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Genetisch arm, aber gesund – Biologen untersuchen Genome von Schabrackenhyänen

Schabrackenhyänen weisen trotz ihres großen Verbreitungsgebietes überraschenderweise die geringste bei Säugetieren bisher gefundene genetische Variabilität auf. Auf ihre Gesundheit scheint das aber keinen negativen Einfluss zu haben. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Potsdam, des Tierparks Berlin und des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung hat erstmals die Genetik der Schabrackenhyäne untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Bestand seit einer Million Jahren kontinuierlich abnimmt. Die Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift Molecular Biology and Evolution veröffentlicht.       

Die Wissenschaftler sequenzierten die Genome von 15 Schabrackenhyänen (Parahyaena brunnea), auch als Strandwolf oder Braune Hyäne bekannt, aus dem Tierpark Berlin und aus dem gesamten Verbreitungsgebiet. Das Tierparktier, dessen Elterntiere Wildfänge waren, diente zur Erstellung eines sogenannten Hyänenreferenzgenoms. Die Studie zeigt überraschenderweise, dass die genetische Variabilität aller Hyänen außergewöhnlich gering ist. Schimpansen (Pan troglodytes) besitzen beispielsweise eine etwa 50-mal höhere genetische Vielfalt als die untersuchten Schabrackenhyänen. Selbst der Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii), die Tierart mit der nächst niedrigen genetischen Vielfalt, besitzt immer noch eine doppelt so hohe genetische Vielfalt. Auch Geparden (Acinonyx jubatus) und Pardelluchse (Lynx pardinus), die für ihre geringe genetische Vielfalt bekannt sind, zeigen deutlich größere Unterschiede auf.
Geringe Unterschiede im Genom weisen häufig auf eingeschränkte Lebensräume, kleine Populationen und Inzucht hin. Schabrackenhyänen leben heute aber auf einer Fläche von etwa 2,5 Millionen Quadratkilometern. Die Studie belegt zudem, dass die Tiere einen regen genetischen Austausch haben. Trotzdem ist ihre genetische Diversität extrem gering. Eine geringe genetische Vielfalt kann zum gehäuften Auftreten von Erbkrankheiten führen, wie zum Beispiel bei Pardelluchsen und Florida-Panthern (Puma concolor couguar). Im Gegensatz zu diesen, zeigen die untersuchten Schabrackenhyänen bisher jedoch keine Anzeichen von Inzucht oder genetisch bedingten Erbkrankheiten.
Die Schabrackenhyäne ist eine von vier Hyänenarten. Mit der kleinsten Populationsgröße von weniger als 10.000 Tieren ist sie auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“ als potentiell gefährdet verzeichnet. Seit dem Ende des Pleistozäns (vor etwa 11.700 Jahren) und mit dem damaligen Aussterben vieler Großsäugerarten beschleunigte sich der Populationsrückgang der Schabrackenhyäne. Trotz der geringen genetischen Unterschiede konnten die Wissenschaftler vier verschiedene Populationen dieser Tierart identifizieren, die vermutlich durch die aufkommende Naturweidewirtschaft vor 2.500 Jahren im südlichen Afrika voneinander getrennt wurden.
„Genetische Daten tragen dazu bei, die Populationsstruktur und -dynamik, genetische Vielfalt und die Geschichte von Tierarten besser zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse können für einen gezielten Artenschutz eingesetzt werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdam und Seniorautor der Studie. Hyänen besetzten als Jäger und Aasfresser eine wichtige Nische in Ökosystemen. Als Aasfresser unterstützen sie den Nährstoffkreislauf und verringern die Verbreitung von Krankheiten. Trotz ihrer geringen Zahl werden Schabrackenhyänen oft von Farmern als Schädlinge angesehen und aktiv gejagt oder vergiftet. Auch Trophäenjagd, Lebensraumverlust und Konflikte mit dem Straßenverkehr bedrohen diese Tierart.

Kontakt: Prof. Dr. Michael Hofreiter, Professor für Evolutionäre adaptive Genomik 
Telefon: 0331 977-6321
E-Mail: mhofreituni-potsdamde
Foto: Schabrackenhyäne (Foto: Ingrid Wiesel)
Internet:https://academic.oup.com/mbe/advance-article/doi/10.1093/molbev/msy037/4924857

Medieninformation 04-04-2018 / Nr. 047
Prof. Dr. Michael Hofreiter, Dr. Barbara Eckardt

Universität Potsdam
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Am Neuen Palais 10
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Online gestellt: Katharina Zimmer
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde