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Cotton plants, genus Gossypium, develop capsule fruits that open when ripe, allowing the desired white seed hairs to emerge.
Foto: Ingo Kallmeyer
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Koloniale Faserproduktion: Baumwollanbau

Baumwolle wird in Indien schon seit 5000 Jahren angebaut. Über arabische Händler gelangte die Baumwollpflanze nach Nordafrika, Sizilien und Südspanien. Bis ins 18. Jahrhundert war die Faser in Europa rar und teuer.1 Mit dem Anstieg der Weltproduktion verlagerten sich die Hauptanbaugebiete nach Nordamerika, gefördert durch anscheinend unbegrenzte Landreserven und den Einsatz versklavter Menschen aus Afrika. Sie wurden für die sehr zeit- und arbeitsaufwendige Ernte verschleppt.1

Der steigende Baumwollbedarf in Europa kam durch die mechanisierte Textilindustrie während der industriellen Revolution und durch den Bevölkerungsanstieg zustande.2 Mit Erwerb von Kolonien stiegen auch die Deutschen in den kolonialen Baumwollanbau ein. Den Anbau und Abtransport der Rohstoffe mussten die kolonialisierten Afrikaner*innen unter Arbeitszwang verrichten, was sich für die Betroffenen nur wenig von Versklavung unterschied.1,2

Baumwolle ist eine sehr alte Kulturpflanze. Bemerkenswert ist, dass mindestens vier Gesellschaften möglicherweise unabhängig voneinander diese Pflanzengattung domestizierten. Zweimal geschah dies in der „Neuen Welt“ mit den Arten Gossypium hirsutum und Gossypium barbadense und in der „Alten Welt“ je einmal in Asien (Gossypium arboreum) und Afrika (Gossypium herbaceum).3

Vermutlich erfolgte die Domestizierung in der „Alten Welt“ nur nördlich der Sahara.3 Der Versuch, in deutschen Kolonien in Afrika Baumwollanbau zu etablieren, traf dort dementsprechend nicht auf bereits bestehende Kulturerfahrungen.

Die Baumwollversorgung Deutschlands spitzte sich um1900 durch die marktbeherrschende Stellung der USA zur sogenannten „Baumwollfrage“ zu. Zwischen 1900 und 1907 wurden insgesamt 1,7 Millionen Mark in die Förderung des Baumwollanbaus in den deutschen „Schutzgebieten“ investiert, um dieses spezielle Wirtschaftsproblem zu lösen.1

Referenzen

[1] Döpker, Tobias (1999): Die Versorgung der deutschen Industrie mit Rohstoffen aus den eigenen Kolonien. Am Beispiel der Baumwolle. Magisterarbeit. GRIN Verlag, München. Online verfügbar unter www.grin.com/document/30183, zuletzt geprüft am 10.02.2023.

[2] Stadtarchiv Bielefeld (2007): Kolonialware Baumwolle. In: Kauft deutsche Bananen! Kolonialwaren und ihr Handel in Bielefeld. Unter Mitarbeit von Arbeitskreis Bielefeld postkolonial, Barbara Frey, Arnold Schulz, Frigga Tiletschke, Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld. Online verfügbar unter www.stadtarchiv-bielefeld.de/Portals/0/PDFs/Online-Ausstellungen/Kauft%20deutsche%20Bananen/18_Kolonialwaren_Bielefeld_Baumwolle.pdf, zuletzt geprüft am 10.02.2023.

[3] Baumwolle. Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Baumwolle, zuletzt geprüft am 27.03.2023.

Cotton plants, genus Gossypium, develop capsule fruits that open when ripe, allowing the desired white seed hairs to emerge.
Foto: Ingo Kallmeyer
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