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Boxenstopp für den großen Traum – Potsdamer Hochschulambulanz betreut Nachwuchsrennfahrer im Porsche Supercup

Rookie Kas Haverkort auf der Strecke
Prof. Frank Mayer mit Rookie Kas Haverkort
Belastungstest auf dem Fahrrad
Messung der Rumpfkraft
Rookie-Trainer Marco Seefried
Foto : Porsche AG / hoch zwei
Rookie Kas Haverkort auf der Strecke
Foto : Porsche / Hoch Zwei
Prof. Frank Mayer mit Rookie Kas Haverkort
Foto : Kevin Ryl
Belastungstest auf dem Fahrrad
Foto : Kevin Ryl
Messung der Rumpfkraft
Foto : Kevin Ryl
Rookie-Trainer Marco Seefried

Große Hitze, enorme Beschleunigungs- und Fliehkräfte und extremer psychischer Druck – was von außen wie der gelebte Traum aussieht, ist harte Arbeit. Wer ins Cockpit eines Rennwagens will, muss gesund, topfit und trainiert sein, in jeder Hinsicht. Kein Wunder also, dass Rennfahrerinnen und -fahrer regelmäßig von Kopf bis Fuß durchgecheckt werden. Das wiederum ist ein Fall für die Hochschulambulanz der Universität Potsdam: Sie hat sich als durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) lizensiertes Medizinisches Untersuchungszentrum auf die Betreuung von Spitzenathleten spezialisiert. Zu diesen zählen seit einigen Jahren auch die Fahrer im Rookie Programm des Porsche Supercups, einer internationalen Rennserie, die im Rahmen der europäischen Formel 1-Rennen ausgetragen wird. Im Frühjahr 2024 waren die neuen acht Rookies zum Check-up in Potsdam.

Während eines Rennens stecken die Fahrerinnen und Fahrer in einem mit Technik vollgestopften, oft winzigen Cockpit, festgezurrt und unter einem Sicherheitshelm. In ihrem feuerfesten Overall wird es heiß, sie verlieren in kürzester Zeit mehrere Liter Flüssigkeit und verbrennen einige Tausend Kalorien. In jeder Kurve werden sie Beschleunigungs- und Fliehkräften ausgesetzt, die denen in einem Düsenjet gleichen. Die Muskulatur leistet Schwerstarbeit, Kopf und Nacken, aber auch Schultern, Arme und Beine stemmen im Rennverlauf viele Tausend Kilo. Extreme Bedingungen, unter denen die Fahrer*innen zugleich hellwach und reaktionsschnell sein müssen. Wer Fehler macht, landet im Kiesbett – mindestens. Und doch ist genau das ihr Traum. „Ich liebe es, will nichts anderes machen“, sagt Ariel Levi. Der viermalige Kartmeister Israels fährt seit 2022 in den Porsche Markenpokalen, seit Frühjahr 2024 für das Team GP Elite. „Wenn ich auf dem Asphalt bin, geht es mir gut.“

Gemeinsam mit sieben anderen Fahrern hat er es dieses Jahr ins Rookie Programm des Porsche Supercups geschafft. Mit diesem fördert Porsche Nachwuchsfahrer seiner prominentesten Markenpokal-Rennserie auf dem Weg zum Profi. Dafür werden sie ein ganzes Jahr lang von einem Coach begleitet, der sie unter anderem fahrerisch ausbildet, aber auch auf die einzelnen Rennen vorbereitet. Marco Seefried war selbst viele Jahre Rennfahrer, ehe er an die „Seitenlinie“ wechselte: „Wir wollen die Jungs einfach bestmöglich vorbereiten. Wir machen sie bei unserem Kick-off in Leipzig mit dem Auto vertraut, schauen auch mal tiefer rein.“ Auch PR-Arbeit und Teambuilding stehen dabei auf dem Programm. Außerdem geht der erfahrene Rennfahrer mit den Rookies jede Strecke vorher durch, macht sogar Vor-Ort-Begehungen und analysiert die Daten, die während der Rennen aufgezeichnet wurden. „Das ist für die Fahrer sehr wichtig, weil sie so am besten lernen, sich vergleichen können.“ Der Erfolg des Programms gibt Seefried und seinen Kollegen recht: Etliche der einstigen Rookies sind wenig später durchgestartet und heute Profis.

Das will auch Kas Haverkort schaffen, der dieses Jahr ebenfalls im Programm dabei ist. Der junge Niederländer sitzt in Rennwagen aller Art, seitdem er drei Jahre alt ist. „Ich konnte Kart fahren, bevor ich auf einem Fahrrad saß. Das tun zu können, was ich liebe, ist ein Traum!“ Schon als Schüler ist er überall auf der Welt Rennen gefahren. Bis zu 30 pro Jahr, wie er sagt. Bis in die Formula Regional European Championship, die Formel 3, hat er sich hochgekämpft. Die Schwierigkeit besteht für alle Fahrer darin, ein Team bzw. Sponsoren zu finden, die Cockpits sind rar. Kas Haverkort hat es geschafft, auch er fährt 2024 für das GP Elite im Porsche Supercup und dem Porsche Carrera Cup Deutschland.

Doch bevor auch Ariel Levi, Kas Haverkort und die anderen Nachwuchsfahrer auf die Strecke durften, mussten sie sich den Tests in der Potsdamer Hochschulambulanz stellen. Hier wurden sie auf Herz und Nieren geprüft, wie der Leiter der Ambulanz Prof. Dr. Frank Mayer ausführt: „Über drei Tage hinweg haben die Fahrer bei uns einen Gesundheits- und einen Fitnesscheck durchlaufen.“ Den Auftakt bildete eine ärztliche Untersuchung mit einer Überprüfung aller Ruhefunktionen von Herz und Lunge bis Augen und Ohren sowie einer Analyse von Blut und Körperkomposition. Es folgten Belastungsmessungen auf dem Fahrrad mit EKG und Atemanalyse. Den Abschluss des Gesundheitschecks bildet eine Ernährungsberatung, bei der ein Experte mit den Rookies ein Protokoll auswertet, das diese im Vorfeld für Tage lang führen mussten. Auch eine Schulung zu sportgerechter Ernährung, vor allem unter den Extrembedingungen im Motorsport, zählt dazu. „Die Ergebnisse des gesamten Checks sprechen wir mit den Fahrern direkt durch – und ziehen, wo nötig, auch Konsequenzen und beraten zum Beispiel, wer Physiotherapie braucht oder welche Maßnahmen zur Infektprophylaxe notwendig sind“, so der Sportmediziner. „Wer Rückenschmerzen hat, bekommt von uns gleich die passenden Übungen mit.“

Erst im zweiten Schritt absolvieren die Sportler einen Fitnesstest. „Aber wir wollen mit ihnen nicht höher, schneller, weiter“, sagt der Sportmediziner. „Uns geht es darum zu schauen, welche Fitness die Fahrer aktuell haben, um die Rennen, aber auch die vielen Reisen durchzustehen und nicht krankheitsbedingt auszufallen.“ Beim Check geht es zur Belastung aufs Laufband, außerdem werden Kraftmessungen für Rumpf und Beine durchgeführt. „Die meisten Fahrer bekommen Probleme mit Rückenschmerzen, manche auch im Knie und der Achillessehne. Deshalb schauen wir da besonders genau hin.“ Den Abschluss bildet ein Reaktionstest, bei dem es nicht allein um Schnelligkeit geht, wie Mayer erklärt. „Wir schauen auch, wie lange die Fahrer korrekt auf die angebotenen Reize reagieren. Das ist vor allem im Motorsport sehr wichtig und kaum kompensierbar. Die Fahrer müssen an den Rennwochenenden teilweise mehrere Stunden immer wieder schnell und unter hoher Belastung die richtigen Entscheidungen treffen.“ Nach dem Ende der Tests wertet Dr. Josefine Stoll von der Hochschulambulanz alle Ergebnisse mit den Fahrern individuell aus, schlägt ihnen, wo nötig, Trainingsprogramme vor, um sie bestmöglich medizinisch auf die anstehenden Strapazen vorzubereiten.

Frank Mayer kooperiert seit mehr als 20 Jahren mit der Motorsportabteilung von Porsche, brachte die Zusammenarbeit mit, als er 2006 nach Potsdam kam. Als offizieller Rennarzt des Supercups fährt er auch zu den acht Rennen der Serie. „Dort findet immer wieder ein Recall statt“, sagt er. „Wir können Fragen oder Probleme besprechen, aktuelle Daten anschauen und mit denen vom Check vergleichen. So können wir auftretende Probleme gut erkennen und schnell reagieren.“ Aber auch Josefine Stoll begleitet die Fahrer die ganze Saison über – bespricht in Videocalls, wie sie mit den Tipps, Hinweisen und Übungen zurechtkommen, steuert notfalls nach. Auf medizinischer Seite überlässt das Team der Hochschulambulanz nichts dem Zufall. Alles andere haben die Fahrer selbst in der Hand.

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Seit 1993 organisiert Porsche eine eigene internationale Markenpokal-Rennserie, den Porsche Supercup. Seit 2018 gibt es das Rookie Programm, mit dem Porsche die Nachwuchsfahrer der Rennserie fördert. Pro Jahr werden acht Fahrer aufgenommen. Voraussetzung ist, dass sie ein Team haben, das ihnen das Cockpit stellt, jünger als 25 Jahre sind und das Programm noch nicht absolviert haben. Neben der fahrerischen Ausbildung werden die Teilnehmenden auch in Sachen Fitness, mentales Training, Persönlichkeitsbildung und Vermarktung / Sponsorengewinnung unterstützt. Für die medizinische Betreuung im Vorfeld und während der Rennen des Supercups ist die Hochschulambulanz der Universität Potsdam zuständig.
https://motorsports.porsche.com/germany/de/category/mobil1supercup/pmsc-rookie-programme

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Die Hochschulambulanz wurde im November 2007 als medizinische Einrichtung unter der Verantwortung der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam eingerichtet und wird getragen durch die Professur für Sportmedizin und Sportorthopädie. Die Ambulanz ist Weiterbildungsstätte der Landesärztekammer Brandenburg und lizenziert als Medizinisches Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes. Sie ist u.a. verantwortlich für die Betreuung der Athletinnen und Athleten des Olympiastützpunkts Brandenburg sowie der Schülerinnen und Schüler der brandenburgischen Sportschulen.
https://www.uni-potsdam.de/de/sportmedizin