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Widerstand organisieren – Politikwissenschaftlerin untersucht mit ERC Starting Grant die Logistik von Protestcamps

Protestcamps, der Gruppe „Extinction Rebellion“, am Trafalgar Square. Das Foto ist von AdobeStock/Jez Campbell.
Foto : AdobeStock/Jez Campbell
Protestcamps, wie hier der Gruppe „Extinction Rebellion“ am Trafalgar Square, haben nicht selten eine komplexe Logistik. Wer sie wie organisiert und was sie über die Proteste aussagt, untersucht Dr. Anna Fruhstorfer in den kommenden Jahren mithilfe eines ERC Starting Grants.

Mit der Logistik von Protestcamps beschäftigt sich die Politikwissenschaftlerin Dr. Anna Fruhstorfer in einem groß angelegten Forschungsprojekt, das von der Europäischen Union mit einem ERC Starting Grant in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro gefördert wird. Gemeinsam mit zwei Forschenden wird sie in den kommenden fünf Jahren der Frage nachgehen, wie die Logistik von Protestcamps in nicht-demokratischen Regimen organisiert wird und welche Auswirkungen dies auf die Bewegungen sowie die Regimes hat.

In ihrem Forschungsprojekt „LOOPS – The Logistics of Popular Uprisings“ will die Wissenschaftlerin den sogenannten „Backstage“ revolutionärer Bewegungen genauer untersuchen. Welche Logistik lässt sich in Protestcamps beobachten? Wer stellt Suppenküchen, Dixi-Toiletten, Getränke und medizinische Grundausstattung bereit? Wie unterscheiden sich die Camps – insbesondere ihre Varianz, Quantität sowie der Grad an Professionalität: Handelt es sich dabei um Bottom-up-Prozesse oder um professionalisierte Unterstützung durch Eliten oder externe Akteure? Und welche Auswirkungen hat diese Unterstützung auf die Legitimität des Protests, eine mögliche erfolgreiche Demokratisierung oder sogar autokratische Stabilität und Resilienz?

Ziel des Projekts ist es, einen ersten umfassenden Datensatz zur Protestlogistik in autoritären Regimen zu erstellen. Dafür sollen drei Forschungsschwerpunkte mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen eingesetzt werden, wie Anna Fruhstorfer erklärt: „Mithilfe der Analyse von Bildmaterial werden wir fundamental neue Daten über die Art, den Umfang und die Professionalität der Logistik hinter den Kulissen sammeln. Zweitens werden wir diese umfassende vergleichende Perspektive durch wichtige und einzigartige qualitative Daten über die organisatorische und finanzielle Unterstützung dieser Logistik ergänzen. Und drittens untersuchen wir, wie sich unterschiedliche Logistiken – im Hintergrund von Volksaufständen – auf die Widerstandsfähigkeit von Autokraten und die nachhaltige demokratische Entwicklung auswirken.“
Die Europäische Union vergibt Anfang 2022 ERC Starting Grants an 397 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem Gesamtumfang von 619 Millionen Euro. Mit dem Projekt von Anna Fruhstorfer werden ab Sommer 2022 für die Laufzeit von 60 Monaten neben ihr als Principal Investigator eine Postdoc-, eine Doktorandenstelle sowie eine Reihe wissenschaftlicher Hilfskräfte gefördert.

Kontakt: Dr. Anna Fruhstorfer, Professur für Vergleichende Politikwissenschaft
E-Mail: fruhstorferuni-potsdamde
Telefon: 0331 977-3482

Medieninformation 10-01-2022 / Nr. 001