Zum Hauptinhalt springen

Pangea Projekt an der Universität Potsdam

Logo der Hochschulgruppe Pangea
Foto: Pangea Projekt

 

Was ist das Pangea Projekt?

Anne & Micha: Pangea ist ein Hochschulgruppen-Projekt mit dem Ziel, die Kommunikation und den Austausch zwischen Geflüchteten und Personen ohne Fluchterfahrung zu unterstützen. Das Angebot gilt insbesondere für Studierende und neu angekommen Einwohner*innen von Potsdam. Wir sind aber generell ein offener Raum für alle Engagierten und Interessierten.

Wer engagiert sich bei dem Projekt?

A & M: Zumeist Studierende der Uni Potsdam, aber auch Alumni:ae oder andere Interessierte aus der Stadt. Generell setzen Teilnehmende unserer Angebote ihr Engagement für andere Menschen oft auch nach dem Studium fort.

Seit wann engagieren Sie sich beim Pangea Projekt und wie sind Sie dazu gekommen?

Anne: Direkt in meinem ersten Semester, das war 2018, habe ich mich bei dem Projekt-Seminar eingetragen und mitgemacht. Schon während meines Abiturs habe ich in der Geflüchtetenhilfe in Berlin gearbeitet und wollte das weiterführen. Ich habe am Seminar teilgenommen und bin dann dabei geblieben.

Micha: Ich bin im Sommersemester 2021 zur Hochschulgruppe dazugestoßen. Aufmerksam wurde ich auf Pangea durch das Seminar „Refugees Welcome“ im Rahmen des Studium Plus. Besonders gefiel mir die Kombination aus theoretisch vermitteltem Wissen in Blockseminaren und der praktischen Arbeit.

 

                    "Eigentlich können wir jede Fähigkeit und jedes Talent gut in das Pangea Projekt einbringen!"

 

Was ist dort Ihre genaue Aufgabe? Welche Aufgaben gibt es noch für Ehrenamtliche?

A: Angefangen habe ich im Kommunikationskurs (eines unserer Deutsch-Sprachkursangebote) und seit dem Wintersemester 2019 habe ich mich dann auch an der Leitung des Projektseminars beteiligt. Dazu gestalte ich gemeinsam mit Micha unsere Social-Media Präsenz und habe viele Vernetzungsaufgaben übernommen, zum Beispiel die Kooperation mit der Seebrücke. Vor Corona hatten wir einmal im Monat einen Tresen-Abend im KuZe [das studentische KulturZentrum in Potsdam], den konnten wir jetzt zu Glück wiederbeleben, dort bin ich die Ansprechperson.

Wir können immer Hilfe gebrauchen im Deutschkurs, in der Hausaufgabenhilfe und beim Sportprogramm, das wir für die Kinder einer Potsdamer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete anbieten. Außerdem brauchen wir Leute für unser Organisations-Team, die sich bereiterklären, etwas mehr Verantwortung zu übernehmen - für Vernetzung, Lokalpolitik, Projektanfragen und generelle administrative Aufgaben.

Eigentlich können wir jede Fähigkeit und jedes Talent gut in das Pangea Projekt einbringen, sofern die nötige Motivation vorhanden ist – bei neuen Ideen gründen natürlich auch gerne ein neues Teilprojekt!

M: Meine Aufgaben beziehen sich vor allem auf die Öffentlichkeitsarbeit. Sei es das Editieren unseres Magazins oder das Verwalten unserer Internetpräsenz. Natürlich fallen auch ab und zu kleinere Aufgaben an, welche über die Öffentlichkeitsarbeit hinausgehen. Außerdem kann man sich bei Pangea auch in der unmittelbaren Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund engagieren, z.B. durch den wöchentlichen Kommunikationskurs und die Hausaufgabenhilfe.

Welche drei Sachen haben Sie zuletzt für Ihren Einsatz bei Pangea erledigt?

A: Ich kontrolliere zurzeit die Prüfungsleistungen der Seminarteilnehmenden des letzten Projektseminars, außerdem arbeite ich an der Planung des nächsten Seminars und organisiere den nächsten Tresenabend im KuZe.

M: Ich war mit der Fertigstellung des ersten Pangea-Magazins beschäftigt, habe eine neue Struktur für unsere Website erarbeitet und unser neues Logo digitalisiert.

 

                    "Es geht vor allem um eine Grundhaltung für eine tolerante und liberale Gesellschaft."

 

Was studieren Sie? In welchem Verhältnis steht Ihr ehrenamtliches Engagement zu Ihrem Studium?

A: Ich studiere Soziologie, mit dem Ergänzungsfach Politik und Verwaltung. Ich glaube es gibt da total viele Überschneidungen zu Pangea. Ich sehe es als Praxis zu der Theorie, die ich erlerne und merke, wie sich das gegenseitig beeinflusst – z.B. welche Themen wir im Projektseminar behandeln und welche Texte wir zu Lesen aufgeben. Beispielsweise habe ich im letzten Semester alle Hausarbeiten zum Thema Flucht oder Migration verfasst, weil ich mich in diesem Gebiet mittlerweile am besten auskenne und das Gefühl habe, hier auch die größten persönlichen Erfahrungen und Kenntnisse miteinbinden zu können. Wir haben insgesamt sehr viele Soziologiestudierende im Projektseminar.

M: Mittlerweile studiere ich im 4. Semester Politik, Verwaltung und Organisation. Ich denke es gibt erstmal keinen direkten Bezug zu meinem Studium, es geht vor allem um eine Grundhaltung für eine tolerante und liberale Gesellschaft. Ich hoffe, dass ich meine Erfahrungen, die ich bei Pangea und im Studium sammle, auch später bei meiner Arbeit nach dem Studium einbringen kann, etwa um zivilgesellschaftliche Prozesse zu stärken.

Was finden Sie an Ihrer Arbeit bei Pangea besonders spannend, lohnenswert oder herausfordernd?

A: Am Anfang meines Studiums war Pangea ein wichtiger Anker für mich: die Möglichkeit sich zu engagieren und neue Leute kennenzulernen. Es hat mir ein Gefühl von Selbstverwirklichung und Tatendrang gegeben, das mir bis dahin gefehlt hat. Später, als ich dann immer stärker involviert war, hat es den größten Teil meiner freien Zeit neben dem Studium beansprucht. Es ist ein bedeutender Teil meines Lebens geworden, denn ich finde das Projekt sehr wichtig. Ich bin froh meinen Beitrag leisten zu können, dass Pangea weiterhin besteht.

M: Ich finde es besonders lohnenswert, wenn ein Projekt abgeschlossen ist, oder wenn sich die aufgebauten Strukturen soweit etabliert haben, dass sie von selbstständig funktionieren und weiterlaufen.

 

                    "Vorausgesetzt werden nur Offenheit und eine starke antirassistische Haltung."

 

Werden bestimmte Vorkenntnisse oder Fähigkeiten benötigt, um sich bei dem Projekt zu engagieren?

A: Nein, wir können alle Talente und Erfahrungen gebrauchen, die neue Teilnehmende mitbringen. Vorausgesetzt werden nur Offenheit und eine starke antirassistische Haltung. Und das Bedürfnis, zumindest ein bisschen Verantwortung zu übernehmen und sich zu verschiedenen Themen weiterzubilden. Das ist bei der Arbeit mit Menschen besonders wichtig. Um für eine Teilnahme am Projektseminar auch ECTS zu bekommen, muss man an der Uni Potsdam eingeschrieben sein. Das ist aber generell für eine Teilnahme bei Pangea nicht notwendig.

M: Ich kann nur für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sprechen. Eigentlich braucht man keine Vorkenntnisse, es reicht die Motivation, Projekte ins Leben zu rufen und sich konstruktiv einzubringen. Meiner Meinung nach kann man sich viel skills in der Öffentlichkeitsarbeit autodidaktisch beibringen. Ich persönlich hatte das Glück, Vorkenntnisse durch eine vorherige Ausbildung bei dem Erstellen des ersten Pangea-Magazins miteinfließen lassen zu können.

Wie läuft die Zuordnung der Ehrenamtlichen in die unterschiedlichen Teilprojekte ab? Wie werden Interessierte auf ihren jeweiligen Einsatz vorbereitet?

M: Meistens kommen die Ehrenamtlichen über das Seminar zu uns. Dabei werden am ersten Seminartag unsere verschiedenen Teilprojekte vorgestellt und miteinander kommuniziert, wer sich welche Aufgabe zutraut. Natürlich sind wir auch froh, wenn Menschen außerhalb des Seminars zu uns kommen. Zum anderen bieten wir seit diesem Semester einen Workshop an, um die Ehrenamtlichen besser für ihr Einsatzgebiet zu sensibilisieren und vorzubereiten. Ein solcher Workshop ist für das nächste Semester auch wieder in Planung.

A: Neben dem Seminar bieten wir auch regelmäßige Kennenlern-Treffen im KuZean. Dort könnt ihr uns und unsere Projekte kennenlernen. Alternativ könnt ihr uns auch per E-Mail (info[ät]pangea-projekt[punkt]de) oder über Instagram (@pangeaprojekt) kontaktieren. Vorbereitet werden neue Engagierte durch das Seminar, durch die Einweisung und Anleitung erfahrener Projektteilnehmender und durch Workshops und Weiterbildungen, die wir nach Bedarf organisieren. 

 

                    "Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und dabei selbst auszuprobieren.

                           Es ist eine tolle Chance, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und auszubauen!"

 

Haben Sie Tipps für andere Studierende, die sich ehrenamtlich engagieren möchten?

M: Ich denke man sollte sich im Vorhinein überlegen sollte welche Aufgaben man sich selbst zutraut bzw. in das Ehrenamt investieren kann. Sonst kann es schon mal stressiger werden zwischen Uni-Alltag, ehrenamtlicher Arbeit und evtl. noch einem Nebenjob.

A: Lernt eure zeitlichen Kapazitäten einzuschätzen! Das ist besonders wichtig, wenn ihr euch für eine längere Zeit engagieren möchtet. Studium und Ehrenamt sollten sich an diesen zeitlichen Kapazitäten orientieren. Man sollte sich außerdem der Verantwortung bewusst sein, die mit der Arbeit mit und für Menschen einhergeht. Es ist problematisch, einfach spontan mit einem Engagement aufzuhören, wenn man eine wichtige Position in einem Ehrenamtsprojekt übernommen hat.

Aber generell gilt: es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und dabei selbst auszuprobieren. Es ist eine tolle Chance, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und auszubauen! Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur gut für den Lebenslauf, sondern auch für die eigene Entwicklung. 

Vielen Dank für die ausführlichen Einblicke in die Tätigkeit beim Pangea Projekt!

Das Interview wurde im Oktober 2022 geführt.