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View of green oval leaves
Foto: Lorna MacKinnon
The endangered tree Uvariopsis dicaprio is only found in the Ebo Forest in Cameroon and was named after the actor Leonardo DiCaprio. He had strongly advocated for the preservation of the forest.

Wie die Pflanzen zu ihren Namen kamen – Benennungspraxis in der Botanik

Während der kolonialen Expansion wurden große Mengen an pflanzlichem Material und damit verbundenem lokalem Wissen von der ganzen Welt nach Europa gebracht. Um diese Flut an Materialien zu erschließen, wurden die in Europa vorherrschenden Modelle zur Klassifizierung der natürlichen Welt angewandt.1,2 Pflanzen wurden in das von Carl von Linné 1753 im Werk „Species Plantarum“ begründete System eingegliedert, das bis heute die Grundlage der wissenschaftlichen Namensgebung darstellt. Statt lokale Namen zu verwenden, wurden darin häufig „große Männer“ der europäischen Botanik und andere „Helden“ geehrt.2

Dieses System ist im wissenschaftlichen Bereich unverzichtbar. Die botanischen Namen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Pflanzen schon lange vor der vermeintlichen „Entdeckung“ durch Europäer von der indigenen Bevölkerung gekannt, benannt und genutzt wurden. Heute werden daher bei wissenschaftlichen Neubeschreibungen von Arten oft ganz explizit indigene Namen aufgegriffen.3

View of green oval leaves
Foto: Lorna MacKinnon
The endangered tree Uvariopsis dicaprio is only found in the Ebo Forest in Cameroon and was named after the actor Leonardo DiCaprio. He had strongly advocated for the preservation of the forest.
Pink flowers of Banisteriopsis caapi.
Foto: Vojtěch Zavadil
Flowers of Banisteriopsis caapi. They are pink at first, later white. The plant belongs to the Malpighiaceae family.

Auch im 19. Jahrhundert wurden gelegentlich einheimische Bezeichnungen für die wissenschaftliche Benennung von Pflanzen verwendet. Ein Beispiel ist Banisteriopsis caapi, die Ayahuasca-Liane. Die Pflanze hat neuerdings Bekanntheit durch ihre halluzinogenen Eigenschaften erlangt.5 Sie wurde zuerst durch den englischen Botaniker Richard Spruce wissenschaftlich bekannt, der ab 1849 viele Jahre lang im Amazonas-Tiefland sammelte6 und der auch die Bezeichnung überlieferte, welche durch den deutschen Pflanzengeographen August Grisebach wissenschaftlich fixiert wurde7.

Referenzen

[1] Schiebinger, Londa (1997): Verlorenes Wissen, Systeme der Ignoranz und die Beschränktheit der Taxonomie dargestellt am Beispiel der Flos Pavonis, einem Abortivum. In: FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur (Hg.): Früchte der Kunst - Hybrides aus Natur Wissenschaft, Kunst und Geschlecht (Nr. 23): FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur.

[2] Schiebinger, Londa; Swan, Claudia (Hg.) (2007): Colonial botany. Science, commerce, and politics in the early modern world. University of Pennsylvania Press. First paperback edition. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.

[3] Gillman, Len Norman; Wright, Shane Donald (2020): Restoring indigenous names in taxonomy. In: Communications biology 3 (1), S. 609. DOI: 10.1038/s42003-020-01344-y.

[4] Gosline, George, et al. (2022): Uvariopsis dicaprio (Annonaceae) a new tree species with notes on its pollination biology, and the Critically Endangered narrowly endemic plant species of the Ebo Forest, Cameroon. PeerJ 10:e12614 https://doi.org/10.7717/peerj.12614.

[5] Rätsch, Christian (2009): Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. 9. Auflage. AT Verlag.

[6] Burkhardt, Lotte (2018): Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Eine Sammlung eponymischer, biografischer und bibliografischer Angaben zu Ehrungen in der Pflanzenwelt. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin.

[7] Grisebach, August Heinrich Rudolph (1858): Malpighiaceae. In: Martius, C.F.P. de (Ed.) Flora Brasiliensis 12(1), S. 43.

Pink flowers of Banisteriopsis caapi.
Foto: Vojtěch Zavadil
Flowers of Banisteriopsis caapi. They are pink at first, later white. The plant belongs to the Malpighiaceae family.