friedländer im elterlichen Haus mit Werken der deutschen Aufklärung bekannt. So gewinnen die Schriften Lessings und Herders prägenden Einfluß auf den jungen David Friedländer. Die Vermögensverhältnisse, der väterliche Bildungsgrad und die gesellschaftlichen Kontakte weisen die Königsberger Familie bereits für die Mitte des 18. Jahrhunderts als Vertreter des neuen Wirtschafts- und Bildungsbürgertums aus. Sie leistet nach ihrem Vermögen einen beträchtlichen Beitrag zur Aufklärung und Bildung der Königsberger Judenschaft, indem sie arme Studenten finanziell unterstützt und Interessierten ihre Privatbibliothek zur Verfügung stellt.

David Friedländer siedelt 1771 nach Berlin über, wo er im folgenden Jahr in eine der führenden jüdischen Familien einheiratet: Seine Frau Blümchen (1752-1814) ist eine von zehn Töchtern des weit bekannten Bankiers, Fabrikanten und Ältesten der Berliner Judenschaft Daniel Itzig (1723-1799). 1791 wird die gesamte Familie Itzig naturalisiert, mit dem Naturalisationspatent werden ihr als absolute Ausnahmeerscheinung alle Rechte christlicher Bürger verliehen.

Nachdem Friedländer einige Jahre im Geschäft seines Schwiegervaters angestellt war, übernimmt er 1780 eine bereits existierende Seidenmanufaktur, die er erfolgreich weiterführt. Infolge seiner gutachterlichen Tätigkeit im Fabrikwesen und Dank seines Erfolgs als Kaufmann erhält er 1793 den Titel eines Assessors des Königlichen Manufaktur- und Kommerzkollegiums. Anfang 1797 wird er in das Kuratorium der Berlinischen Handlungsschule aufgenommen.

Schon Ende 1803, also erst 53jährig, übergibt Friedländer die Führung seiner Seidenfabrikation an seinen ältesten Sohn Benoni (1773-1858). Sein jüngerer Sohn Moses (1774-1840) gründet gemeinsam mit Moses Mendelssohns Sohn Joseph das bekannte Bankhaus Mendelssohn & Friedländer. Zuvor erhalten Benoni und Moses Friedländer in ihrem Elternhaus eine sorgfältige private Erziehung und umfassende humanistische Bildung. Einer ihrer Hauslehrer ist der junge Maskil Joel Löwe (auch Joel Bril genannt), der 1785 seine Übersetzung der Pessach-Haggada ihrer Mutter Blümchen Friedländer widmet.

1809 wird David Friedländer zum ersten jüdischen Stadtrat Berlins ernannt. Neben seinen Tätigkeiten als Assessor und Stadtrat ist er als Generaldeputierter sämtlicher Judenschaften in allen Phasen der Verhandlungen über eine Reform der rechtlichen Stellung der preußischen Juden, die sich mit Unterbrechungen von 1787 bis 1812 hinstrecken, beteiligt. Zwischen 1808 und 1814 gehört er außerdem zum Ältestenrat der jüdischen Gemeinde. Zwischen 1780 und 1789 hatte er zuvor schon seine erste Gemeindefunktion als Kassenrevisor inne.

Mit seinen unterschiedlichen Ämtern fällt Friedländer aus dem üblichen Aktionsrahmen der Maskilim heraus. Geht es den Maskilim vorrangig um die Erweiterung der hebräischen Publikationen, um die Verbesserung der jüdischen Erziehung und um die Festigung einer neuen gelehrten Führungsschicht, so unternimmt Friedländer zudem Anstrengungen, um die Gemeindeführung auszuwechseln, engagiert sich für größere soziale Gerechtigkeit und verfolgt unablässig politische Aktivitäten zur Erlangung bürgerlicher Rechte.[1] Auf diesen Gebieten ist Friedländer tatsächlich Einzelkämpfer, und er ist der einzige Maskil, der sich in politischen Gremien betätigt.

Von anderen bekannten Maskilim seiner Generation unterscheidet sich Friedländer grundlegend durch seine soziale Herkunft. Im Hinblick auf das wohlhabende Elternhaus, in dem das Deutsche Umgangssprache war und in dem er eine religiöse und säkulare Erziehung erhalten hat, ist er schon in der zweiten Generation ein Maskil, denn sein Vater hat bereits den Übergang von einer rein religiös geprägten, traditionellen Lebensweise zur säkularisierten Moderne vollzogen.

Von einigen der frühen Maskilim ist bekannt, daß sie sich christliche Gelehrte als Mentoren suchten, um bei ihnen in den Wissenschaften unterrichtet zu werden. Anders Friedländer: Er kommt als junger Privatgelehrter nach Berlin und findet hier einen jüdischen Mentor: Moses Mendelssohn. Über seine Freundschaft mit Mendelssohn schreibt Friedländer: „Schon seit dem Jahr 1772 war ich mit der Freundschaft unseres edlen Weltweisen von der Vorsehung beglückt worden. Ohne in den Wißenschaften eingeweiht zu seyn, war ich sein Schüler und Vertrauter“ (Einleitung zur 5. Aufl. des Phädon, 1814).

1778 gründet Friedländer gemeinsam mit seinem Schwager Isaak Daniel Itzig (1750-1806) die jüdische Freischule. Im folgenden Jahr gibt er das Lesebuch für jüdische Kinder mit Beiträgen Mendelssohns heraus, das in aufklärerischen Kreisen viel Anerkennung findet. Bei der Zusammenstellung der Texte sucht er Anregung bei den Lesebüchern der Philanthropisten, und dennoch schafft er mit seinem Lesebuch etwas ganz eigenes: Im Sinne der Aufklärung stellt er ‚jüdisches Unterrichtsmaterial’ zusammen, das bisher noch nicht vorliegt und erst später mit Mendelssohns Veröffentlichung der Tora-Übersetzung greifbar wird. Friedländers Lesebuch soll jedoch kein Ersatz für Mendelssohns Werk sein, sondern, entsprechend dem von Friedländer benutzten Lesebuch Sulzers mit gleichlautendem Titel, „Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens“ bieten. Das Lesebuch besitzt einen nicht unbedeutenden Stellenwert als Vorläufer nachfolgender maskilischer Projekte, wie der im Zusammenhang mit dem Bildungskonzept der Freischule geforderten Sittenlehre (Satanow 1784, Wessely 1786) und der 1786 veröffentlichten Übersetzung der jüdischen Gebete.[2]

Während Friedländer an der Zusammenstellung seines Lesebuchs arbeitet, ist Mendelssohn inmitten seiner über viele Jahre hinweg vorgenommenen Arbeit an der Übersetzung der Tora und der Psalmen, deren Endprodukte 1783 veröffentlicht werden. Friedländer schreibt nach Mendelssohns Tod dazu: „Diejenigen zehn Jahre durch, in welchen er sich mit der Psalmenübersetzung beschäftigte, bin ich fast täglich bei ihm gewesen. Er war so mittheilend, daß er sich über die specielle Ausarbeitung derselben mit mir besprach“ (Psalmenübersetzung, 528). Mendelssohn unterweist Friedländer demnach in seiner Art der Übersetzung. Seine philosophisch-ästhetische Methode zielt auf eine symbiotische Verbindung von Vernunft und Gefühl, Erkenntnis und Verinnerlichung. Diesem Konzept folgt Friedländer und widmet sich nach Mendelssohns Tod gemeinsam mit einigen jüngeren Maskilim der Übersetzung weiterer biblischer Bücher, der Propheten und Hagiographen. Für Friedländer sind Sprachgewalt und Schönheit im Ausdruck ein unabdingbares Mittel, um die Herzen für den lebendigen Geist der hebräischen Poesie zu öffnen, sie so für religiöse Erkenntnisse und sittliche Empfindungen empfänglich zu machen: „Die Bildung des Geistes muss aber mit der des Herzens gleichen Schritt halten. Dieses ist die große Aufgabe der Erziehungskunst“ (Verehrer, Freunde und Schüler, 21).[3] In die Reihe der zu übersetzenden biblischen Bücher werden die fünf Megilot (die fünf Schriftrollen: Prediger, Hohelied, Ruth, Klagelieder, Esther) 1788 von Joel Löwe und Aaron Wolfssohn kommentiert herausgegeben, wobei Friedländer die Übersetzung von Kohelet (des Prediger Salomon) nach Mendelssohns Kommentar übernimmt. Ein Gemeinschaftswerk vieler Maskilim ist die Übersetzung der Haftarot, die 1790/91 herauskommt. Daran beteiligt sind unter anderen auch Löwe und Friedländer sowie dessen Söhne Benoni und Moses.[4]

Sämtliche Übersetzungen werden in hebräischen Buchstaben und mit hebräischer Kommentierung gedruckt. Nur Friedländer publiziert seine Übersetzung des Predigers gleichzeitig auch in deutscher Schrift bei einem christlichen Verleger, begleitet von der Abhandlung Über den besten Gebrauch der heiligen Schriften in pädagogischer Rücksicht (1788). Das gesamte maskilische Übersetzungswerk erscheint in der Orientalischen Buchdruckerei, die 1784 von Friedländer mitbegründet wird und an die jüdische Freischule angeschlossen ist. Bereits um diese Zeit scheidet Friedländer aus dem Direktorat der Freischule aus, behält jedoch eine entscheidende Position innerhalb des Verlags der Orientalischen Buchdruckerei inne, indem er zumindest mitentscheidet, welche Bücher zur Veröffentlichung gelangen. 1786 erscheint hier auch seine deutsche Übersetzung der jüdischen Gebete in hebräischen Lettern, im Jahr darauf das von ihm herausgegebene Ha-Nefesh, eine hebräische Kurzfassung von Mendelssohns Phädon. Die Orientalische Buchdruckerei wird zu einem wichtigen Forum für die von den Maskilim angestrebte jüdische literarische Öffentlichkeit.

In Berlin nimmt der junge David Friedländer schnell Kontakt zu verschiedenen geselligen Kreisen auf. Er ist mit Marcus Herz befreundet und nimmt an dessen naturwissenschaftlichen und philosophischen Vorträgen teil, wie auch an der literarischen Gesellschaft von Henriette Herz. Er besucht eine der frühesten Lesegesellschaften in Berlin, die sich wöchentlich bei Dorothea Veit, der ältesten Tochter Moses Mendelssohns, zusammenfindet. Außerdem ist er regelmäßig Gast in dem musikalisch-literarischen Salon seiner Schwägerin Sara Levy. Andere Berliner Salons, die um 1800 entstehen und der Frühromantik zuzurechnen sind, besucht er jedoch nicht. Seine Wahl fällt nur auf diejenigen geselligen Kreise, in denen Wissenschaft und Kunst im Sinne der Aufklärung auf eine kritische und zugleich vergnügliche Weise betrieben werden.

Wichtig ist Friedländers Bekanntschaft mit den Mitgliedern der Berlinischen Mittwochsgesellschaft. Eng befreundet ist er neben Mendelssohn mit dem Schriftsteller und Verleger Friedrich Nicolai und mit Johann Jakob Engel, dem Professor für Moralphilosophie und schöne Wissenschaften sowie Direktor des Berliner Nationaltheaters. Eine neue Auflage seiner populärphilosophischen Essaysammlung Der Philosoph für die Welt (1801) widmet Engel „Herrn Assessor David Friedländer in Berlin, meinem edlen Freunde“. In dieser Auflage setzt Friedländer Mendelssohns Übersetzungen aus Talmud und Midrasch unter dem Titel „Proben rabbinischer Weisheit“ fort.

Friedländer selbst gehört der Mittwochsgesellschaft nicht an, ist später jedoch Mitglied der so genannten ‚zweiten Mittwochsgesellschaft’, die 1797 von Ignaz Feßler gegründet wird. In ihrer aufklärerischen Zielsetzung orientiert sich diese neue Lesegesellschaft an der ehemaligen Berliner Mittwochsgesellschaft, indem sie „wahre Aufklärung und Humanität verbreiten“ will. „Da sie Menschen von verschiedener Religion, verschiedenem Stande, verschiedenen Talenten und verschiedenen Gesinnungen sind, so entsteht ein wechselseitiger Tausch der Ideen wodurch eine lehrreich angenehme Unterhaltung, und ein von aller grober Sinnlichkeit entferntes Vergnügen erzeugt wird“, schreibt ein Zeitgenosse.[5] In diesem Sinne hat auch für Friedländer Geselligkeit die Bedeutung wechselseitiger Bildung. „– Aber der Mensch!“, so schreibt er 1817, „ist zur Gesellschaft und zur Geselligkeit gebohren und bestimmt. Ohne diese würde er sich weder erhalten noch fortpflanzen können. Aber wie viel gewinnt er außerdem durch Gesellschaft und Geselligkeit! Wie wird der Spielraum seiner Fähigkeiten erweitert, die Gabe sich zu vervollkommnen verstärkt!“ (Erbauungsreden II, 20f.). Mit der Typisierung der Gesellschaftsmitglieder als ‚Gelehrte, Künstler, Staatsmänner’ ist gleichsam Friedländers Freundeskreis skizziert, der sich aus seinem noch erhaltenen Briefwechsel rekonstruieren läßt.

Seine vielschichtigen gesellschaftlichen Beziehungen nutzt Friedländer dafür, umfangreiche kulturelle Sammlungen anzulegen. Schon im frühen 19. Jahrhundert sind die Friedländerschen Sammlungen, die er gemeinsam mit seinem Sohn Benoni anlegt, auch überregional bekannt.

Bereits in seinen frühen Berliner Jahren nimmt Friedländer Kontakt zu Künstlern und Kunsthändlern auf und beginnt, Gemälde und Zeichnungen zu sammeln, daneben erwirbt er Plastiken und Münzen. Friedländer ist jedoch nicht nur Sammler, sondern auch Auftraggeber. Zu seinen Kunstaufträgen zählen sein von Daniel Chodowiecki 1774 gestochenes Exlibris und die marmorne Mendelssohn-Büste, die 1785 in der jüdischen Freischule aufgestellt wird. Im selben Jahr fertigt Daniel Berger, der unter vielen anderen die Portraits von David und Blümchen Friedländer, Moses Mendelssohn, Isaak Daniel Itzig und Naphtali Herz Wessely in Kupfer sticht, eine allegorische Illustration als Titelabbildung zu den von Friedländer ins Deutsche übersetzten Gebeten der Juden auf das ganze Jahr (1786) an: „Eine Davidsharfe und ein Rauchfaß“. In der hebräischen Bibliothek der Haskala ist dieses Bild einzigartig. Mit ihm erhält der abstrakte Begriff des Gebets einen anschaulich-lebhaften Ausdruck. Das Bild ist ein Zeichen für Friedländers künstlerisches Bewußtsein, das ihn als Ästheten der Haskala ausweist.

1799 beauftragt er Johann Gottfried Schadow mit der Anfertigung der Tusche-Zeichnung „Sokrates im Kerker“. Aus der außergewöhnlich detaillierten Beschreibung des Bildes im Ausstellungskatalog der Kunstakademie von 1800 wird der inhaltliche Bezug zu Mendelssohns Phädon (zuerst 1767) deutlich.[6] Dieses religionsphilosophische Hauptwerk Mendelssohns gibt Friedländer später in mehreren Auflagen neu heraus (1814, 1819, 1821).

Neben seiner Kunstsammlung legt Friedländer eine bedeutsame Sammlung von Briefen und anderen handschriftlichen Dokumenten bekannter Persönlichkeiten an, die den Grundstock einer reichhaltigen, wertvollen und international bekannten Autographensammlung bildet: „Die Friedlaendersche Handschriftensammlung […] übertraf an Umfang und Inhalt alle deutschen Privatsammlungen ihrer Zeit und war über Deutschland hinaus weit und breit bekannt und geschätzt“.[7]

Seit den späten 1770er Jahren beschäftigt sich Friedländer intensiv mit erziehungsprogrammatischen Themen, die im Rahmen der von den Maskilim angestrebten kulturellen Modernisierung der (preußischen) Judenschaft von zentraler Bedeutung sind: Die durch ihn mitbegründete und unter seinem Direktorat stehende jüdische Freischule nimmt 1781 ihren geregelten Unterricht auf, und im folgenden Jahr veröffentlicht Naphtali Herz Wessely seine hebräische Schrift Divrej shalom we-emet. Diese Schrift, in deren Fokus eine modernisierte jüdische Erziehungspraxis steht, übersetzt Friedländer ins Deutsche (Sendschreiben).[8] Das Sendschreiben beinhaltet einige Ideen, die mit Friedländers Bildungskonzept übereinstimmen. Dazu zählt der hohe Stellenwert von Sittlichkeit, Moral und gesellschaftlichen Tugenden ebenso wie die damit in Verbindung stehende Bedeutung von Sprache und Ästhetik. Und dazu zählt nicht zuletzt auch die Bedeutsamkeit von Religion für die Bildung des Menschen, eine Bedeutsamkeit, der schon in der ersten Programmschrift der Freischule von 1783 Rechnung getragen wird. Hier bemüht sich die Freischuldirektion um die Aufnahme religiöser Unterrichtsinhalte neben den bisher gelehrten ausschließlich säkularen Fächern.[9] Als eine grundlegende Idee findet sich im Sendschreiben der Gedanke individuell verschiedenartiger Kräfte, die jedem Menschen innewohnen und die es zu aktivieren gilt: „jede Seele hat ihre eigenthümlichen Kräfte, durch welche sie sich ihrer Vervollkommnung nähert“, wie es in Friedländers Übersetzung heißt (Sendschreiben, 186). Die Entwicklung dieser vielfältigen „Kräfte und Seelenfähigkeiten“ diene der Vervollkommnung der gesamten „Nation“, denn sie seien die Voraussetzung dafür, „in jeder Kunst und Wissenschaft, gute und reiffe Werke des Verstandes hervorbringen“ zu können (185). Nur durch das Zusammenspiel der individuellen Fähigkeiten seien Fortschritt und Glückseligkeit möglich.

In den 1780er Jahren ist Friedländer nicht nur Erziehungstheoretiker und Schulpraktiker, er ist mit Leib und Seele auch Kaufmann. Beides, sein kaufmännisches und sein bildungsprogrammatisches Interesse, verbindet er in einer Abhandlung, die er 1785 ausarbeitet und fünf Jahre später unter dem Titel Briefe über die Moral des Handels (Moralbriefe) veröffentlichen läßt. Hier entwirft Friedländer eine „Theorie des Handels“. In kaum einem anderen Gewerbe der Welt komme es mehr auf den „Adel der Gesinnung“ an als im Handel (Moralbriefe, 67). Daher sei die sittliche Bildung Voraussetzung für die Redlichkeit eines Kaufmanns und müsse „durch Erziehung und gute, in früher Jugend eingepflanzte Grundsätze“ (65) erworben werden. Um „die Natur des Handels“ verstehen zu können, geht Friedländer in seiner Analyse zunächst von der menschlichen Natur aus. Der Mensch werde von dem Trieb geleitet, seine Existenz zu erhalten und seine Glückseligkeit beständig zu steigern: „Die Mittel die er [der Mensch] besitzt, diesen Endzweck zu erreichen, sind mannigfaltig und gewissermaßen unendlich. Herr von einer Menge Güter, ist er im Stande durch Thätigkeit, Fleiß und Geschicklichkeit sie zu vermehren und zu verbessern. Zu diesen Gütern muß man nicht allein sein äußeres, sondern auch sein inneres Vermögen rechnen. Nicht allein die Güter der Natur, die er anbaut, nicht allein die Produkte der Kunst, oder seines Fleißes, die er mit seinen arbeitsamen Händen hervorbringt; sondern auch seine Seelenkräfte, seine erlangten Kenntnisse und seine Zeit. Alles dieses gehöret zu seinem unstreitigen Eigenthum, und er bedient sich aller dieser Gegenstände zur Erreichung seines Haupt-Endzwecks: Erhaltung und Glückseligkeit“ (51). Ohne Handel würde die Menschheit „einen großen, wo nicht den größten Theil, ihrer Glückseligkeit entbehren“ müssen, denn die „drei großen Erfordernisse des Wohlstandes eines Staats“, die Friedländer mit „Volksmenge, National-Reichthum und Sicherheit des Eigenthums“ benennt, entfalteten sich mit der erfolgreichen Entwicklung des Handels (48). Da die menschliche Gesellschaft auf „unbeweglichen Grundpfeilern des Rechts“ basiere, sei es Aufgabe des Staats, diese zu sichern. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens müsse der Mensch jedoch die Freiheit haben, sich nach seinen eigenen Neigungen und Bedürfnissen zu betätigen, d.h. er solle durch inneren Antrieb und nicht durch äußere Einwirkung zur Tätigkeit veranlaßt sein.

Aufgrund seiner eigenen vielfältigen Lebenserfahrungen – als Kaufmann, als Geselliger, als Jude und Maskil – kommt Friedländer zu dem Schluß, daß bereits erworbene „gelehrte Kenntnisse“ für einen zum Kaufmann bestimmten Jüngling durchaus gewinnbringend seien. Und Friedländer verallgemeinert diese Aussage: „nützlich und anwendbar“ seien „erweiterte Begriffe jeder Art in jeglichem Berufe“, denn „wer seine Denkkraft geübt, Begriffe entwickeln, und richtig schließen gelernt hat, wird zu jedem Gewerbe eine Fertigkeit gut zu handeln, mitbringen, die von unschätzbarem Werth ist“ (Moralbriefe, 37). Inhaltlich richtet sich die allgemeine Menschenbildung auf die individuelle Entfaltung moralischer und intellektueller Fähigkeiten, mit dem Ziel, diese Fähigkeiten in den vielfältigsten Lebenslagen selbsttätig in Anwendung bringen zu können. Schon zur Entstehungszeit der Moralbriefe ist dieses neuhumanistische Bildungskonzept für Friedländer als Sprecher der unter erheblichen gesetzlichen, gewerblichen und sozialen Einschränkungen stehenden preußischen Judenschaft sehr viel sinnvoller und pragmatischer als die von den Philanthropisten propagierte erwerbsbezogene Erziehung zu bürgerlicher Nützlichkeit.

Friedländer, der jede seiner Abhandlungen in Beziehung zur aktuellen rechtlichen Lage, sozialen Situation oder kulturellen Beschaffenheit der Juden setzt, tritt auch als Generaldeputierter der rechtlichen Ungleichbehandlung und sozialen Diffamierung der Juden entgegen. Nach dem Scheitern der ersten Reformverhandlungen (1787-1792) veröffentlicht er Aktenmaterial aus den Verhandlungen. In den Schriftstücken der Generaldeputierten, wie auch in der Einleitung zu diesen Akten-Stücken die Reform der jüdischen Kolonieen in den Preußischen Staaten betreffend (1793) argumentiert er konsequent nach seinem freiheitlichen Konzept für eine sofortige und uneingeschränkte rechtliche Gleichstellung der Juden mit allen anderen Staatsbürgern. Die Halacha sei kein Hindernis, sondern durchaus mit den Staatsbürgerpflichten vereinbar (Aktenstücke, Einleitung, 16ff.). Eine Beseitigung aktueller Mißstände werde sich in Folge der staatsbürgerlichen Gleichstellung der Juden von selbst einstellen. Rechtliche Angleichung ist für Friedländer die Voraussetzung für eine umfassende Hebung aus sozialer und gewerblicher Diskriminierung einerseits sowie religiöser und kultureller Beschränkung andererseits. Er beruft sich dabei auf Vernunft und Gerechtigkeit: „Die Grundsätze der gesunden Vernunft und der natürlichen Billigkeit werden aber, in ihr Recht eingesetzt, immer fodern, daß man zu dem Juden nicht sage: Gehe, mache dich erst fähig, dem Staate so nützlich und brauchbar zu seyn, wie es die Andern sind; dann kannst du auch die Vortheile der Gesellschaft genießen; dann will ich dir auch die Wege des Erwerbes eröffnen; dann soll auch die Last der außerordentlichen Abgaben dir genommen werden: sondern umgekehrt. Man muß mit der Befreyung von den Lasten anfangen, um jene Brauchbarkeit zu bewirken“ (27f.). Friedländer kritisiert hier vehement den Gedanken einer Erziehung durch den Staat, wie er von Christian Wilhelm von Dohm ausgesprochen und auch von den zuständigen Staatsbeamten vertreten wird. Verbesserung in jeglicher Hinsicht könne nur im Geist der Freiheit bewirkt werden. Friedländer sieht hier die Regierung als Vorbild, deren Gesetzgebung grundlegenden Einfluß auf den Charakter und die Gesinnungsbildung der Bürger habe: „Beyspiel und Gewohnheit“ könnten „ohne bestimmte Vorschrift und Anführung, den Geist eines Volkes zum Guten und zum Bösen umwandeln“, die Fehler seien daher nicht in den Juden, „nicht in ihren Religionsgrundsätzen, sondern einzig und allein in der Regierung und in dem herrschenden Geist ihrer Mitunterthanen zu suchen“ (35). Der Grundgedanke, auf dem Friedländers Argumentation basiert, ist ein humanistischer: Mögen die Juden auch moralische Fehler haben, so sind diese doch historisch begründet und erklärlich, und Friedländer folgert daraus, „daß sie Menschen wie andere Menschen sind, daß, wie von gewissen Beschäftigungen gewisse Fertigkeiten und gewisse Tugenden abhangen, von andern wiederum gewisse Schwächen und Untugenden unzertrennlich sind“ (34).

Eine treffende zeitgenössische Charakteristik Friedländers entstammt der Feder Alexander von Humboldts, der sich wie sein älterer Bruder Wilhelm zu den ‚Schülern‘ Friedländers rechnete.[10] Zwei Tage nach Friedländers Tod schreibt Humboldt an dessen Sohn Benoni: „Der Verewigte gehörte zu denen, die wohlthätig auf meine Bildung, auf die Richtung meiner Ideen und Gefühle gewirkt haben. […] Kenntniß des Alterthums, Liebe zur spekulativen Philosophie, ein feines und sicheres Gefühl für poetische Schönheit, Fähigkeit durch die hohe Bildsamkeit unserer vaterländischen Sprache das schwierigste Problem der Uebertragung aus dem heiligen Orient kraftvoll zu lösen, – alle diese Gaben der Intelligenz waren in ihm mit den freiesten Ansichten über die Weltbegebenheiten, die wir mit ihm verlebt, mit der wärmsten und edelsten Anhänglichkeit an seinen unterdrückten Volksstamm gepaart. Er hat ein langes, schönes, genußreiches Leben vollbracht in dem Kreise einer Familie, die seinen geistigen Werth zu schätzen wußte, weil sie durch ihn und gleichartig gebildet war“.[11]

Porträt eines Mannes im Profil, der in einem Ohrensessel sitzt. Er trägt eine dunkle, samtene Kopfbedeckung. Sein Blick ist ernst und nachdenklich.
Photo: Jewishencyclopaedia.com
David Friedländer Portrait von Julius Hübner, 1834

Anmerkungen

[1] Vgl. Shmuel Feiner: Haskala – Jüdische Aufklärung. Geschichte einer kulturellen Revolution. Hildesheim 2007, 320. [2] Vgl. Isaak Satanows und Hartwig Wesselys Einleitung zu ihren Büchern der Moral in deutscher Übersetzung von Rainer Wenzel in: Uta Lohmann und Ingrid Lohmann (Hg.): „Lerne Vernunft!“ Jüdische Erziehungsprogramme zwischen Tradition und Modernisierung. Quellentexte aus der Zeit der Haskala, 1760-1811. Münster u.a. 2005, 86-91 und 100-106, sowie zur Übersetzung des Gebetbuchs Uta Lohmann: David Friedländer, Isaac Euchel und die Gebeteübersetzungen in ihrem bildungshistorischen Kontext. In: Christoph Schulte, Marion Aptroot, Andreas Kennecke (Hg.): Isaac Euchel. Der Kulturrevolutionär der jüdischen Aufklärung. Hannover 2009. (im Druck). [3] Vgl. Uta Lohmann: „Ein ganz neues Feld der Erkenntniß“ – David Friedländer zur Bedeutung der Ästhetik für die Bibelexegese der Haskala. In: Trumah 16 (2007): Haskala im 18. Jahrhundert, 49-71. [4] Haftarot mi-kol ha-shana. Berlin 1790/91. Prophetenlesungen für den Gottesdienst mit deutscher Übersetzung und hebräischen Anmerkungen, in Gemeinschaft von I. A. Euchel, J. Euchel, D. Friedländer, B. Friedländer, M. Friedländer, Jacob Sulzbach, B. Levin, E. Loewe, J. Loewe, M. Mendelssohn, G. Obrzicka, J. Pick, D. Theodor, A. Wolfssohn u.a. herausgegeben. [5] Wolf Davidson [anonym]: Briefe über Berlin. Landau 1798, 18. [6] Vgl. Claudia Czok: Schadow, Sokrates und das Judentum. Berlin und Köln 2002, 12f. [7] Vgl. Arend Buchholtz: Zur Geschichte der Sammlungen. In: Lessing, Bücher- und Handschriftensammlung. Band 1. Berlin 1914, I-III. [8] Friedländers Übersetzung des ‚Sendschreibens’ ist neu ediert in: Chevrat Chinuch Nearim. Die jüdische Freischule in Berlin (1778-1825) im Umfeld preußischer Bildungspolitik und jüdischer Kultusreform. Eine Quellensammlung. Hrsg. von Ingrid Lohmann und Uta Lohmann. Münster u.a. 2001, Dok. 32, 174-186. [9] Die Programmschrift der Freischule von 1783 ist neu ediert in: ebd., Dok. 49, 206-208. [10] Vgl. Ludwig Geiger: Briefe von, an und über Mendelssohn. In: Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur 20 (1917), 136. [11] Alexander von Humboldt an Benoni Friedländer, Berlin am 27. Dezember 1834; zit. nach J. Loewenberg: Wilhelm und Alexander v. Humboldt im Verkehr mit ihren ältesten jüdischen Freunden. In: Jahrbuch für Israeliten XII (1865/66), 70.

Bibliographie 

zusammengestellt von Uta Lohmann 

Bücher, Einzelveröffentlichungen

  • (anonym) Lesebuch für jüdische Kinder. Zum Besten der jüdischen Freyschule. Berlin: Voß 1779.
  • Naphtali Herz Wessely: Worte der Wahrheit und des Friedens an die gesammte jüdische Nation. Vorzüglich an diejenigen, so unter dem Schutze des glorreichen und großmächtigen Kaysers Josephs II. wohnen. Aus dem Hebräischen (von David Friedländer). Berlin 1782. [CCN, Dok. 32, S. 174-186]
  • Nachricht von dem gegenwärtigen Zustand, bisherigen Fortgang, und eigentlichen Endzweck der Freyschule (חברת חינוך נערים) zu Berlin. Berlin 1783 (gemeinsam mit Isaak Daniel Itzig). [CCN, Dok. 49, S. 206-208]
  • Preis auf den besten Entwurf einer nach jüdischen Grundsätzen abgefaßten Sittenlehre. Berlin 1783 (gemeinsam mit Isaak Daniel Itzig). [CCN, Dok. 50, S. 209]
  • Ankündigung der Übersetzung des Gebetbuchs תפילות ישראל [Tefilot Jisrael]. Berlin: [Orientalische Buchdruckerei] 1784.
  • פנקס וכתב הדת [Pinqas u-chetav ha-dat]. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1785 (gemeinsam mit Isaak Daniel Itzig). [Deutsche Übersetzung in: CCN, Dok. 77, S. 255-259]
  • סדר הגדה על פסח [Seder hagada ‘al pesach]. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1785 (Übersetzung von Joel Bril Löwe und David Friedländer, Vorwort und Anmerkungen von Joel Bril Löwe).
  • גבעטי דער יודן אויף דאס גאנצי יאהר [Gebete der Juden auf das ganze Jahr] (2. Teil von תפילות ישראל [Tefilot Jisrael]). Übersetzung mit Anmerkungen und Vorerinnerung von David Friedländer. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1786. [Vorwort in: CCN, Dok. 84, S. 267-270]
  • ספר הנפש [(Sefer) Ha-Nefesh]. Moses Mendelssohns Abhandlung „Die Seele”, hrsg. und aus dem Hebr. ins Deutsche übersetzt und mit einem Vorwort versehen von David Friedländer. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1787.
  • Der Prediger. Aus dem Hebräischen von David Friedländer. Berlin: Friedrich Maurer 1788.
  • מגלת קהלת [Megilat Qohelet]. Übersetzt von David Friedländer anhand des Biur von Moses Mendelssohn. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1788.
  • הפטרה לשחרית יום הכפורים [Haftara le-shacharit jom ha-kipurim]. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1788 (Vorwort und Übersetzung von David Friedländer).
  •  זענד-שרייבן אן דיא דייטשי יודן [Sendschreiben an die deutsche{n} Juden]. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1788 (Schreiben an meine Mit-Brüder in Deutschland; außerordentliche Beilage zu Ha-Measef IV (1788). [CCN, Dok. 90, S. 278-292]
  • הפטרות מכל השנה [Haftarot mi-kol ha-shana]. Zwei Abteilungen, Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1789/90 und 1790/91 (eingeleitet und teilweise übersetzt von David Friedländer).
  • פרקי אבות [Pirqej avot]. Sprüche der Väter, nebst einem hebräischen Commentar und deutscher Übersetzung. Wien 1791.
  • Vorlesung bey der erneuerten Todesfeyer Mendelssohns, gehalten in der jüdischen Gesellschaft zur Beförderung des Edlen und Schönen. Berlin: Vieweg 1791.
  • Akten-Stücke die Reform der jüdischen Kolonieen in den Preußischen Staaten betreffend. Berlin: Vossische Buchhandlung 1793.
  • Rosenlied der Korahiten. Bei der hohen Vermählungsfeier der Königlichen Prinzen mit den Prinzessinnen von Meklenburg-Strelitz. Gesungen in der Synagoge zu Berlin. Dezember 1793.
  • (anonym) Sendschreiben an Seine Hochwürden, Herrn Oberconsistorialrath und Probst Teller zu Berlin von einigen Hausvätern jüdischer Religion. 1. bis 3. Auflage (unverändert) Berlin: August Mylius 1799.
  • (anonym) Über die, durch die neue Organisation der Judenschaften in den Preußischen Staaten nothwendig gewordene, Umbildung 1) ihres Gottesdienstes in den Synagogen, 2) ihrer Unterrichts-Anstalten, und deren Lehrgegenstände, und 3) ihres Erziehungs-Wesens überhaupt. Ein Wort zu seiner Zeit. Berlin: Dieterici 1812. [CCN, Dok. 308, S. 672-680]
  • Moses Mendelssohn: Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele. Hrsg. und mit einer Einleitung versehen von David Friedländer. Berlin: Nicolai 1814.
  • Die heilige Schrift. Nach dem masorethischen Texte übersetzt von Moses Mendelssohn, David Friedländer, I. Euchel, A. Wolfsohn und andern bekannten Uebersetzern und Sachkundigen; für Bibelfreunde aller Konfessionen, zunächst für Israeliten bestimmt. Hrsg. von David Fränkel und von Moses Hirsch Bock. Dessau u. Berlin: Fränkel u. Nicolai 1815.
  • Reden, der Erbauung gebildeter Israeliten gewidmet. Berlin: Maurersche Buchhandlung 1815.
  • Reden der Erbauung gebildeter Israeliten gewidmet. Für Gönner und Freunde. Berlin: C.A. Stuhr 1817.
  • Briefe über die Moral des Handels, geschrieben im Jahr 1785 (für Gönner und Freunde aus der Zeitschrift Jedidja). Berlin 1818.
  • כתבי קדש נדפסים מחדש ומהודרים בתוספות רבות [Kitvej kodesh nidpasim me-chadash u-mehudarim be-tosefot rabot]. Die heiligen Schriften neu herausgegeben und mit vielen Zusätzen verziert von David Friedländer. Wien: Anton Schmied 1818.
  • Moses Mendelssohn. Fragmente von ihm und über ihn. Für Gönner und Freunde (aus der Zeitschrift Jedidja abgedruckt). Berlin: Enslin 1819.
  • Über die Verbesserung der Israeliten im Königreich Pohlen. Ein von der Regierung daselbst im Jahr 1816 abgefordertes Gutachten. Berlin: Nicolaische Buchhandlung 1819.
  • Beitrag zur Geschichte der Verfolgung der Juden im 19. Jahrhundert durch Schriftsteller. Ein Sendschreiben an die Frau von der Recke, geb. Gräfin von Medem. Berlin: Nicolaische Buchhandlung 1820.
  • Für Liebhaber morgenländischer Dichtkunst. Ein Versuch von David Friedländer. Berlin: Leopold Wilhelm Krause 1821.
  • An die Verehrer, Freunde und Schüler Jerusalems, Spaldings, Tellers, Herders und Löfflers. Leipzig: C.H.F. Hartmann 1823.
  • שני שירי רועים [Shnej shirej ro’im] – Zwei Idyllen. Urtext von Salomon Gessner. Übersetzt aus dem Deutschen in’s Hebräische im Jahre 1784 und 85 von David Friedländer. Neu abgedruckt und interpunktirt. Zum Nutzen der hebräischen Sprache Liebenden, und zur Unterstützung der dürftigen Schüler der israelitischen Gemeinde alhier. Berlin: Bei dem Verfasser und bei dem Buchhändler Ascher 1832.

Artikel

  •  אין שמחה לנפש כשמחת עשות החסד [Ejn simcha la-nefesh ke-simchat ’asot ha-chesed]. In: Ha-Measef I (1784), S. 20-24 (Idylle von Salomon Gessner, ins Hebräische übersetzt von David Friedländer). Zuerst als Anhang zu Isaak Satanow: ספר החזיון [Sefer ha-chisajon]. Berlin 1775.
  • מישאל הרועה [Mishal ha-ro’eh]. In: Ha-Measef II (1785), S. 52-53. (Übersetzung einer Idylle Gessners).
  • (anonym) Hebräische Buchhandlung der hiesigen jüdischen Freischule. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 7 (Juni 1786), S. 503-510. [CCN, Dok. 79, S. 261-263]
  • Etwas über die Mendelssohnsche Psalmenübersetzung. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 8 (Dezember 1786), S. 523-550.
  • (anonym) Ueber die frühe Beerdigung der Juden, ein Brief aus Prag, nebst einigen Urkunden. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 9 (April 1787), S. 317-333.
  • Über den besten Gebrauch der h. Schrift in pädagogischer Rücksicht. In: Der Prediger, S. 1-90. [Neudruck in: Uta Lohmann, Ingrid Lohmann (Hg.): „Lerne Vernunft!“ Jüdische Erziehungsprogramme zwischen Tradition und Modernisierung. Quellentexte aus der Zeit der Haskala, 1760-1811. Münster u.a. 2005 (Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland, Bd. 6), S. 61-81]
  • Worte der Herausgeber, die dem Institut für Knabenerziehung vorstehen. In: Obadja ben Baruch (Saul Berlin): ספר מצפה יקתאל [(Sefer) Mizpe Joqteel]. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1789 (gemeinsam mit Isaak Daniel Itzig).
  • (anonym) Freimüthige Gedanken eines Juden über den Vorschlag an die Juden, das Purimfest abzuschaffen. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 15 (Juni 1790), S. 563-577.
  • Briefe über die Moral des Handels, von einem jüdischen Kaufmann. In: Johann Friedrich Zöllner (Hg.): Lesebuch für alle Stände. Neunter Teil, Berlin 1790, S. 31-83.
  • Ein Gewissensfall im Handel. In: Johann Friedrich Zöllner (Hg.): Lesebuch für alle Stände. Neunter Teil, Berlin 1790, S. 22-30.
  • Hiob Kapitel 28. In: Ha-Measef VI/4 (1790), S. 323-327 (unkommentierte Übersetzung).
  • Schreiben des Herrn David Friedländer an den Verfasser. In: Aaron Wolfssohn: Abtalion. Berlin: Orientalische Buchdruckerei 1790.
  • Antwort der Juden in der Provinz Lothringen, auf die der Französischen Nationalversammlung von der sämmtlichen Stadtgemeinden der Stadt Straßburg überreichte Bittschrift (Übersetzung von David Friedländer). Berlin: Spener 1791.
  • Eine Rabbinische Parabel (Der Backofen des Achnai). In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 17 (Mai 1791), S. 474-477.
  • Korah, oder der Demagogenfeind. Eine Rabbinische Erzählung aus dem Midrasch. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 18 (August 1791), S. 117-119.
  • Vorlesung bey der erneuerten Todesfeyer Mendelssohns, gehalten in der jüdischen Gesellschaft zur Beförderung des Edlen und Schönen. In: Deutsche Monatsschrift. Berlin, März 1791, S. 217-229. [JubA 23 (1998), S. 296-305].
  • Ueber die Juden in Lothringen. An den Herrn Herausgeber. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 18 (Oktober 1791), S. 351-365.
  • Antwort der Juden in der Provinz Lothringen, Auf die der Nationalversammlung von der sämmtlichen Stadtgemeinde zu Strasburg überreichte Bittschrift (Übersetzung von David Friedländer). In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 18 (Oktober 1791), S. 365-392.
  • Empfehlungsschreiben zu: Isaak Satanow: מכתב מרפא נפש [Michtav marpe nefesh]. Berlin: [Orientalische Buchdruckerei] 1794.
  • Feier der Berlinischen Judenschaft bei der Ankunft und der Vermählung der Prinzessinnen von Meklenburg-Strelitz (Drei Gedichte). In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 23 (Februar 1794), S. 206-215.
  • Für Liebhaber Morgenländischer Dichtkunst. Ein Versuch von David Friedländer. An Herrn Gottleb Euchel in Königsberg in Preußen. In: Ha-Measef VII/1 (1794). Erste Zugabe. August 1794, S. 1-22.
  • Der weise Richter, und die zärtliche Gattinn. Eine Rabbinische Erzählung. In: Berlinische Monatsschrift, Jg. 25 (Mai 1795), S. 385-387.
  • Mythen und Erzählungen aus dem Talmud. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks, Jg. 1 (Juli 1795), S. 81-86.
  • An mein Bildniß, als ich es, der Verlobten meines Sohnes, an meinem Geburtstage überschickte. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks, Jg. 2 (1796), S. 186-188.
  • (Wg.) Rezension zu: Moses Philipson: Ueber die Verbesserung des Judeneids, ein auf Befehl des Königl. Kurfürstlichen Justizkanzeley zu Hannover verfaßtes Gutachten (Neustrelitz 1797). In: Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, Jg. 34/2 (1797), S. 546-554.
  • (anonym) Bemerkungen über die politisch-theologische Aufgabe in Betreff der Behandlung jüdischer Täuflinge, In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks, Jg. 5 (September 1799), S. 206-210.
  • (anonym) Politisch-theologische Aufgabe über die Behandlung der jüdischen Täuflinge. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks, Jg. 5 (März 1799), S. 228-239.
  • Proben rabbinischer Weisheit (Fortsetzung). In: Johann Jakob Engel (Hg.): Der Philosoph für die Welt. Erster Teil, Zwanzigstes Stück. Neue, vermehrte und verbesserte Ausgabe, Berlin: Myliussische Buchhandlung 1801, S. 315-334.
  • Kant und Herz. In: Neue Berlinische Monatsschrift, Jg. 13 (Februar 1805), S. 149-153.
  • Gedichte. Nach dem 42 und 43sten Psalm. In: Johann Friedrich Reichardt (Hg.): Berlinische Musikalische Zeitung, Jg. 2 (1806), Nr. 40, S. 159-160.
  • Abba Glosk. In: Neue Berlinische Monatsschrift, Jg. 22 (August 1809), S. 103-107.
  • Weltklugheit eines weisen Mannes. Eine Anekdote aus dem Leben Moses Mendelssohns. In: Neue Berlinische Monatsschrift, Jg. 21 (Januar 1809), S. 28-35.
  • Zur Sittengeschichte der Juden. Wandernde Büßer. In: Neue Berlinische Monatsschrift, Jg. 22 (September 1809), S. 184-190.
  • Andachtsübung und Gebet für die Judenschaft zu Berlin bei der Rückkehr Sr. Majestät des Königs in die Residenz. In: Sulamith III/2 (1810), S. 98-109.
  • Empfehlungsschreiben zu: Moses Hirsch Bock: Einige Worte an verehrungswerthe Hausväter jüdischer Religion zu Berlin – Ueber den Versuch: einen zweckmäßigen Religionsunterricht für ihre Söhne und Töchter zu veranstalten. Berlin 1810.
  • Ein ungedruckter Brief des Weltweisen, Moses Mendelssohn, vom 24. April 1773. In: Sulamith III/2 (1811), S. 73-77.
  • Weltklugheit eines weisen Mannes. Eine Anekdote aus dem Leben Moses Mendelssohns. In: Sulamith III/2 (1811), S. 146-151.
  • Gesammelte Blumen und Früchte zur neuern Sittengeschichte der Israeliten. In: Sulamith IV/1 (1812), S.145-149.
  • Der Backofen des Achnai (Aus dem Talmud). In: Sulamith IV/2 (1812), S. 31-33.
  • Andachtsübung eines Weltweisen. In: Jedidja I/1 (1817), S. 30-32.
  • Rede, gehalten vor einer Gesellschaft gebildeter Israeliten. In: Jedidja I/1 (1817), S. 38-56.
  • Rede über Psalm 19. In: Jedidja I/1 (1817), S. 133-149.
  • Briefe über die Moral des Handels. In: Jedidja I/2 (1817), S. 178-213.
  • Moses Mendelssohn. Von ihm und über ihn. In: Jedidja II/1 (1818/19), S. 13-40, S. 143-201. [JubA 23 (1998), S. 372-408]
  • Sokrates und Mendelssohn. Inschrift zum Titelkupfer des zweiten Jahrgangs dieser Zeitschrift. In: Jedidja III/2 (1820/21), S. 108.
  • Für Liebhaber morgenländischer Dichtkunst, ein Versuch von David Friedländer. In: Jedidja III/2 (1820/21), S. 149-179.
  • Drei Fragmente von Moses Mendelssohn, mitgetheilt von Herrn David Friedländer. In: Jedidja IV/1 (1822/23), S. 125-135.
  • Briefe über das Lesen der heiligen Schriften, nebst einer Übersetzung des sechsten und siebenten Capitels des Micha. In: Zeitschrift für die Wissenschaft des Judenthums I/1 (Berlin 1822), S. 68-94.
  • Michael Friedländer. In: Friedrich August Schmidt (Hg.): Neuer Nekrolog der Deutschen II/2 (1824). Ilmenau 1826, S. 749-755.
  • Commentar-Fragmente. In: Jedidja, Jg. 8 (1831), S. 244-254. 

 

Gedruckte Gutachten, Stellungnahmen, Briefwechsel (Auswahl)

  • CCN = Chevrat Chinuch Nearim. Die jüdische Freischule in Berlin (1778-1825) im Umfeld preußischer Bildungspolitik und jüdischer Kultusreform. Eine Quellensammlung, 2 Teile. Herausgegeben von Ingrid Lohmann, mitherausgegeben von Uta Lohmann. Münster u.a. 2001 (Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland, Bd. 1).
  • Ismar Freund: Die Emanzipation der Juden in Preußen unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes vom 11. März 1812. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der Juden in Preußen. Zweiter Band: Urkunden, Berlin 1912.
  • Ludwig Geiger: Geschichte der Juden in Berlin. 2 Bände, Berlin 1871-1890 (Reprint Leipzig 1989).
  • Ludwig Geiger: Vorträge und Versuche. Beiträge zur Litteratur-Geschichte. Dresden 1890.
  • JubA, Band 13: Moses Mendelssohn: Briefwechsel III. Stuttgart Bad-Cannstatt 1977.
  • Moritz Stern: Gutachten und Briefe David Friedländers. In: ZGJD VI (1935), S. 113-130.

Zitierhinweis:

Uta Lohmann: David Friedländer. Biographie und Bibliographie, in: haskala.net. Das online-Lexikon zur jüdischen Aufklärung / hg. von Christoph Schulte, URL<>, letzter Zugriff [Datum, Uhrzeit].