In ihrer Feldstudie konzentrierten sich die Forschenden auf die Unterscheidung zwischen den nasalen Lauten /n/ und /ŋ/ (gesprochen wie „ng“ im Wort eng) im Tagalog, der in den Philippinen am häufigsten gesprochenen Sprache. „Die Ergebnisse zeigen, dass Babys im Alter zwischen zehn und zwölf Monaten in der Lage sind, diese Unterschiede zu erkennen, während jüngere Säuglinge zwischen vier und sechs Monaten dies nicht tun“, erklärt die Erstautorin der Studie Dr. Rowena Garcia.
Diese Erkenntnisse unterstützen die Theorie der akustischen Salienz, die besagt, dass Kinder zum Erlernen schwer zu unterscheidender Sprachlaute zunächst ausreichend Erfahrung mit ihrer Umgebungssprache benötigen.
Damit widerspricht die Studie der Theorie, dass alle Babys von Geburt an alle Lautunterschiede wahrnehmen können. Sie weist zudem auf mögliche sprachübergreifende und kulturelle Unterschiede in den Entwicklungswegen von Säuglingen hin. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Forschungen in asiatischen Ländern überein, die ebenfalls eine späte Unterscheidung in der Muttersprache nahelegen. Es ist derzeit noch unklar, warum die Entwicklung der Sprachwahrnehmung im östlichen Teil des Globusses anders verläuft als im Westen. Ob dies mit besonderen sprachlichen Aspekten oder den Gegebenheiten, unter denen Babys aufwachsen, zu tun hat, wird Gegenstand zukünftiger Forschung sein müssen.
„Unsere Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die komplexen Faktoren zu verstehen, die die Sprachentwicklung bei Säuglingen prägen“, sagt Prof. Dr. Natalie Boll-Avetisyan. „Insbesondere sprachübergreifende Vergleiche könnten helfen, die unterschiedlichen Entwicklungen besser zu verstehen und dazu beizutragen, global fundierte Theorien über die Sprachentwicklung zu entwickeln.“
Die Studie im Internet:
Garcia, R., Valdez, M. C., & Boll-Avetisyan, N. (2025). Infants discriminate subtle nasal contrasts late: Evidence from field psycholinguistic experiments on Tagalog-learning infants in the Philippines. Developmental Psychology. Advance online publication. https://dx.doi.org/10.1037/dev0002053
Fotos:
2025_080_Foto 1_Rowena Garcia.jpg: Ein Stadtteil in Metro Manila, in dem die Teilnehmer leben. Foto: Dr. Rowena Garcia
2025_080_Foto 2_Rowena Garcia.jpg: Das mobile Babylab im Gemeindesaal der Nachbarschaft. Der verdeckte Teil ist der Bereich, in dem die Teilnehmer sitzen, wobei das Baby auf dem Schoß der Betreuungsperson sitzt. Foto: Dr. Rowena Garcia
Kontakt: Prof. Dr. Natalie Boll-Avetisyan, Professorin für Developmental Psycholinguistics
E-Mail: natalie.boll-avetisyanuuni-potsdampde
Telefon: 0331 977-2374
Medieninformation 09-09-2025 / Nr. 080