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Vom Glück der Unplanbarkeit – Linda Seutter von Lötzen schreibt Romane, modelt und studiert Politik und Wirtschaft

Linda Seutter von Lötzen
Foto : Sandra Scholz
Linda Seutter von Lötzen

Ich liebe es, durch den Regen zu laufen. Er bringt so viel Frische mit sich.“ Linda Seutter von Lötzen lächelt, als sie sich nach einem Regenschauer am Campus Neues Palais ein Glas Wasser einschenkt und durch ein Fenster nach draußen blickt. Sie hat an diesem Tag schon eine längere Reise hinter sich – wie so oft in ihrem bewegten Leben. Seit 2016 ist sie beruflich als Model in der ganzen Welt unterwegs, hat in Städten wie Istanbul gelebt und für verschiedene Marken gearbeitet, bis die Corona-Pandemie vor drei Jahren auch die Modewelt auf den Kopf stellte. „Die Pandemie hat meinen Blick auf die Zukunft verändert. Und auch in der Modeindustrie war die Unsicherheit groß“, erklärt Linda Seutter von Lötzen. „Diese Ungewissheit war neu, doch durch sie habe ich gelernt, dass man trotzdem nicht die Hoffnung aufgeben soll. Es gibt immer neue, auch positive Wendungen, die man nicht erwartet. So bekam ich viele neue Aufträge für Onlineshops.“

Im Gespräch mit Linda Seutter von Lötzen wird schnell klar, dass sie ihre Pläne und Ideen stringent verfolgt – wohl wissend, dass vieles in diesen Zeiten nur schwer planbar ist. So ist das Bachelorstudium Politik und Wirtschaft an der Universität Potsdam eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben, für die sie sich ganz bewusst entschieden hat. „Mich interessiert sehr, wie Politik und Wirtschaft ineinandergreifen. Und die Uni Potsdam war die einzige mit dieser Kombination als Ein-Fach-Bachelor. Gesellschaften zu analysieren gibt einem auch sehr viel für das Schreiben mit.“

Das Schreiben ist für Linda Seutter von Lötzen eine weitere, wenn auch weniger planbare Konstante in ihrem Leben. Und eine Leidenschaft, der sie beruflich erfolgreich nachgeht: So hat sie unter dem Künstlernamen „Pharah“, unter dem sie auch modelt, bereits zwei Romane veröffentlicht. Sie sind Teil der als Trilogie geplanten Jugendbuchserie „Miss Laurel“, in der Mode, Magie und Nachhaltigkeit im Zentrum stehen. Bereits als Kind hat sie Gedichte geschrieben und als Teenager erste Buchideen an Verlage geschickt. Es war ihr Traum, ein Buch zu veröffentlichen – und dafür wurde sie von vielen belächelt. Eine Erfahrung, die sie noch heute prägt. „Die Leute in meinem Umfeld haben nicht daran geglaubt, dass ich wirklich etwas veröffentlichen würde. Ich wurde nicht ernst genommen.“

Ganz anders verhielt es sich, als sie nach dem Abitur von Model-Scouts entdeckt wurde. Der Zuspruch, diese Chance wahrzunehmen und in das Modebusiness einzusteigen, war groß. Dennoch hat sich Linda Seutter von Lötzen diese Entscheidung nicht leichtgemacht. „Ich bin nicht naiv da reingegangen. Es ist eine Branche, in der es viel um Oberflächlichkeit geht. Ich habe sie von Anfang an wirtschaftlich gesehen.“ So groß die Ermunterung damals war, als Model zu arbeiten, so skeptisch sind nun die Stimmen, wenn sie anderen von diesem Beruf erzählt: „Nicht selten kommen dann kritische Fragen und viele können sich nichts darunter vorstellen. Ich denke, es ist generell ein Problem, dass man als Frau oft in Schubladen gesteckt wird – gerade, wenn man erfolgreich ist und mitdenkt. Die Leute scheinen dann das Gefühl zu haben, da stimmt was nicht.“ So hat Linda Seutter von Lötzen den Eindruck, sich als Autorin doppelt beweisen zu müssen, da schreibende Models nicht in die Schubladen passen, die Menschen im Kopf haben.

Zu kritischem Denken anzuregen, ist etwas, das Linda Seutter von Lötzen auch in ihren Büchern am Herzen liegt. Hier verbindet sie die Modewelt auf unterhaltsame Art mit dem Thema Magie. „Diese Kombination hatte ich bewusst gewählt, weil Mode auch etwas Magisches an sich hat. Kleidung verwandelt und verzaubert ein Stück weit. Das – in Verbindung mit Nachhaltigkeit – kommt bei meinen Leserinnen und Lesern gut an. Mir ist es wichtig, mich authentisch und trotzdem spannend, witzig und kindgerecht für junge Lesebegeisterte mit Mode auseinanderzusetzen.“ Linda Seutter von Lötzen schätzt es sehr, dass auch Jungen ihre Lesungen besuchen. Ihr Ziel ist es, Bücher zu schreiben, mit denen sich alle identifizieren können – und die Dinge auch mal offenzulassen, um den Lesenden die Möglichkeit zu geben, selbstkritisch darüber nachzudenken.

Fragt man Linda Seutter von Lötzen danach, was sie sich für die Zukunft wünscht, fällt ihre Antwort in Anbetracht der Krisen unserer Zeit fast angenehm trotzig aus. Sie passt zu der Sonne, die anlässlich des Fototermins am Campus der Universität strahlend zum Vorschein kommt. „Ich wünsche mir, glücklich zu sein.“

Linda Seutter von Lötzen auf Instagram: @pharah_onic

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2023 „Zukunft“ (PDF).