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Gott – Eine eigene Welt?

Gott - das kosmische Individuum

Der Panentheismus in der prozesstheologischen Spielart ist um eine konkrete Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Gott und Welt bemüht. In überzeugender Weise wird verdeutlicht, wie eine dynamische Liebesbeziehung zwischen der höchsten Realität und der Schöpfung denkbar ist, ohne dabei die Größe Gottes zu reduzieren oder die Freiheit der Geschöpfe zu unterminieren. Die Gott-Welt-Interaktion Gottes erfolgt dabei mit der im panentheistischen Sinne in Gott seienden Welt. Die in anderen, systematisch-theologischen oder pastoraltheologischen, Kontexten artikulierte allumfassende Liebe und Güte Gottes, in der sich die Schöpfung allzeit geborgen wissen soll, wird hier mit einem Gotteskonzept untermauert, das einerseits vor dem Forum der Vernunft bestehen möchte und andererseits jenen alltagstauglich-spirituellen Zuspruch verheißt.

Julia Enxing
Foto: Julia Enxing

Dr. habil. Julia Enxing ist katholische systematische Theologin mit Forschungsschwerpunkten im gegenwärtigen Schnittfeld von Theologie und Gesellschaft. 2012 wurde sie mit einer Arbeit zur Prozesstheologie Charles Hartshornes (Pustet 2013) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promotiviert und 2017 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen mit der Arbeit „Schuld und Sünde (in) der Kirche. Eine systematisch-theologische Untersuchung“ (Grünewald 2018) habilitiert. Seit 2019 vertritt Sie die Professur für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität Dresden.

Julia Enxing
Foto: Julia Enxing

In Gottes leerer Mitte - die Welt. Motive der lurianischen Kabbala

In der Kabbala des Isaak Luria und seiner Schüler, die in Safed am Ende des 16. Jahrhunderts entsteht, geht die Entstehung der "oberen Welten" der Erschaffung unserer Welt voran. Diese Entstehung vollzieht sich nach Art eines kosmischen Dramas in drei Stufen: Im Zimzum, der Selbstkontraktion Gottes, zieht sich zuerst der unendliche Gott von einem Raum in seiner eigenen Mitte zurück, in den hinein die oberen Welten durch göttliches Licht emaniert. Durch einen Überschuß göttlicher Energie kommt es sodann zum Bruch der Gefäße und zu kosmischer Unordnung, welche die Entstehung von Übeln ermöglicht. Erst in einem dritten Schritt kann es in der Zukunt zum Tikkun Olam, der Reparatur der Trümmer und Schalen, und damit zur Erlösung kommen, an welcher die Frommen mitwirken können. Das Narrativ von den oberen Welten und ihrer Entstehung erzählt die Vorgeschichte der irdischen Schöpfung, bietet eine Alternative zum Sündenfall.

Christoph Schulte
Foto: Christoph Schulte

Christoph Schulte ist Professor für Philosophie und Jüdische Studien an der Universität Potsdam, Promotion an der Freien Universität Berlin 1987 mit „radikal böse. Die Karriere des Bösen von Kant bis Nietztsche; Habilitation an der Universität Potsdam 1996 mit „Psychopathologie des Fin de siècle. Der Kulturkritiker Arzt und Zionist Max Nordau“. Buchpublikationen: Die jüdische Aufklärung. Philosophie Religion Geschichte. München 2002 (Gleim-Literaturpreis 2003). (Hg.) Moses Mendelssohn. Ausgewählte Werke. Studienausgabe. 2 Bde. Darmstadt 2009 u. 22012. Zimzum. Gott und Weltursprung. Berlin 2014.

Christoph Schulte
Foto: Christoph Schulte