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Projekte - Dr. Michael Navratil

Aktuelle Buchprojekte

Kontrafaktik der Gegenwart. Politische Realitätsvariationen bei Christian Kracht, Kathrin Röggla, Juli Zeh und Leif Randt (Dissertationsprojekt)

Das Dissertationsprojekt untersucht in fiktionstheoretischer, historischer und werkanalytischer Perspektive das Phänomen des fiktionalen, kontrafaktischen Erzählens (Kontrafaktik) als Modus politischen Schreibens in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Analysiert werden Texte, die ihr politisches Potenzial nicht aus einer realistischen Abbildung, sondern aus einer Modifikation, Umschreibung oder markierten Auslassung realweltlichen Materials beziehen (etwa historischer Fakten, dokumentarischen Materials, gesellschaftlicher oder staatlicher Tendenzen). Entwickelt wird ein genreüberschreitendes, fiktionstheoretisches Beschreibungs‑ und Analysemodell der Kontrafaktik, auf dessen Basis sich auch die besondere Prävalenz kontrafaktischer Erzählformen im Rahmen politischen Schreibens plausibilisieren lässt. Am Beispiel der Kontrafaktik kann aufgezeigt werden, dass amimetische Erzählformen keineswegs automatisch als eskapistisch zu bewerten sind, sondern dass gerade aus einer interpretatorischen Vermittlung zwischen Realität und fiktionaler Realitätsvariation politische Implikationen erwachsen können. Interpretationsgegenstand der Arbeit sind die historischen Romane Christian Krachts, der kreative Dokumentarismus Kathrin Rögglas sowie das utopische und dystopische Erzählen bei Juli Zeh und Leif Randt. (630 Seiten Manuskriptumfang, im Januar 2020 als Dissertationsschrift an der Universität Potsdam eingereicht)

Närrische Ordnungen. Daniel Kehlmanns Poetik der Neo-Moderne (Sachbuch)

Das Buchprojekt bietet unter dem Leitbegriff der ‚Neo-Moderne‘ einen Überblick zum Werk des bedeutenden Gegenwartsautors Daniel Kehlmann. ‚Moderne‘ bezeichnet dabei – im Anschluss an Kehlmanns eigene, durchaus schillernde Begriffsverwendung – weniger eine bestimmte Epoche als eine (tragische) Konfliktstruktur, die sich durch eine Spannung zwischen Ordnungsbestreben und Ordnungsverlust auszeichnet. Diese Spannung lässt sich auf unterschiedlichen Ebenen von Kehlmanns Schaffen identifizieren und interpretatorisch produktiv machen, etwa in Kehlmanns Konzeption eines ‚gebrochenen Realismus‘, der Darstellung moderne-initialer Umbruchsmomente in den Romanen „Die Vermessung der Welt“ und „Tyll“, den Künstlerkonzeptionen und der Gestaltung der Naturwissenschaften in den literarischen Werken sowie in Kehlmanns poetologischen Äußerungen und seinen Aktivitäten als Propagator einer bestimmten moderne, dezidiert anti-avantgardistischen Poetik. Insgesamt erschließt die Monografie die genuin moderne Problemkonstellation von Ordnung und Ordnungsbruch als Generalschlüssel zum Verständnis von Daniel Kehlmanns Werk und liefert damit zugleich eine Einführung in die diversen Felder von Kehlmanns Wirkens als Autor und ‚public intellectual‘.

Bühnenzauber und Denktheater. Geschichte der dramatischen Imagination von Goethes „Faust“ bis „Nosferatu“ (Habilitationsprojekt)

Das Habilitationsprojekt verfolgt die Geschichte der ‚dramatischen Imagination‘ von der Weimarer Klassik bis zur Weimarer Republik. Als dramatische Imaginationen werden dabei jene Aspekte einer durch das Drama evozierten fiktionalen Welt bezeichnet, die im Rahmen einer Aufführung nicht unmittelbar-szenisch dargestellt werden können, sondern durch den Leser (respektive Zuschauer bei der Aufführung) imaginativ ergänzt werden müssen, wie etwa fantastische Elemente, psychische Innenräume oder durch Erzählinstanzen vermittelte raumzeitliche Aspekte der fiktionalen Welt. Die Dramengeschichte des Langen 19. Jahrhunderts wird im Rahmen des Projekts unter einer spezifisch gattungs- und intermedialitätstheoretischen Fragestellung, nämlich der gattungsrelativen (Un-)Möglichkeit der Darstellung fiktionaler Welten und der medial spezifischen Formen einer imaginativen Vervollständigung dieser Welten, neu perspektiviert. Methodisch greift die Arbeit hierzu auf die Forschungsfelder der Dramen-Narratologie, der Fiktionstheorie und der Intermedialitätsforschung zurück. Mit Oper und Film werden darüber hinaus zwei an das Drama angrenzende Gattungen in den Blick genommen, inklusive ihrer medial spezifischen Möglichkeiten zur Imaginationserzeugung.

Abgeschlossene Projekte

Workshop: Daniel Kehlmann und die Gegenwartsliteratur. Dialogische Poetik, Werkpolitik und Populäres Schreiben. Universität Potsdam, 13.12.18-14.12.18 (zusammen mit Fabian Lampart, Iuditha Balint, Natalie Moser und Anna-Marie Humbert)

Tagung: Gesundheit erzählen: Ästhetik, Performanz und Ideologie seit 1800. Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), 25.10.18-27.10.18 (zusammen mit Letizia Dieckmann und Julian Menninger)

Monogamie, offene Beziehung, Polyamorie - drei Herausforderungen. Workshop für das Bundestreffen der Queer Stiftis in Barmstedt, 03.06.2017

2016: Mitglied des Organisationsteams für das Bundestreffen der Queer Stiftis (LGBT*-Gruppe der Studienstiftung des deutschen Volkes) in Colditz, 13.–16.05.2016

Forschungsschwerpunkte

Literaturgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert, besonders frühe Moderne und Gegenwartsliteratur

Fiktionstheorie, besonders kontrafaktisches Erzählen

Politisches Schreiben

Literatur und Psychologie, Psychoanalyse, Diskurse der Gesundheit

Drama: Geschichte, Poetik, Medialität

Geschlechtergeschichte und Gender Studies

Autoren: Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Franz Kafka, Friedrich Nietzsche, Daniel Kehlmann, Christian Kracht